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Das Lesezeichen 01–02/2020 ist erschienen!

Lesezeichen, Ausgabe 01–02/2020 vom 20. Juli 2020.

Traum © Rittiner & Gomez @ Isla Volante
Traum © Rittiner & Gomez @ Isla Volante

In dieser Ausgabe: Aneignungskunst, final –Darüber hinaus wird die konkrete Verfügbarkeit aller ABC-Kräfte, der Militärpolizei und des Sanitätspersonals festgestellt. –Hände, wie sie dicht über der Tastatur der Schreibmaschine schwebend auf Anweisung warteten. – Różewicz-Lieder –Die tatsächlichsten Tage liegen auf / dem Nachttisch; –Nach der Corona-Krise ist dann eben Wirtschaftskrise, punktum. – ein außer sich geratener Hofnarr, der die Reichen und Schönen mit ihrem eigenen Untergang zu unterhalten gedenkt – Traum und Alptraum um ein Gedicht –Edison’s Telephonoscope, lange vor Zoom –„Ein Mann braucht zwei Hosen“, sagte der Mitsubishi Boy, „und in einer muss Geld drin sein.“ – Freiheitsrechte und Corona –Im Sozialprodukt stecken der Stil, der Skiort und die Short. – abdrosten im Herdenflat – Wunder müssen nicht Köpfe schütteln.

zum INHALT

 

  •  Litblogs.net – Literarische und künstlerische Weblogs, hg. von Hartmut Abendschein, Markus Hediger und Chris Zintzen, Bern / Wien 2004-2020

Inhalt 01–02/2020

Lesezeichen, Ausgabe 01–02/2020 vom 20. Juli 2020.

Traum © Rittiner & Gomez @ Isla Volante
Traum © Rittiner & Gomez @ Isla Volante

In dieser Ausgabe: Aneignungskunst, final –Darüber hinaus wird die konkrete Verfügbarkeit aller ABC-Kräfte, der Militärpolizei und des Sanitätspersonals festgestellt. –Hände, wie sie dicht über der Tastatur der Schreibmaschine schwebend auf Anweisung warteten. – Różewicz-Lieder –Die tatsächlichsten Tage liegen auf / dem Nachttisch; –Nach der Corona-Krise ist dann eben Wirtschaftskrise, punktum. – ein außer sich geratener Hofnarr, der die Reichen und Schönen mit ihrem eigenen Untergang zu unterhalten gedenkt – Traum und Alptraum um ein Gedicht –Edison’s Telephonoscope, lange vor Zoom –„Ein Mann braucht zwei Hosen“, sagte der Mitsubishi Boy, „und in einer muss Geld drin sein.“ – Freiheitsrechte und Corona –Im Sozialprodukt stecken der Stil, der Skiort und die Short. – abdrosten im Herdenflat – Wunder müssen nicht Köpfe schütteln.

INHALT:

  •  Litblogs.net – Literarische und künstlerische Weblogs, hg. von Hartmut Abendschein, Markus Hediger und Chris Zintzen, Bern / Wien 2004-2020

Coronavirus: Generalstab informiert

 

 

 

Wir können Ihnen leider unter den gegebenen Umständen die derzeit notwendige soziale Distanz zwischen den BesucherInnen nicht garantieren; und selbstverständlich möchten wir Sie keinesfalls dem Risiko einer möglichen Ansteckung aussetzen. Das Verteidigungsministerium hat für einen Teil der Streitkräfte eine erhöhte Führungsbereitschaft angeordnet; dies betrifft vorerst nur das Führungspersonal und soll dessen sofortige Verfügbarkeit sicherstellen. Darüber hinaus wird die konkrete Verfügbarkeit aller ABC-Kräfte, der Militärpolizei und des Sanitätspersonals festgestellt. Weiters wird der verfügbare Transportraum für Land- und für Lufttransporte abgefragt.

früh auf der straße

 

2

marimba : 8.56 UTC — Einmal, Jahre sind vergangen, hatte ich mir vorgenommen, eine Notiz über eine Ameise zu schreiben, die ich an einem Nachmittag in einem U‑Bahnwaggon angetroffen hatte. Aber dann beobachtete ich meine Hände, Hände, wie sie dicht über der Tastatur der Schreibmaschine schwebend auf Anweisung warteten. Ich bemerkte damals, dass meine Hände jene anatomischen Strukturen meines Körpers sind, die ich am Besten kenne, weil ich sie sehr oft betrachtet habe. Alle meine Hände, die ich erinnern kann, sind die Hände eines Menschen, der nicht mehr Kind ist. Aber ich erinnere mich an Bewegungen, die Kissen in einem Kinderwagen sortieren. Ich erinnere mich an meinen Wunsch, in meinem Kinderwagen Ordnung zu halten. An hölzernes Spielzeug erinnere ich mich, das vor meiner Nase baumelte. Da sind jetzt sehr kleine, blaue Schuhe in meinem Kopf. Sie bewegen sich, wenn ich wünsche, dass sie sich bewegen. — Heute am frühen Morgen wartete ich vor einem Laden auf Einlass. Ich trug eine Mundbedeckung, noch immer versuche ich mich an Stoffstreifen vor meinem Gesicht zu gewöhnen. In meiner nächsten Nähe ging eine uralte Frau auf ihren Stock gestützt auf und ab. Ich glaube, sie wollte trainieren. Sie war sehr klein, zierlich, zerbrechlich. Auch sie trug einen Mundschutz vor dem Gesicht, der zerknittert war, als würde sie ihn bereits seit Jahren tragen. Ich wollte sie auf den Arm nehmen, um sie zu beschützen. ich glaube, sie fürchtete meinen Blick. — stop

ping

ping

Barmbek

 

Es gibt sie
Barmherzigkeit
Im siebenten Bezirk
erbarmst du dich
der Toten

Da fahren
die Busse
der Linie 7
Die nehmen
bloß Tote

Da stehen
in dunklen Höfen
je sieben Pappeln
In jeder Krone
ein Toter

Da klingelt
dein Telefon
täglich sieben Mal
Und dann reden
wir Toten

aus: Różewicz-Lieder

*

24. Juni 2020 12:14

 

 

Social Distorsion

 

 

Die tatsächlichsten Tage liegen auf
dem Nachttisch; genauso habe ich
Leben mir vorgestellt? Nein! Irgendein
Bekloppter kommt mit einer Flöte
ins Zimmer. Ich so: Bist du das?
Und er spielt die Pausenmelodie
der Göttlichen Komödie. Er: Ja, ich.
Bringe Trost, bin selbst untröstlich.
Jetzt schließ die Sinne, entkopple dich.

29. April 2020 13:59

 

„Ankerlichten“ in Zeiten der Corona (IV)

 

 

Seltsames Mit- und Gegeneinander da draußen zu Corona-Zeiten. Wäre das Geschehen ein Krimi, so fragte man sich, wer am meisten von der nun aktuellen Lage profitiert. Dass Einzelne, Firmen, Organisationen und Staaten daraus tatsächlich Profit ziehen, ist allerdings keine Frage, aber auch kein Grund, Verschwörungstheorien zu streuen. Andere wiederum haben den allergrößten Schaden und werden, wie imgrunde Opfer ja ohnehin oft und gerne, vergessen werden. Nach der Corona-Krise ist dann eben Wirtschaftskrise, punktum. Letztens hörte ich im Radio einen Beitrag, in dem es um die Rettung von Tageszeitungen ging und die Frage, ob öffentliche Gelder den coronabedingten Rückgang der Werbung ausgleichen müssten, da sonst ja der kritische Journalismus konkret in Gefahr gerate und damit die Demokratie. Ja, auch da, denke ich, sollte der Staat rettend eingreifend, allerdings stellt sich in diesem Fall die Frage, ob denn nicht endlich auch die Werbeindustrie als tragende Säule der Demokratie anerkannt werden muss, denn wenn Werbung auch in den meisten Fällen zum Konsum von Überflüssigem und Schädlichem verführt und Menschen marken- und konsumabhängig macht, so hat sie doch, so die Botschaft, zugleich die Finanzmittel parat, uns alle vor autoritären Strukturen oder gar einer Diktatur zu retten. Vielleicht, das wird das Beste sein, stimmen wir einfach mal ab.

Nun aber zu Ankerlichten und einem weiteren Ausschnitt aus dem Roman.

AUF DEM HOF

Das Messer hatte Heinrich eines Tages auf dem Schwerter Marktplatz gefunden. Es ist sein einziger Besitz. Oft schnitzt er mit kindlicher Sorgfalt kleine Figuren. Von der Mutter war ihm umständlich und unter Verwendung von Bibelstellen erklärt worden, seine Schwester sei mit den guten Herren gegangen, die ihr die neun Geldstücke gegeben hatten. Doch der kleine Heinrich begriff nicht, um welche Männer es sich handelte. Er konnte sich nicht erinnern. Emilia aber war plötzlich fort gewesen, das begriff er, nur eben nicht, warum sie fort war. Er musste nun allein in den Wald, um Beeren und Wurzeln zu suchen, so viel Angst er auch haben mochte. Weinte er, so schlug die Mutter ihn mit der linken, der heilen Hand, doch waren diese Schläge ungenau und weichlich. Auf die Idee, statt der rechten für alle Verrichtungen die linke Hand zu benutzen und so geschickter zu machen, kam sie nicht. 

Da der dritte Prediger krank zu Bett lag, kümmerte sich niemand um Heinrich und seine Mutter, die bald kaum noch in der Lage war, den Weg nach Schwerte oder gar nach Dortmund zu bewältigen. Stattdessen setzte sie sich an die nahe Straße und bettelte die wenigen Handelsreisenden an oder schickte Heinrich zu den Bauern.

„Da ist ja der kleine Daubenfüßer“, sagten manche spöttisch und oft auch ärgerlich, wenn er wie aus dem Nichts von hinterwärts auftauchte und sie erschreckte. Sie gaben ihm ein wenig zu essen, für die Mutter jedoch gaben sie ihm nichts.

Den ersten Winter nach dem Verschwinden Emilias überlebte Dorothea, im folgenden jedoch fand sie im Wald den Tod. Eines Abends war sie ohne ein Wort durch die Schneeverwehungen in den Wald gestapft und nicht mehr zurückgekommen. Heinrich, der voller Angst und frierend die ganze Nacht gewartet hatte und bei jedem Geräusch aufgeschreckt war, fand seine Mutter am Morgen mitten auf einem zugefrorenen Tümpel. Er betrachtete sie lange. Die Augen weit aufgerissen zu den kahlen Baumkronen hin, die Lippen und Teile der Wangen weggefressen, so lag sie auf dem stumpfen, am Rande mit Schnee bedeckten Eis. Überall waren einzelne Blutspuren, doch die Tiere des Waldes, die die Mutter fressen mussten, waren fort. Heinrich verspürte keine Angst. Es war hell und ruhig im Wald. Dort lag die Mutter. Sie war tot. Er war allein.

Er stapfte zurück zur Hütte, nahm die neun Geldstücke aus dem Versteck neben der Feuerstelle und machte sich auf den Weg. Der Schnee war an vielen Stellen sehr tief und er kam mit seinen kurzen Beinen nur schlecht vorwärts. Oben auf dem Krainberg, gute drei Stunden war er bereits unterwegs, hockte er sich für einen Moment unter den Galgen, der lange nicht benutzt worden war. Das zugeschneite Ruhrtal lag vor ihm, er konnte das dunkle Band des sich durch die Sumpfwiesen schlängelnden Flusses erkennen und den schiefen, ganz und gar schwarz sich abhebenden schiefen Turm von St. Viktor. Von hier aus war es zu allen Bauernhöfen, die er kannte, etwa gleich weit. Heinrich ging in Gedanken die Wege und versuchte, sich die Bauern ins Gedächtnis zu rufen, die gut zu ihm gewesen waren. Oder sollte er zum dritten Prediger gehen, der aber eine Weile schon sich nicht mehr hatte blicken lassen? Wenn er nur wüsste, wo Emilia ist, so würde er so lange gehen, bis er sie gefunden hätte! Es begann wieder zu schneien, bald schon war nichts mehr zu sehen außer dem Gewirre und Geworre der Schneeflocken.

Ein Knecht, der den frierenden und völlig erschöpften Jungen neben der Scheune stehen sah, nahm ihn mit ins Haus, wo die Bauersleute und das Gesinde auf der Tenne zusammensaßen. Niemand achtete auf die Hereinkommenden, denn alles blickte wie gebannt zu einem Mann, der auf einem Hocker vor der Feuerstelle saß und etwas aus einem Buch vorlas. Er formte mit dunkler Stimme langsam Worte, die für Heinrich keinen Sinn ergaben. Nachdem nun der Vorleser nach einer Weile geendet hatte, sah er in die Runde der still Dasitzenden und entdeckte zu seiner nicht geringen Überraschung Heinrich, der mit dem Knecht noch an der Tür stand.

„Du bist der, den manche spöttisch Daubenfüßer oder auch Herrn Daubenfuß nennen“, sagte der Mann endlich mit einem Lächeln in die Stille hinein, „ich habe dich schon einmal gesehen.“

Heinrich nickte, am ganzen Körper zitternd. Ein alter Knecht holte ihn kurzerhand zum Feuer und half ihm aus den nassen Kleidern. Er wurde in eine Decke gehüllt und man bereitete ihm ein Lager nicht weit von der Feuerstelle. Niemand richtete eine Frage an ihn, und noch während im Halbdunkel die Bauersleute leise mit dem Vorleser redeten, wurde er müder und müder. Einige gezischte Worte wie „Franzosenbrut“ und „Teufelsbalg“ hörte er noch heraus, bevor er endlich in einen tiefen, traumlosen Schlaf fiel.   

Man ließ Heinrich in den ersten Wochen all die Arbeiten auf dem Hof verrichten, die ein etwa sieben- oder achtjähriges, nicht sehr kräftiges Kind tun konnte. Er war dafür zuständig, dass der Brunnen nicht einfror, und so sah man ihn Tag und Nacht mit einem Stecken in der Tiefe herumstochern. Eines Tages aber, als endlich Tauwetter eingesetzt hatte, überall tröpfelte und gurgelte es, sandte man ihn frühmorgens mit einem Brief, den der Fremde, der noch immer auf dem Hof weilte, für den Bauern geschrieben hatte, nach Schwerte hinüber. Der Bauer hatte Angst, das zugelaufene Kind einer Hure ohne Wissen und Erlaubnis des Rates zu behalten. Dem Grafen von Hohen-Limburg, Friedrich Moritz zu Bentheim-Tecklenburg, von dem der Bauer das Land gepachtet hatte, würde der Fremde es bei einem geplanten Besuch in dessen Haus persönlich mitteilen. So war es verabredet. Insgeheim hoffte der Bauer, man würde den kleinen Heinrich abholen und in ein Waisenhaus stecken, denn so ein Balg aß mehr als es einbrachte.

Heinrich trottete los. Seine schlechten Schuhe waren schon nach wenigen Schritten durchnässt, der Weg war schlammig, doch er beschloss trotzdem, nicht direkt nach Schwerte zu gehen, sondern einen großen Umweg zu machen. Die Hütte, die er nach gut drei Stunden erreichte, war inzwischen zusammengebrochen, und als er zu dem Tümpel im Wald kam, war von der Leiche der Mutter nichts mehr zu sehen. Nur die kahlen Äste der Bäume spiegelten sich im trüben, toten Wasser, in dem noch einige Eisbrocken schwammen. Er warf einen Stein hinein, dann noch einen und noch einen, und als er keine Steine mehr fand, verließ er den Wald und ging hinunter in die Stadt. Er wollte, das hatte er sich fest vorgenommen, den dritten Prediger fragen, wo Emilia hingegangen ist.

Den Brief legte er, als auf sein schüchternes Klopfen niemand öffnete, vor die Tür des Rathauses. Dann ging er hinüber zur Kirche und fand den dritten Prediger lesend in der Sacristei.

„Heinrich“, rief er überrascht und legte die Broschüre zur Seite, „bist du allein? Wo ist Emilia?“

Heinrich schwieg.

„Deine Mutter ist also tot“, sagte der Prediger nach einer Weile, „und die Teufel werden, daran habe ich keine Zweifel, deine Schwester nach Breslau mitgenommen haben!“

Heinrich warf, statt zu antworten, einen Blick auf die Krücke, die neben dem Prediger gegen die Wand gelehnt stand, drehte sich auf dem Hacken herum und ging grußlos zur Tür hinaus. Der Prediger sah ihm erstaunt hinterher, tat aber nichts und vertiefte sich wieder in den Bericht, der vor einer neuen und zunehmend um sich greifenden religiösen Bewegung warnte, dem Pietismus, dem streng zu begegnen sei. Derweil lief Heinrich alle Wege ab, die er kannte, doch niemand in der Stadt beachtete ihn, niemand sah ihn an, es war, als wäre er unsichtbar, als ginge er wie ein Geist durch die Welt, der Geist eines kleinen Jungen, dem nichts anderes übrigblieb, als weiterzuleben und an seine Schwester zu denken, die jetzt, das immerhin wusste er nun, in Breslau bei den Teufeln ist, wo immer das auch sein mochte. Breslau! Das durfte er nicht vergessen.

(…)

 

Eine offene Wunde – Notizen zu dem Film JOKER

 

 

Joaquin Phoenix studiert sein Spiegelbild, er zieht die Mundwinkel nach oben, nach unten, einer, der auf der Suche nach sich ist, der sich fragt, wer er ist. Ungeschminkt, gebändigt von Medikamenten, ist er ein gedemütigter Außenseiter, ein Fantast, der sich ein Leben erträumt, das ihm Liebe, Job, Erfolg vorenthält, die ihm, so mutmaßt er, von Geburt an zustehen. Phoenix spielt die Rolle perfekt, ein Drahtseiltänzer, mal als schüchterner Junge, der doch nur in die Arme genommen werden will, mal als ein bis auf die Grundmauern des eigenen Selbst ausgehungerter Körper, der im nächsten Moment zum Dirigenten eines imaginären Höllenorchesters wird, das er tänzelnd anpeitscht, dem Grinsen des JOKER auf der Spur, jenes diabolische grelle Lachen, das dem Zuschauer im Halse stecken bleiben soll. Der JOKER, eine sich krümmende verlorene Seele, ein Tagträumer, der, so seine eigene schreckliche Logik, keine Logik mehr bedient, ein außer sich geratener Hofnarr, der die Reichen und Schönen mit ihrem eigenen Untergang zu unterhalten gedenkt. Die Kamera stets nah an Phoenix, dessen Züge zu entkommen trachten, die ihm entkommen wollen, die ahnen, dass sie eine neue Person gebären werden, ein neues Wesen. Die Bilder, als würde in ihrem Hintergrund ein Feuer glimmen, eines, das schließlich auf Gotham übergreifen wird, um so zum Beleuchter einer neuen Zeit zu werden. Am Ende brennt die Stadt, der JOKER ist zum Schutzheiligen des Mobs geworden, zum Erlöser der gesellschaftlichen Verlierer, zum Heiligen des Chaos. Ein nihilistischer Diener des Todes, der mit einem blutverzieren Grinsen seine Philosophie des Terrors in die Gesichter derjenigen ritzen will, die ihn stets mit einem wegwerfenden Lachen übergingen, die ihn überschritten, bedrängten, die sich an ihm vergingen. Der JOKER ist überall, er ist der Nachbar, den wir so wohlweißlich übersehen, dass es nicht wundern muss, wenn er dereinst als waffenliebender Phönix aus unserer Asche auferstehen will. Ein Film, der einem mit offenem Mund zurücklässt, einem Mund, in dem das Lachen wie eine offene Wunde klafft.

USA 2019. Regie: Todd Phillips.

 

Kein Entrinnen

 

Traum Graphic Novel

 

Tot, total entspannt, alles ist gut… bis der Pfarrer Erde auf den Sarg wirft und Joven jäh aus seinem Traum gerissen wird. Geblendet vom Sonnenlicht das in sein Zimmer strahlt. Seine Eltern müssen ihn eigentlich nie wecken, aber heute hat er noch tief und fest geschlafen, als seine Mutter die Vorhänge aufriss.

Joven sitzt nachdenklich vor seinem Frühstück. Heute muss er in der Schule ein Gedicht vortragen, es gibt kein Entrinnen.