lichtbild : krim

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kili­man­dscharo : 1.55 — Die Nach­rich­ten­agen­tur Asso­cia­ted Press ver­öf­fent­lichte ges­tern eine bemer­kens­werte Foto­gra­fie. Auf die­ser Farb­fo­to­gra­fie sind Men­schen zu sehen, die an der Kasse eines Ladens dar­auf war­ten, bedient zu wer­den oder Waren, die sie in Plas­tik­beu­teln mit sich füh­ren, bezah­len zu dür­fen. Es han­delt sich bei die­sem Laden um ein Lebens­mit­tel­ge­schäft, das von künst­li­chem Licht hell aus­ge­leuch­tet wird. Im Hin­ter­grund, rech­ter Hand, sind Regale zu erken­nen, in wel­chen sich Sekt– und Wein­fla­schen anein­an­der­rei­hen, gleich dar­un­ter eine Tief­kühl­truhe mit Spei­se­eis, und lin­ker Hand, an der Wand hin­ter der Kasse, wei­tere Regale, Zeit­schrif­ten, Spi­ri­tuo­sen, Scho­ko­lade, Bon­bon­tü­ten. Es ist alles sehr schön bunt, der Laden könnte sich, wenn man bereit ist, das ein oder andere erkenn­bare kyril­li­sche Schrift­zei­chen zu über­se­hen, in einem Vor­ort der Stadt Paris befin­den oder irgendwo in einem klei­nen Städt­chen im Nor­den Schwe­dens, nahe der Stadt Rom oder im Zen­trum Lis­sa­bons. Es ist Abend ver­mut­lich oder Nacht, eine kühle Nacht, weil die Frau, die vor der Kasse war­tet, einen Ano­rak trägt von hell­blauer Farbe und feine dunkle Hosen, ihre Schuhe sind nicht zu erken­nen. Dage­gen die Schuhe der Män­ner, es sind vier Per­so­nen ver­mut­lich mitt­le­ren Alters. Sie tra­gen schwarze, geschmei­dig wir­kende Mili­tär­stie­fel, Schnür­schuhe, aus­ser­dem Uni­for­men von dun­kel­grü­ner Farbe, runde Schutz­helme, über wel­chen sich ebenso dun­kel­grüne Tarn­stoffe span­nen, wei­ter­hin Wes­ten mit aller­lei Kampf­werk­zeu­gen, der ein oder andere der Män­ner je eine Sturm­wind­brille, Knie­schüt­zer, Hand­schuhe. Die Gesich­ter der Män­ner sind der­art ver­mummt, dass nur ihre Augen wahr­zu­neh­men sind, nicht ihre Nasen, nicht ihre Wan­gen, nicht ihre Mün­der. Sie tra­gen keine Hoheits­zei­chen, aber sie wir­ken kampf­be­reit, einer der Män­ner blickt miss­trau­isch zur Kamera hin, die ihn ins Visier genom­men hat. Es ist ein Blick kurz vor Gewalt­tä­tig­keit, jeder Blick hin­ter eine Maske her­vor ist ein selt­sa­mer Blick. Einer der Män­ner hält sei­nen Geld­beu­tel geöff­net. Die Män­ner wir­ken alle so, als hät­ten sie sich gerade von einem Kriegs­ge­sche­hen ent­fernt oder nur eine Pause ein­ge­legt, ehe es wei­ter gehen kann jen­seits die­ses Bil­des, das Erstau­nen oder kühle Furcht aus­zu­lö­sen ver­mag. Ich stelle mir vor, ihre Sturm­ge­wehre lehn­ten vor dem Laden an einer Wand. Und wenn wir gleich her­aus­tre­ten an die fri­sche Luft, wenn wir den Blick zum Him­mel heben, wür­den wir die Sterne über Sim­fe­ro­pol erken­nen, oder über Yalta, Sudak, über Solone Ozero. — stop

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