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Blogger’s Smalltalk | Fach und Sprache

BLOGGER’S SMALLTALK | FACH und SPRACHE – von Hartmut Abendschein und Christiane Zintzen


via wordle

NEULICH IN SKYPE – WAS REDEN DIE DA ?

„Und wie schaut’s bei deinen Zugriffen aus?“
„Ganz gut, letzten Monat hatte ich 5.000 unique clients und 9.500 pageviews.“
„Das war doch schon mal mehr!“
„Quantitativ schon, aber average time on site und pages per visit sind deutlich gestiegen, was für ein Litblog die wichtigeren Parameter sind. Und einige neue Feed-Abonnenten bei litblogs.net gab es auch.“
„Stimmt, seit dem das Kollaborative und das Konkrete dort dabei sind, sind einige Trolle verschwunden und der traffic wurde breiter. Auch die Qualitätsleser bleiben nun länger dran.“
„Wie steht’s eigentlich mit deinem WordPress-Update?“
„3.2.1. läuft wie geschmiert, das fühlt sich mittlerweile wie ein richtiges CMS an. Und die Metadaten zu Postings und Pages bringen echten Mehrwert.“
„Absolut! Vor allem auch mittels automatisierter Notifications an Twitter und Facebook …“
„Ist ja auch eine Form des CMP …“
„… und mit Flipboard wird dann wieder ein Buch draus.“
„Also kann man sich endlich aufs Schreiben konzentrieren.“

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Skype: Software zur Gratistelephonie via Internet. Zugriffe, unique clients, pageviews etc.: Messgrößen zur Ermittlung der Nutzung von Blogs und Websites. Litblog: Weblog mit literarischen Inhalten. litblogs.net: Website, aggregiertes Magazin aus Litblogs. Feed/RSS: Really Simple Syndication. Datei, die neu publizierte Inhalte automatisch auf den Computer des Abonnenten lädt. Kollaboratives Blog: mehrere Autoren posten in einem gemeinsamen Blog. Konkrete Poesie: inszeniert Buchstaben als visuelle Anordnungen. Troll: Person, die in Blogs und Foren ungeachtet der Sachthemen provoziert.Traffic: Summe der Seitenaufrufe von Blogs oder Sites. WordPress 3.2.1.: Aktuelle Version einer gängigen Weblogsoftware. CMS: Content Management System, Datenbankverwaltung. Metadaten: Stichworte (Tags), die Inhalte indexieren. Postings, Pages: Flexible bzw. statische Websites eines Blogs. Notifications: Statusnachrichten und Links, die automatisiert an Microbloggingdienste und soziale Netzwerke wie Twitter und Facebook gesendet werden. CMP: Cross Media Publishing. Aus gemeinsamer Datenbasis Inhalte für Print, Online generieren. Flipboard: Applikation für IPad etc., mit der aus Verlinkungen in Twitter digitale Magazine bzw. Buchformate entstehen .

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Gorrh (12)

Gorrh vor Gericht, hofft auf mildernde Umstände, bedeutet der bekittelten Bagage: „hömma, isch öffne dat Fenntil mejner subfiskularen Rakeetendrüse un in zwanzisch Kilometer Umkreis findse für die Zukunnf vorwiejend Feuerzauber Texas.“ Vor Gericht, mein Gott, vor Gericht! Es war umständehalber möglich, dorthinzugelangen. Die Wesenlosen aus den seelischen Bedingungen hatten Gelder für neue Alptraumtunnel zusammengetangelt, hatten die Werkstoffe („du sachs mir sofott aus wat Zement besteht, zackzack, sonns wirsse zur Regierungsstatue umjemodelt“), besaßen das Wissen, das Fachwissen und die wissenschaftlichen Gutachten, kurzum: sie hatten die Zeugen im Sack. Gorrh trägt Gewerkschaftskäppi „Solidarität“ mit Nelkenbrei-Applikationen. Hebt zur Rede an („Gorrh, sie sind nicht gefragt!“), die kleinen Männchen auf der Pressebank schleudern Blitze aus ihren Kameras. Nervende Blitze. Gorrh: „ihr Waxfiguurn happ dat doch eh allet in Fotoschopp!“ (Sieht so aus, als könnt er heut erneut ausflippen, dann aber Gnade den Anwesenden.) Gorrh: „achja, wesweenggng ich hier bin… Es gäb da einiges zu regeln, was soooo (Gorrh macht ein bisher unbekanntes Fingerzeichen, Anm. d. Red.) einfach nicht mehr weitergehen kann. Also bitte.“ Das Publikum atemlos gespannt. Natürlich braucht Gorrh nichts anzudeuten, jeder im Saal und an den angeschlossenen Bildschirmen weiß, daß es in Gorrhs Macht stünde, die riesigen Stechmücken zu entfesseln, den gesamten Geldverkehr der Lächerlichkeit preiszugeben, die Autobahnen aufzurollen etc, sieben mal sieben Plagen, und das wäre nur eine Zahl, willkürlich aus einem willkürlichen Zahlensystem gegriffen, über das Gorrh unsagbar erhaben andere Systeme aus Zahlen oder auch Nichtzahlen stülpen könnte, um zu beweisen: nicht um Zahlen geht es, es geht um Plagen. Kleinere Gerangel mit Ellbogenchecks zwischen Anklägern und Verteidigern, Hitlergrüße und Kommunistenfäuste von der Richterbank: „Ohne ideologische Hintergründe ist jede Verhandlung zwecklos.“ Gorrhs Augen rotieren in ihren Höhlen, sowas wie Kassensturz rumpelt hinter seiner Stirn und zwischen den Ohren, es macht plinky-planky und schradderradatsch.
An dieser Stelle bitten wir den Leser einen Zeitsprung von rund einer halben Million Jahren zu vollziehen. Was glauben Sie, in welche Richtung sich unsere Zivilisation entwickelt hat? Auf der Erde ist nicht mehr allzuviel Bekanntes, aber es trägt unsere Wurzeln. Menschliche Bienen fliegen summend einher und stacheln sinnlos in die Lüfte. In der geografischen Mitte der Erde, in der Nähe von Kassel, ist ein kastenförmiger Wasserspeier zu entdecken. Der Wasserspeier trägt Gorrhs Gesichtszüge und erinnert daran, wie nach den sogenannten „Prozessen“ aus Gorrhs ungläubigem („ich faß es nich, ich faß es einfach nich!“) Sabber der Rhein entstand. Die Menschen und Bienen der Zukunft kennen nämlich unseren Rhein nicht. Sie haben ihren eigenen, der in der Nähe von Kassel verläuft und nach Gorrh benannt ist. Das ist die Wahrheit über die Zukunft: die Menschen haben, um ihren eigenen Charakter zu überleben, sich den Insekten assimiliert – genau wie Gorrh es ihnen vorgemacht hat; bzw (und wie rum man es betrachtet, ist in diesem Szenario völlig egal) haben die Insekten (wie Gorrh es ihnen vorgemacht hat) ein paar menschliche Züge angenommen, eine Art Mimikry um des Mimikry willen. Nun wollen Sie aber wissen, was unterdessen mit Gorrh geschehen ist. Oder lieber doch nicht? So oder so – die nächste Folge (Gorrh (13)) liefert Aufklärung.

Senghor On The Rocks

Senghor On The Rocks

„Für den online Roman SENGHOR ON THE ROCKS wurden erstmals alle Handlungselemente eines literarischen Textes mit geografischen und zeitlichen Koordinaten versehen und so im chronologischen Verlauf auf einer Karte darstellbar gemacht. Auf Basis von Google Maps wird parallel zu jeder Szene des Textes deren Handlungsort als exakte geografische Position bzw. jede Bewegung als animierte „Fahrt“ auf der Karte dargestellt. Der Leser des virtuellen Buches erlebt die geschilderte Handlung als „Reise über die Landkarte“ und gewinnt über diese visuelle Ebene einen völlig neuen Zugang zum Text. Die Umsetzung als „book-a-like“ kommt trotz der innovativen Präsentation vertrauten Lesegewohnheiten entgegen – der Seitenspiegel bietet eine gut lesbare Textmenge pro Seite, jeder Textseite steht eine Kartenseite gegenüber, ein Lesezeichen ermöglicht, nach einer Pause seitengenau wieder in den Text einzusteigen. SENGHOR ON THE ROCKS kann mit allen gängigen Browsern und auch mit dem iPhone als mobile Applikation abgerufen werden.“ Mehr …

vgl. auch (aber?): particles

DNB : Pflichtablieferung von Netzpublikationen

  • Nationale Webarchivierung
  • Eine Erregung
  • Fragen und Antworten

NATIONALE WEBARCHIVIERUNG

2006 erteilte der Gesetzgeber der Deutschen Nationalbibliothek ( DNB ) den Auftrag , auch Publikationen im Internet zu sammeln . Ab 2008 sollen die ersten digitalen Pflichtexemplare eingehen : vor einem Jahr im Börsenblatt online erschienen , hätte man diese Meldung ja durchaus positiv interpretieren können : Die hoch offiziöse Registrierung von Portalen wie litblogs.net hätte einen fruchtbaren Dialog mit den Portalbetreibern , den „betroffenen“ Bloggern, Forschern und Archivaren von DILIMAG triggern können .

Was nun seitens des deutschen Gesetzgebers ertönt , lässt sich einigermassen bürokratisch an : „Verordnung zur Pflichtablieferung von Netzpublikationen tritt in Kraft“ titelt heise am 22. 10. und ventiliert die mit Wirkung des Folgetages implementierte Verordnung ( PDF ) über die Pflichtablieferung von Medienwerken an die Deutsche Nationalbibliothek .

Kurz : Es geht darum , welche Netzpublikationen bei der DNB quasi als „Pflichtexemplar“ elektronisch eingereicht und für die Archivierung freigegeben werden müssen .

Laut dem DNBG sind neben Büchern, Zeitungen, Zeitschriften und anderen physikalischen Medienträgern auch „unkörperliche“, in „öffentlichen Netzen dargestellte“ Medienwerke bei der Nationalbibliothek abzuliefern. Wer dieser Pflicht nicht nachkommt, riskiert nach einer Abmahnung eine Geldstrafe bis zu 10.000 Euro. Ziel der Verordnung ist es, die gesetzliche Regelung auf ein handhabbares Maß einzuschränken. Prinzipiell steht es der DNB demnach offen, auf die Zulieferung oder elektronische Abholung einzelner Netzpublikationen zu verzichten, wenn diese in unterschiedlichen technischen Ausführungen erscheinen. Anheim steht es ihr auch elektronische Medien auszuklammern, deren Sammlung oder Archivierung „nur mit beträchtlichem Aufwand“ möglich wäre.

Prinzipiell schließt die Verordnung etwa „lediglich privaten Zwecken dienende Websites“ aus. Was genau darunter fällt, ist unklar. Die DNB strebt nach eigenen Angaben an, die Archivierung auch auf „originär dem Web“ entsprungene Publikationsformen wie Blogs, Wikis oder Foren nach und nach auszudehnen. In einem Frage-Antwort-Verzeichnis listet die Einrichtung bislang aber nur pauschal „elektronische Zeitschriften, E-Books, Hochschulprüfungsarbeiten, Digitalisate, Musikdateien oder auch Webseiten und dynamische Applikationen“ auf. Eine Definition öffentlicher oder privater Werke fehlt. Weiter ist nachzulesen, dass die Entwicklung geeigneter Verfahren für den Massenbetrieb der Sammlung, Erschließung und Archivierung von Netzpublikationen „stufenweise“ erfolge. Solange diese noch nicht abschließend zur Verfügung stünden, würde die DNB „keine Ordnungswidrigkeitsverfahren anstrengen“.

Generell soll die Anlieferung möglichst per FTP und bevorzugt als PDF erfolgen. Bilder, andere Darstellungselemente sowie „Software und Werkzeuge, die in physischer oder in elektronischer Form erkennbar zu den ablieferungspflichtigen Netzpublikationen gehören“, sind aber ebenfalls betroffen. Dies gilt vor allem für „nicht marktübliche Hilfsmittel“, ohne die ein Lesen der digitalen Werke im Offline-Modus nicht möglich ist. ( … ) ( heise )

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EINE ERREGUNG

Prompt tobt ein Sturm im Wasserglas : Von „Schildbürgerstreich“ und „wahnwitziger“ Sammelwut geht die Rede ; juristisch ergeben sich Abgrenzungsschwierigkeiten zwischen „öffentlichem Interesse“ ( Meldungspflicht ) vs. „privaten“ & „gewerblichen“ Zwecken ( keine Meldungspflicht ) , ganz zu schweigen von den technischen Schwierigkeiten sowohl für Seitenbetreiber als auch für Archivare :

Entweder haben bei den Entscheidungsträgern so einige das Medium Internet (bzw. WWW) in seiner Komplexität deutlich unterschätzt. Oder man hat einfach einen gewissen Definitionsbedarf übersehen. ( e-fee.d )

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FRAGEN UND ANTWORTEN

Mike Schnoor ( sichelputzer ) hat bei der DNB- Hotline ( 069 1525 1320 ) direkt angefragt und folgende Auskunft erhalten :

  • Publikationen wie Weblogs sind momentan für die Erfassung nicht relevant.
  • Private Inhalte auch außerhalb Weblogs, die mit Werbeanzeigen einen gewerblichen Charakter haben, sind für die Archivierung derzeit nicht relevant.
  • Technisch gesehen ist die Archivierung von sehr vielen Datenmengen, insbesondere individuelle Publikationen wie Weblogs, noch nicht ausgereift.
  • XML und RSS seien andenkbare Lösungen zur Aggregation der Inhalte, die jedoch noch in Planung sind.
  • Die Pflege der Daten bei Aktualisierungen der publizierten Texte ist derzeit noch nicht gelöst.
  • Digitale Bilder und Videos diverser Social Media Networks stellen die Nationalbibliothek vor eine Herausforderung, insbesondere die zu bereitstellende Speicherkapazität seitens der Nationalbibliothek für einen digitalen Film sind derzeit nicht abgedeckt.

Ich bezweifle daher sehr stark, dass hier ein Blogger mit strafrechtlicher Verfolgung zu rechnen hat, wenn insbesondere bei mehreren hunderten, gar tausenden Blogeinträgen jedes Mal ein PDF zu erstellen wäre. Den Zeitaufwand können Privatpersonen kaum betreiben. Ich selbst würde Wochen damit verbringen, jeden Blogeintrag als gute gemachtes PDF zu sichern. Was passiert da mit neuen Kommentaren? 🙂

Weitere Details in Benedikt Köhlers offenem „Brief an die Deutsche Nationalbibliothek“ sowie in deren Replik : „Auch Kommentare könnten gesammelt werden, Schutz von Urheberrechten unklar: Die Antwort der Deutschen Nationalbibliothek“ ( viralmythen ).

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