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| Agnes Varda im Deutschen Filmmuseum Frankfurt |
„Der Strand und das Meer.“ Über Agnès Vardas Film „Les plages de Agnès“ (2012)
- von J. S. Piveckova
in: Gleisbauarbeiten
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| Agnes Varda im Deutschen Filmmuseum Frankfurt |
„Der Strand und das Meer.“ Über Agnès Vardas Film „Les plages de Agnès“ (2012)
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Die Hinterlassenschaften von Ereignissen: wie sie dröhnen und dicken Rauch spucken. Außerhalb der Shows zu leben!
Doch was gäbe es dort zu gewinnen?
Heut’ Nacht hat sich ein kirschgroßer Parasit in meine Wange gebohrt. Ich riss an ihm, wohl wissend, dass die Widerhaken an seinen langen, sehr dünnen Bohrwerkzeugen mir ein Loch ins Gesicht würden reißen. Je wilder ich zerrte, desto mehr Gift, wie einen heißen Strom, fühlte ich in meine Wange fließen, doch ich ließ nicht ab, bis du starbst. Metamorphosen, wie es scheint, sind nicht die ruhigen Wochen im Kokon, Metamorphosen sind geifernde Ungeheuer; im Kokon ist die Hölle los. Ah, mein Leitlicht, immerzu führst Du mich zurück ins Niemandsland, warum darf ich nicht wandeln auf sicherem Pfad, warum muss ich so viele sein. Lieber ein weiser Weg als ein solcher Wegweiser!
„Ich kann mich nicht abgrenzen“, erzählt meine Freundin, „ich spüre die Kriege, jede Minute, ich spüre die Zusammenrottungen, die Ungerechtigkeiten, die blanken Gefühle, jeden Tag dringen sie erneut in mich ein und so viel ich auch tu’ und kämpfe, mich hinzuwerfe, um ein bisschen das meinige zu tun, es lässt niemals nach.“
Sie ist blass, trägt die Schauplätze von Gewalt und Verwerfungen im Gesicht. Sich das Gift der Ereignisse aus der Wange zu reißen: da bleiben Krater zurück.
Sehr nah von mir stirbt derweil jemand, den ich lang’ schon kenne, ganz real. Der Körper will nicht mehr, ist alt, doch die mörderisch gewissenhaften Maschinen halten ihn sorgsam hier fest. Anderswo werden Körper einfach so hingeschmissen, als wären sie nichts, gälten nichts. Sie fallen. Keine Zeit zu siechen, drüben in den Bergen, drinnen im Meer.
Alles ist gleichzeitig: wie oft schon wusste ich das. Und alles ist bereits da.
Es gibt kein Ende, für gar nichts. Nur Bewegungen.
Im Schall. Im Rauch.
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da schwimmt noch immer deine leiche, rosa.
und wer dich hatte einstens schon verraten,
der reimt sich immer noch auf „demokraten”,
sozial sich schimpfend, doch kein mariposa.
die flügel, die du breitetest den vöglein,
welch’ schwangen sie in dein’m gefängnishof,
sie flattern sich gerechtigkeit als möglein
wenn sie wie immer stell’n sich treu und doof.
ach ja, wir sind kaum zwanzigstes prozent,
wo’s volk, bald dreißig, anderen nachrennt,
weil nichts gelernt in hundert mörderjahren.
dort west noch immer deine leiche, rosa.
und wo wir einst wie jetzt in trümmern lagen,
da fragst du uns, was wären antidota?
(190115)
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Detail aus: Debenne, Entwurf für einen Leuchtturm, um 1815 (Metropolitan Museum of Art, New York).Es begann spektakulär: Denn immerhin gilt der vermutlich allererste Leuchtturm, der Pharos von Alexandria, errichtet um 280 v. Chr. an der ägyptischen Mittelmeerküste, als eines der sieben Weltwunder der Antike. Die gewaltige Faszination, die dieses Bauwerk über Jahrhunderte ausübte, beruhte vor allem auf seiner imposanten Höhe. In mehreren Etagen ragte der Turm über 140 Meter auf. Bis zum Beginn des Hochhaus-Zeitalters im 19. Jahrhundert wurden weltweit nur wenige Gebäude errichtet, die höher waren. Mehr als 1500 Jahre sicherte der Pharos den Schiffsverkehr an der Hafeneinfahrt von Alexandria und war, wie Berichten von Reisenden zu entnehmen ist, noch im 12. Jahrhundert voll in Funktion – bis er durch Erdbeben in den Jahren 1303 und 1323 so sehr beschädigt wurde, dass er nicht wieder aufgebaut werden konnte.

Der Pharos von Alexandria. Kupferstich nach einer Zeichnung des österreichischen Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach, 1721.
Der Pharos von Alexandria steht am Beginn des Buches „Wächter der See“, mit dem der englische Sachbuchautor R.G. Grant eine überaus interessante „Geschichte der Leuchttürme“ vorgelegt hat, die mit zahlreichen historischen Zeichnungen, Plänen, Skizzen und Fotografien illustriert ist. Grant berichtet, dass der Pharos vor allem im Römischen Reich zum Vorbild für zahlreiche ähnliche (wenn auch nicht derart hohe) Bauten wurde, dass jedoch allmählich die Technik des Leuchtturmbaus weitgehend in Vergessenheit geriet. Wiederbelebt wurde sie erst im Zuge der Entwicklung des neuzeitlichen Seehandels, denn „die dringende Notwendigkeit, die Zahl der Schiffsverluste zu reduzieren, war offensichtlich. Nach Schätzungen versanken in den 1790er-Jahren an den britischen Küsten mehr als 500 Schiffe pro Jahr.“ Leuchttürme, die einen sicheren Weg rund um Klippen, Felsen und Inseln weisen konnten, waren dringend nötig, allerdings nicht überall erwünscht, denn „viele verarmte Küstengemeinden waren auf die Plünderung von Schiffswracks angewiesen, um zu überleben.“

Der Torre de Hércules (Herkulesturm) an der Nordwestküste Spaniens ist einer der wenigen erhaltenen, funktionstüchtigen römischen Leuchttürme. Errichtet zu Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. zählt er heute zum UNESCO-Welterbe.
Die Blütezeit des Leuchtturmbaus begann im späten 18. Jahrhundert. Damals wurden auch die besonders gefährlichen Routen entlang der britischen Küsten entsprechend abgesichert. Dabei erwarb sich eine schottische Familie den Ruf als geniale Leuchtturmbauer – nämlich die Stevensons. Begründer der „Dynastie“ war Robert Stevenson, der für die Konstruktion von 16 Leuchttürmen verantwortlich zeichnete und der gleich durch sein erstes Bauprojekt berühmt wurde: Es war das 1811 in Betrieb genommene Bell Rock Lighthouse, das auf einem Felsen im Meer steht. Dieser Felsen war, bevor es den Leuchtturm gab, eine der gefährlichsten Stellen an der schottischen Ostküste gewesen, weil er nur bei Ebbe für wenige Stunden aus dem Wasser herausragt und vor allem bei den oft sehr heftigen Stürmen zahlreichen Schiffen zum Verhängnis wurde.
Robert Stevensons Söhne folgten dem Vorbild des Vaters: David und Thomas Stevenson arbeiteten gemeinsam an der Konstruktion von mehr als 30 Leuchttürmen, und Alan Stevenson machte sich vor allem durch seine Verbesserungen der Leuchtturmoptik einen Namen. Auch zwei Enkel wurden Leuchtturmbauer, ein dritter aber wich von diesem familiären Karriereweg ab: Es war Robert Louis Stevenson, der zwar kurze Zeit in Edinburgh Technik studiert hatte, dann aber eine andere Laufbahn wählte – nämlich die als Schriftsteller, die ihn mit Werken wie „Die Schatzinsel“ und „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ weltberühmt machte.

Bell Rock Lighthouse. Das von William Turner geschaffene Bild des Leuchtturms findet sich auch als Illustration in dem von Robert Stevenson verfassten Buch „An Account of the Bell Rock Light-House“ (1824). Darin liefert Stevenson nicht nur viele Details zum Bau des Leuchtturms, sondern weiß auch einiges aus der Seefahrtsgeschichte zu berichten – was vermuten lässt, dass er eine ähnliche erzählerische Ader hatte wie sein Enkel Robert Louis Stevenson.
Die Errichtung von Leuchttürmen, die im Meer auf Felsen stehen, war wegen des oft hohen Seegangs und wegen Stürmen überaus schwierig und bisweilen sehr langwierig. Als Beispiel nennt R.G. Grant den 1867 begonnenen Bau des Leuchtturms auf dem Ar-Men, einem halb unter dem Wasser liegenden Granitfelsen vor der Küste der Bretagne: „In den ersten beiden Jahren konnten die Arbeiter nur 23 Mal auf dem Felsen landen und jedes Mal nur rund eine Stunde lang arbeiten, bis die Flut sie zum Rückzug zwang. Es dauerte ganze sieben Jahre, bis sie ein mit Eisenstreben im Granit verankertes Steinfundament fertig hatten“. Insgesamt brauchte es 14 Jahre, bis der heute noch funktionierende Leuchtturm fertiggestellt war.

Entwurf eines Leuchtturms, 1881 (Technische Universität Berlin, Architekturmuseum).
Die „Helden“ in der Geschichte der Leuchttürme sind neben den Konstrukteuren und Bauarbeitern die Leuchtturmwärter. Sie hatten in Einsamkeit, auf engstem Raum, hoch über dem Meer ihren Dienst zu verrichten, der wenig von jener Romantik hatte, mit der er oft assoziiert wird. Der Dichter Robert Louis Stevenson allerdings kannte – durch seine Familie – die Realität. In seinem 1870 entstandenen Gedicht „The Light-Keeper“ beschreibt er den Leuchtturmwächter als jemanden, der für seine Arbeit die Annehmlichkeiten des Lebens aufgibt, der zur Bewältigung des einsamen Alltags viel Geduld und Phlegma nötig hat und der, um Geld zu verdienen, zum Märtyrer wird.
Robert Louis Stevenson: The Light-Keeper
As the steady lenses circle / With a frosty gleam of glass;
And the clear bell chimes, / And the oil brims over the lip of the burner,
Quiet and still at his desk, / The lonely light-keeper / Holds his vigil.
Lured from far, / The bewildered seagull beats / Dully against the lantern;
Yet he stirs not, lifts not his head / From the desk where he reads,
Lifts not his eyes to see / The chill blind circle of night / Watching him through the panes.
This is his country’s guardian, / The outmost sentry of peace.
This is the man / Who gives up that is lovely in living / For the means to live.
Poetry cunningly gilds / The life of the light-keeper,
Held on high in the blackness / In the burning kernel of night,
The seaman sees and blesses him.
The Poet, deep in a sonnet, / Numbers his inky fingers / Fitly to praise him.
Only we behold him, / Sitting, patient and stolid / Martyr to a salary.
Die Zeit der Leuchttürme ist vorbei: Heutzutage, da die Schiffe mit modernsten Navigationssystemen ausgestattet sind, werden die Türme als maritime Wegweiser kaum mehr benötigt. Weltweit wurden in den vergangenen Jahrzehnten Tausende von ihnen außer Betrieb gesetzt und jene, die noch funktionieren, in automatische Leuchtfeuer umgewandelt. Geblieben aber sind sie als pittoreske Land- und Seemarken, und was für eine feste Verankerung sie in unserer Vorstellungswelt haben, zeigt der Begriff „Leuchtturmprojekt“, der es – mit der Erklärung „herausragendes, wegweisendes Projekt (besonders im kulturellen und politischen Bereich)“ – auch schon in den Duden geschafft hat.
R.G. Grant: Wächter der See. Die Geschichte der Leuchttürme. A.d. Englischen von Heinrich Degen. DuMont Buchverlag, Köln 2018.
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Auf welchen Wegen
kam ich hier her,
was blieb von dem Jungen,
der durch die Gerste strich,
der versuchte den Wind zu lesen
im wogenden Korn.
Was bleibt jetzt zu tun,
der Körper löst sich auf,
die Pläne stolpern übereinander und lachen.
1. Die Geschichte weitererzählen,
2. ein Zuhause finden zwischen ihren Zeilen,
3. die Vögel fliegen lassen, wenn die Zeit gekommen ist.
Auf welchen Wegen kam ich hier her,
was kommt nach dem Jungen,
der durch die Gerste strich,
mit ihren Halmen
schreib ich mich
in deine schönen Hände.
Kushinagar, 2019
23. Februar 2019 07:03
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es setzt den fuß, greift mit dem fuß den ast.
die augenlider bewegen sich von oben, von unten,
und öffnen sich wieder.
jedes auge blickt in eine andere richtung.
ein ruck in der blickrichtung.
der betrachter wird angeschaut, mit augen,
rund und groß, unter einem himmel aus glas.
28. Februar 2019 12:47
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delta : 5.28 UTC — Das war schon seltsam, wie die alte Dame zum ersten Mal in ihrem Leben vorsichtig hinter einem Leichtgewichtrollator spazierte. Sie trug Lederhandschuhe, vermutlich weil sie zur Maschine, die helfen soll, ihren Gang zu stabilisieren, einen gewissen stofflichen Abstand einzuhalten wünschte. Sie schien sich zu fürchten, ernst schaute sie gegen den Boden. Möglicherweise fürchtete sie, mit den Rädchen und Gestängen aus Carbon in ihrer nächsten Nähe verwachsen zu müssen. Gern würde sie weiterhin auf ihren eigenen Beinen allein, die sie schon so lange Zeit kannte, Schritt für Schritt Wege bestreiten, die ihr vertraut waren, das Laub der Buchen, der Kastanien auf der Straße, wie schön, ein Teppich, Schnecken da und dort, die sich herbstlich langsam fortbewegten scheinbar ohne Ziel. Es war feucht an jenem Morgen, Wolken berührten den Boden, auf den die alte Dame wenige Tage zuvor noch gestürzt war, einfach so, ohne einen Grund und ohne wieder aufstehen zu können, unerhört, so ein Schlamassel. Hundert Meter weit war sie nun schon gelaufen, da entdeckte sie eine Klingel an ihrem Gefährt, das so leicht war, dass sie es mit einer Hand anheben und für eine Weile in der Luft festhalten konnte. Ja, Kraft in den Armen, aber die Beine, waren unsicher geworden, vielleicht deshalb, weil sie hinter dieser Maschine herlaufen musste. Für einen Moment blieb die alte Dame stehen. Es wurde ganz still. Sie beugte sich zur Klingel herab, und schon war ein helles Geräusch zu hören, ein angenehmes Geräusch, zweifach war es zu hören gewesen. — stop









Thanks, Catherine, for making these wonderful inkblot variations to „nicht begonnenes fortsetzen“ … The butterflies were made using patterns created from images found in the following index: https://www.gutenberg.org/files/47601/47601-h/images/
Dank an Tracing Spaces (Michael Hieslmair, Michael Zinganel) sowie an den Verein Props.Co (Film- und Theaterrequisite).
Aufnahme: 14.12.2018
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[Ich fang dann mal an. Dazu berufen bin ich nicht, ja ich scheue imgrunde die große Auseinandersetzung, weil ich spüre, dass die anderen auch recht haben. Auf seine Art hat jeder recht. Zu behaupten, ich hätte mehr recht als andere, fände ich unanständig. Sage ich etwa, auch eine Monarchie kann eine Diktatur und Preußen muss fürchterlich gewesen sein, trete ich all jenen auf den Schlips, die sich in einem Wohlfühlpreußenbild eingerichtet haben und Schlösser wieder aufbauen, schöner denn je, mit Heizung und allem Zipp und Zapp. Wer sich allerdings auf den Schlips treten lässt, kriecht bereits im Staub der Geschichte. Mythen werden gemacht, da beißt die Maus kein Faden ab. Der Arbeiter ohne Klassenbewusstsein und der Angestellte ohne Klassenbewusstsein richtet sein Fähnlein nach dem Wind, das war auch in Zeiten der Klassenbewusstseine schon so. Heutzutage weht der Wind aus dem Silicon Valley, da werden Mythen und Waren und Entmündigungen zu abermillionen individuellen Paketen geschnürt und mit dem Wind verschickt, nach dem sich gut haschen lässt, neuerdings. Der digitale Wind ist Sturm. Menschen, die sich zu Nutzvieh machen lassen, werden sich gefallen lassen müssen, wie Nutzvieh behandelt zu werden, also mitleidslos. Die nach Macht Strebenden sind die, die den Menschen alle Selbständigkeit nehmen wollen und nehmen werden. Der produktive Mensch wird durch sein Leben getragen, so lange er Begriffe zur richtigen Zeit am richtigen Platz aufsagen kann. Demokratie, Freiheit, Verantwortung, Ethik und so weiter. Wer die Menschen am effektivsten ermüdet und alles über sie weiß, erringt die höchste Macht. Die Behauptung, Gott wisse alles über dich, wird Wirklichkeit. Ich hör dann mal auf.]

Kommunikation Maschine-Mensch , Norbert W. Schlinkert