Schlagwort-Archive: Epos

Türkischer Rhein oder: wie kam der Rhein nach Kuledibi?

Es gibt Zufälle, die spotten jeder Beschreibung. Seit Wochen und Monaten weilen wir nun in Istanbul. Und dann das: unterm Bett, einer bisher völlig unbeachteten Fluchtecke unserer Exilwohnung in Kuledibi, fanden wir bei einer recht kopflosen Suchaktion: nichts! – als: ein Druckwerk, dessen Titel

“Köln – Mainz – Köln. Eine Dampferfahrt auf dem Rhein. Schiffsinspektor Küpper erzählt…”

angesichts des Fundorts, zumal das Objekt definitiv nicht von uns selbst in die Wohnung eingeschleust wurde, den Augenblick aufzureißen und eine poetische  Blickverbindung ins womöglich ewige Weltenrund, zumindest aber bis ans Niehler Gestade herzustellen schien. Ja, Kruzitürken! Auf den ersten Blick hielten wir ein verstaubtes Epos in Händen, ein Langgedicht, dessen Textkörper zwar aufgrund zweifelhafter Motivation seitenweise eingekästelt war, sich jedoch in vertraut ausschauende, ca fünf- bis zehnzeilige Abschnitte teilte und auf lyriktypische Weise umbrochen war.
Ein rheinsein unbekanntes Langgedicht über den Rhein? Unter unserem Bett in Istanbul? What the heck!
Bei näherer Betrachtung entpuppte sich die vor lauter Überraschung erträumte Sensation, eine Entdeckung, die jener des Nibelungenlieds gleichkäme, justemang und ausgerechnet unter unserem Exilbett gemacht zu haben, leider, als flüchtiger Trug. Da standen gar keine Verse, sondern weitgehend willkürlich umbrochene, meist in sich geschlossene Mitschriften eines typischen Mittelrhein-Schifffahrtsgeschehens aus Inspekteurssicht – mithin recht originalgetreu das, was der Titel bereits versprach, erzählt nicht in der hohen Kunst der Poesie, sondern in profan getönten Gedankenfetzen, darunter alleinstehende, meist aber solche, die, immer schön in Fahrtrichtung, auf den nächsten Gedankenfetzen wiesen, eine Flußlinie von Gedankenfetzen also, “wenn alles fließt, geht vieles den Bach hinab”, verbunden von Zitaten, die eine gewisse Belesenheit des Autors nahelegten, wobei hier für “gewisse” genausogut “ungewisse” stehen könnte, ein stream of consciousness, allenthalben gebändigt vom mitschwingenden dream of the subconscious, eine straighte Micheliade, nicht ohne Witz, mit rheinisch-tolerantem Kleingeist gewürzt, zumindest bis knapp zur Hälfte der Strecke, einer Marke, an der wir die Lektüre vorerst abbrechen mußten, weil wir, wie beinahe täglich, gen Bosporusdampfer eilten; doch gelang es uns, folgenden Fetzen im Gedächtnis auf den vapur mitzuschleppen, um Küpper-Rheinisches versuchsweise dem Allgemein-Bosporidischen zu überlagern:

“Und der Maschinist des uns auf der linken Seite
passierenden Tankschiffs “Neckartank” stand außen-
bords und pinkelte in den Rhein.
War das ein Applaus auf dem Oberdeck.
Eine Dame versteckte schnell das Fernglas —
als ich an ihrem Tisch vorbeikam.
Eine andere Dame, die auch ohne Lorgnette eine
scharfe Beobachterin zu sein schien, blieb un-
gerührt ob des urinalen Spektakels. Eigenartig.”

Das Ergebnis solch experimenteller Ausschnittsüberblendung – durch den Bosporus schwammen gerade Delfine – bliebe wohl dem geistigen Auge vorbehalten, also eher ungreifbar, dachten wir, bis eine Möwe es sich vor unsern tatsächlichen Augen schnappte und davonflog.

Falls sich ein/e Leser/in findet, der/die uns plausibel erklären/nachweisen  kann, wie das Buch unter unser Exilbett gelangt ist, bekommt er/sie es von uns geschenkt/zurückerstattet.

Bert Küpper: Köln – Mainz – Köln. Eine Dampferfahrt auf dem Rhein. Schiffsinspektor Küpper erzählt…, Briedel/Mosel 1996

Litblogs.net @ Amazon Kindle

Repost

lbnkindle.jpg

Für Technophile , Gadget- Geeks und jene , die knappe zwei Dollar pro Monat für ein Abo erstklassiger Literatursoftware spendieren wollen , gibt es litblogs.net jetzt auch bei Amazon für dessen E- Reader Kindle.

Bewusst nutzt die Plattform der 14 AutorInnenblogs, zwei Foren und dem Kunstradio– Podcast ( Tage- Bau , der goldene fisch ) das taufrische Angebot , Weblogs auch im Elektronischen Büchlein zu konsumieren .

Näheres unter diesem oder jenem Link –

reconstruction

eben bei einer kleinen reinigungsaktion leider die letzten 2 prozesseposts weggewischt. mea culpa! aus diversen gedächtnissen konnten sie noch gerettet werden. doch leider ists zu müssig, da wieder die struktur zu rekonstruieren …

  • “The Printed Blog”: Tageszeitung aus Weblogs

    Posted: Sat, 24 Jan 2009 08:41:47 +0000

    Erste Gratis-Exemplare ab 27. Januar verfügbar

    In den USA startet am 27. Januar ein Experiment, das Zeitung und Internet in innovativer Form miteinander verbinden soll. “Wir versuchen, die erste gedruckte Tageszeitung auf die Beine zu stellen, die ausschließlich aus Blog-Einträgen und anderen User-generierten Inhalten besteht”, erklärt Joshua Karp, Gründer und Herausgeber des “The Printed Blog” getauften Projekts, auf der entsprechenden Webseite. Derzeit befinde man sich zwar noch in einer frühen Beta-Testphase, an einigen ausgewählten Orten Nordamerikas kann aber bereits ab der kommenden Woche mit den ersten Exemplaren der einzigartigen Zeitung gerechnet werden. “Wir werden zunächst als wöchentlich erscheinendes Gratis-Blatt in Chicago und San Francisco starten”, verrät Karp der New York Times. Ausgehend vom Erfolg des ambitionierten Projekts würden Erscheinungsintervall und -gebiet dann längerfristig angepasst. ( APA )

  • Die schärfsten Kritiker der Elche …

    Posted: Fri, 23 Jan 2009 10:48:11 +0000

    … haben heute selber welche : Nachdem die FAZ geschlagene zwei Jahre auf das Medium “Blog” eingedroschen hat , zahlt sie neuerdings für Promi- Blogger ( erstmals auch mit “echtem Blogkommentar” ) . Der Perlentaucher zieht prompt nach , die inzwischen sanft entschlafene Lesewoche ( aus der Blütenleser– Ecke ) ersetzend –

Current Feed Content

  • Kommentar zu “The Printed Blog”: Tageszeitung aus Weblogs

    Posted: Sat, 24 Jan 2009 11:25:20 +0000

    tja, die menge der einsendungen verhält sich wohl proportional zur wichtigkeit und offizialität des organs. (sind wir froh, dass die filter noch gut funktionieren …)

  • Kommentar zu “The Printed Blog”: Tageszeitung aus Weblogs

    Posted: Sat, 24 Jan 2009 11:08:12 +0000

    heisst aber wirklich “kleinanzeige” , obowhl es mich auch immer wieder an andere “verschluss- sachen” erinnert . – à propos kriegen wir gar nicht schlecht spam @ info – –

  • Kommentar zu “The Printed Blog”: Tageszeitung aus Weblogs

    Posted: Sat, 24 Jan 2009 10:43:42 +0000

    ad “classified ads”: warum denke ich da nur an “gen*%&eric vi a?*%& gra”? (vielleicht mein exklusiver verleser: “hot classified ads.”) auf jeden fall: wahrscheinlich die angemessene und 1:1-umsetzung üblicher kommentarspampraktiken.

  • Kommentar zu “The Printed Blog”: Tageszeitung aus Weblogs

    Posted: Sat, 24 Jan 2009 10:31:24 +0000

    sub rosa deutet WIRED dieses geschäftmodell an :

    The hope is that the hyperlocal content will attract local advertisers who can spend less to reach out to their target audience. Ads are relatively cheap in comparison ($15-$25) and the paper has already lined up a number of Chicago-based businesses for its debut. It will also host classified ads.

  • Kommentar zu “The Printed Blog”: Tageszeitung aus Weblogs

    Posted: Sat, 24 Jan 2009 09:34:56 +0000

    nachtrag: die idee könnte aber eine konkurrenz für die unglaubliche unsitte der gratisverblätterung der innenstädte werden. und diese sogar verdoppeln. man spart sich grosse bis ganze teile einer hungrigen “redaktion” und macht in zweifacher weise auf: gratis … (kosten tut das dann nur noch 2 dinge: zeit und raum. die allerdings den geschätzten lesern).

  • Kommentar zu “The Printed Blog”: Tageszeitung aus Weblogs

    Posted: Sat, 24 Jan 2009 09:27:05 +0000

    hm. erinnert irgendwie an eine etwas aufgedonnertere form der tabloid-idee. mir scheint da einmal mehr ein vorrangiges ringen um die form stattzufinden. wie eigentlich allermeist, in diesem geschäft …

  • Kommentar zu Die schärfsten Kritiker der Elche …

    Posted: Fri, 23 Jan 2009 23:41:59 +0000

    um an zit. ort und topos festzuhalten : “Völlig unerklärlich ist jedoch die Erscheinung, dass mein im Laboratorium schlafender Grubenhund schon eine halbe Stunde vor Beginn des Bebens auffallende Zeichen größter Unruhe gab.”

  • Kommentar zu Die schärfsten Kritiker der Elche …

    Posted: Fri, 23 Jan 2009 11:05:44 +0000

    ha! aber: müsste es nicht heissen die schärfsten elche der kritiker …? und noch ne katachrese: schlagt ihn tot. er ist ein blogger.