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Inhalt 01/2008

Die Lesezeichen-Ausgabe 01/2008 erschien am 15. April 2008.

In dieser Ausgabe:


Verbotene Reime, Grüsse an die Heimat, Unterkellerungen, Verfahren und Techniken zur Papierarchivierung, James Salter, schöne Studentinnen der Theologie, Waschbeckenhaare, diverse Zungenküsse, Sterne, Monde, Sonnenlöcher und Strandkorbbilder und vieles mehr ..

INHALT:

hand war da … (u.a.)

1 hand war da …

hand war da
gelegen
lange schon

dunkel der
sie fortge-
nommen der

fleck

2 die raureifwinter …

die raureifwinter
abseits der stadt
bucht unserer jahre
ausschau nach möwen
hielt niemand am zaun

krähen aber kreuzten
und ein stattdessen
(mählich ging’s auf)
als sonnenblumen
ihre köpfe hoben
… ein segel mir wuchs

3 den reimen …

den reimen
verbieten
sich dazwischen
zu schieben
im präteritum
des tag’s
des „schob“
dès l’aube

schieber
der tag
und unsauber
die geschäfte

4 das feld …

das feld
liegt brach
ich auf
der hand

die gib

das gedicht sei ein handschlag – Celan

5 die worte …

die worte
fangen
entlassen
in die freiheit
sich selbst

an

“Voyage au bout de la Nuit” – Amnesie und Rücklektüre

Technorati , , , , , , , , , , ||| BEFREMDLICHE AMNESIE | NOTATE I : DER KRIEG , DIE FRAU , DIE HELDENERZÄHLUNG AN DER HEIMATFRONT | KLANGAPPARAT | HINWEISE

BEFREMDLICHE AMNESIE

ERSTER WELTKRIEG Spendenaufruf

Zweifellos vor 15 Jahren die bislang verstümmelte deutsche Fassung von Louis-Fedinand Célines vielstimmiger Vivisektion verschlungen . 2003 dann die erstmals vollständige deutsche Edition in der Übersetzung Hinrich Schmidt- Henkels ( Rowohlt ) gekauft … und – wie die Anstreichungen und Notate im Buch erweisen – unwiderleglich gelesen .

Sonderbar .

Offenbar sind sämtliche Lektüre- Erinnerungen inzwischen auf fremde Konten geflossen . Als hätten Curzio Malapartes “Kaputt” , die Bücher Henri Michaux‘ oder Conrads “Heart of Darkness” die verschiedenen Motive des Céline’schen Wechselbalges von Roman ( Singular ) aufgesplittet und in ihre jeweiligen Topiken aufgesogen .

Dieser Tage dazu einige Notate . |||

NOTATE I : DER KRIEG , DIE FRAU , DIE HELDENERZÄHLUNG AN DER HEIMATFRONT

1914 , Paris – Bardamu als Kriegsverwundeter auf prekärem Abruf : Staunen über das Treiben an der “Heimatfront”

Wir trafen uns meist in einem Café nebenan. Immer häufiger humpelten Verwundete durch die Strassen, oft abgerissen. Zu ihren Gunsten fanden Sammlungen statt, “Tage” für diese und jene, meist für die Organisatoren der “Tage” selbst. Lügen, ficken, sterben. Was anderes zu tun war seit kurzem verboten. Erbittert wurde gelogen, über alle Begriffe, über Lächerlichkeit und Absurdität hinaus, in den Zeitungen, auf Plakaten, zu Fuss, zu Pferde und im Wagen. Alle machten mit und logen um die Wette. Bald gab es in der Stadt keine Wahrheit mehr.

Der wenigen Wahrheiten, die es 1914 hier noch gab, schämte man sich mittlerweile. Alles, was man anfasste, war verfälscht, der Zucker, die Flugzeuge, die Sandalen, die Marmelade, die Fotos; alles, was man las, verschlang, aufsaugte, bewunderte, verkündete, bestritt, verteidigte, all das war nicht als Phantome des Hasses, Attrappen, Maskeraden. Selbst die Verräter waren falsch. Der Rausch zu lügen und zu glauben ist ansteckend wie die Krätze. Meine kleine Lola konnte nur ein paar Sätze Französisch, aber das waren patriotische Phrasen: “Wir kriegen sie! ….” “Komm, Madelon! …” Zum Heulen war das.

So beschäftigte sie sich beharrlich, ja schamlos mit unserem Tod, wie übrigens alle Frauen, sobald es in Mode kommt, für andere mutig zu sein.

ERSTER WELTKRIEG Popaganda Karte

Über die Darstellungs- Taktiken , den namenlosen Tod an der Front zu gerne gehörten Heldenepen zu verklären , wird Bardamu u. a. von einer seiner nächsten Geliebten belehrt . Die ehrgeizige Varietégeigerin Musyne ( “Ihre Entschlossenheit, es auf Erden zu etwas zu bringen und nicht erst im Himmel , war erbarmungslos.”) bringt sich und ihre Aufstiegs- Agenden nicht nur per “patriotischem” Einsatz an Fronttheatern voran , sondern speziell durch die aufgeblähte Epik , mit welche sie – nach Paris zurückgekehrt – dort die “besseren Kreise” buchstäblich blendend unterhält .

Sie wurde regelrecht gefeiert. Ganz närrisch war man nach meiner Musyne, der süssen kleinen Kriegsgegnerin! So frisch und lockig, und dann auch noch eine Heldin! ( … ) Die Poesie des Heldentums ergreift besonders unwiderstehlich all diejenigen, die nicht in den Krieg ziehen und am stärksten jene, die sich gerade enorm am Krieg bereichern. So geht das eben. ( … )

Musyne hatte sich aber auch eine allerliebste Blütenlese von Kriegserlebnissen zusammengesponnen, die ihr so hinreissend standen wie ein keckes Hütchen. ( …) Sie hatte die Gabe, ihre Erfindungen in eine gewisse dramatische Ferne zu verlagern, in der alles besonders eindringlich wurde und es auch blieb. Die Heldengeschichten von uns Kriegern selbst, das wurde mir mit einmal klar, waren daneben vergänglich und viel zu präzis. Meine schöne hingegen arbeitete mit der Ewigkeit. Man muss Claude Lorrain eben glauben, der Vordergrund eines Bildes ist immer abstossend, die wahre Kunst liegt darin, was Wesentliche eines Werks in die Ferne zu rücken, ins Ungreifbare, dorthin, wo die Lüge Zuflucht sucht, jener von den Tatsachen abgemalte Traum, die einzige Liebe des Menschen.

Strategien , wie sie beim patriotischen Poésie- Salon in der Comédie Francaise zur absoluten Groteske geraten ( samt Vorspiel des “heldisch” heulenden Chors der Elektroschock- Patienten des schönäugigen Psychiaters Bestombes ) . Letzterer erinnert uns fatal an Georg Kien , den Bruder des bis zur Autodafé um seine Bücher besorgten Gelehrten in Canettis “Blendung” .

“Die Frau und der Krieg” : Karl Kraus gegen die “Kriegsfotografin” Schalek , Bertha von Suttner über die “Scharpie zupfende” ( = Verbandmull statt Stickereien herstellende ) Weiberwelt in den Wiener Salons anno 1866 . |||

KLANGAPPARAT

Wir weigern uns , nur weil vom Krieg geschrieben wird , auf Musik zu verzichten . Cui bono ? – Damit wären wir wieder mitten in der Lüge der “Pietät” , welche zu “bewahren” es angelegentlich von Todesdingen die czz hörempfehlungBigotterie anrät . Trotzdem und deshalb gibt es da eine nicht zufällig mit PNEUMA benannte EP vorzustellen : Als “Atem” dem Leib , im Griechischen allerdings auch der Seele liiert , umfasst der Titel kurz und bündig das Spektrum dieser körperlich pulsierenden , gleichzeitig schwebenden Klänge . Und dies fern von jedweder Eso . Komponiert hat dieses im besten Sinne unspektakuläre Werk der in der Île de France lebende Alexandre Lehmann . Unter dem Pseudonym Zzzzra haben wir ihn bereits vor einigen Monaten schon einmal vorgestellt . Damals war das Netlabel [ schall ] der Gastgeber , heute ist es deepindub . CLICK TRACKS TO LISTEN : 01. Avalanche ( 6:07 ) | 02. Sumo ( 5:12 ) | 03. Pneuma ( 8:28 ) | 04. Grotesque ( 5:52 ) |||

HINWEISE


go

pic

5.10 – Lieber James Salter, als ich heute Nacht am Schreibtisch saß und in Ihren wunderbaren Erzählungen las, habe ich eine kleine Spinne bemerkt, die mich beobachtete, jawohl, sie saß auf dem Feinsten der Blatthaare eines Elefantenfußbaumes, der neben meiner Computermaschine steht, und beobachtete mich aus mehreren winzigen schwarzen Augen, und ich habe überlegt, was dieses Wesen wohl in mir sieht und für einen kurzen Moment habe ich darüber nachgedacht, ob Spinnen vielleicht hören, – ich lese oft laut vor mich hin, das sollten sie wissen -, und ich wunderte mich, dass ich so viele Jahre gelebt habe, ohne der Frage nachzugehen, ob Spinnen über Ohrenpaare oder doch wenigstens über einen zentralen Gehörgang, wo auch immer, verfügen. Ich saß also am Schreibtisch und las und die kleine getigerte Spinne, von der ich Ihnen erzähle, seilte sich zur Tastatur meiner Computermaschine ab. Ich hatte den Eindruck, dass ihr diese Luftnummer Freude machte, weil sie ihre Landung immer wieder hinauszögerte, indem sie den Faden, der aus ihr selbst herausgekommen war, verspeiste, demzufolge verkürzte. Vielleicht hatte sie bemerkt, dass ich sie betrachtete, das ist denkbar, weil ich aufgehört hatte, laut zu lesen für einen Moment, um nachzudenken, vielleicht wollte sie, um sich mir darzustellen, auf meiner Augenhöhe bleiben. Das war genau in dem Moment als Marit nach ihrer letzten Nacht auf unsicheren Beinen die Treppe heruntergekommen war, Marit, die doch eigentlich seit Stunden schon tot gewesen sein musste. Marit setzte sich auf eine Treppe und begann zu weinen. Sicher werden Sie sich erinnern an Marit, wie sie auf der Treppe sitzt und weint, weil sie wusste, dass sie eine weitere letzte Nacht vor sich haben würde. Als ich las, dass Marit lebt und weint, habe ich eine Pause gemacht, weil ich erschüttert war, weil das Gift nicht gewirkt hatte. Ich saß vor meinem Schreibtisch und überlegte, ob auch sie, James Salter, erschüttert waren, als Marit so langsam, auf unsicheren Beinen die Treppe herunterkam. Und während ich an Sie und Ihre Schreibmaschine dachte, beobachtete ich die Spinne, die mit ihren sehr kleinen Beinen, den Faden, an dem sie hing, betastete. Ist das nicht ein Wunder, eine Spinne wie diese Spinne? Haben Sie schon einmal bemerkt, dass es nicht möglich ist mit einer elektrischen Schreibmaschine zwei Buchstaben zur gleichen Zeit, also übereinander, auf das Papier oder den Bildschirm zu schreiben? Immer ist einer vor, niemals unter dem anderen. Mit herzlichen Grüßen. Louis.

gerettet (u.a.)

gerettet (1)

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“Ich bin gerettet! denke ich in einer ersten, glückhaften Reaktion. Dann folgt aber gleich der nächste, ernüchterndere Gedanke: Ich bin in Rio! Ich werde an diesem Tisch sitzen bleiben, an diesem Tisch schlafen, an diesem Tisch mich sonnen, die Stühle an diesem Tisch bewachen. Rio als Traumhafen see- und liebeskranker Matrosen – das war einmal.”

bankett (2)

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Ich habe Angst, dass mir mein Tisch mit meinen Stühlen gestohlen wird, wenn ich ihn alleine lasse. Langsam füllt sich der Strand mit Menschen. Sie tragen Tische und Stühle auf dem Rücken, stellen sie in den Sand und setzen sich. Sie sitzen da, schauen aufs Meer hinaus, alles schaut sehr friedlich aus. Was wird das? frage ich mich. Ein riesiges Bankett unter freiem Himmel?

copacabana (3)

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Tausend Tische am Strand von Copacabana. Viertausend Menschen mit viertausend Picknickkörben, die sich setzen und miteinander teilen. “Doch was ist das, was sie da einander anbieten?” frage ich ein hübsches Fräulein, das soeben mit einem Korb an meinen Tisch getreten ist. “Oh”, lacht sie, “Sie wissen das nicht? Heute tischen wir einander Lügen auf!” Und schon greift sie in ihren Korb und beschenkt mich mit einem Märchen, das so ungeheuerlich ist, dass ich wollte, es wäre wahr.

Alban Nikolai Herbst

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geboren 1955 in Refrath, studierte Philosophie, arbeitete als Broker im Devisen und Wertpapiergeschäft, lebt und arbeitet in Berlin.

Bücher (Auswahl): Die Verwirrung des Gemüts, 1983; Die blutige Trauer des Buchhalters Michael Dolfinger, 1986/2000; Wolpertinger oder Das Blau, 1993; Eine Sizilische Reise, 1996; Der Arndt-Komplex 1997; Thetis. Anderswelt, 1998; In New York, 2000; Buenos Aires. Anderswelt, 2003; Meere, 2003; Die Niedertracht der Musik, 2005. Hörstücke, Poetologien und DIE DSCHUNGEL. ANDERSWELT, Das Literarische Weblog, seit 2003

Es gibt Realitäten, die dürfen nicht ausgesprochen (nicht veröffentlicht geschrieben) werden, obwohl jeder sie weiß, wenigstens spürt. Das Verbot besteht aber nicht etwa, weil die Nennung allgemein bedrohlich wäre (da wäre sie vielmehr befreiend), sondern weil sie das Bild angreifen, das jeder von sich selbst gegen sich selbst aufrechterhalten will. In dem Ruf nach Verschlüsselung schallt der unbedingte Wille zum Betrug. Gegen sich selbst. Gegen andere. Damit Mensch bleiben kann, was man gelernt hat, daß Mensch sei. Auch und gerade, wenn Mensch s o nicht existiert.

Litblog / URL:
DIE DSCHUNGEL. ANDERSWELT
http://albannikolaiherbst.twoday.net/

ab Februar 2018
https://dschungel-anderswelt.de/

Sudabeh Mohafez

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Als Tochter iranisch-deutscher Eltern 1963 in Teheran geboren. Stationen: Teheran – Berlin – Lissabon – Stuttgart. Langjährige Tätigkeit im Bereich der Krisenintervention und Gewaltprävention. Erste literarische Veröffentlichungen ab 1999. 2004 und 2005 erscheinen „Wüstenhimmel Sternenland“ (Erzählungen) und „Gespräch in Meeresnähe“ (Roman) im Arche Verlag. 2006 Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis, 2007 Poetikdozentur an der FH Wiesbaden. Zahlreiche Literaturstipendien.

Auswahlbibliographie:
2004 Wüstenhimmel Sternenland – Erzählungen / Arche Verlag
2005 Gespräch in Meeresnähe – Roman / Arche Verlag
2010 brennt – Roman / DuMont Verlag
2010 das zehn-zeilen-buch / edition AZUR

vierhundertfünfzig ist eine nicht ganz willkürliche zahl, die eine art visitenkarte ergibt, der man entnehmen kann, was eine person, die texte schreibt, so tut, wenn man ihr sagt, sie solle eine art visitenkartentext schreiben, zum vorstellen, nicht, wie sonst üblich, zum kontakthalten, und solle dafür so um die vierhundertfünfzig zeichen (mit leeren) einkalkulieren. ja. so ist das. und das hier sind vierhundertachtundvierzig (mit leeren).

Litblogs / URL:
zehn zeilen
http://eukapi.twoday.net/
wandzeitung
http://wandzeitung.twoday.net/

Jörg Meyer

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Geb. 1964 in Kiel, dort nie weg gekommen. Dipl.-Physiker, studierte auch Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und Philosophie. Derzeitiger „Beruf“: Freier Kulturjournalist, seit 1996 „fester Freier“ im Kulturressort der „Kieler Nachrichten“ (www.kn-online.de), überdies „selbst und ständig“ tätig als Mediengestalter.

Literarische Veröffentlichungen v.a. im Internet: www.forum-der-13.de, www.tage-bau.de. 2000 (lange, bevor es Weblogs gab): „keine nacht für niemand“ (literarisches Internet-Tagebuch zum Jahrtausendwechsel – www.schwungkunst.de/hyper). 2001: 1. Preis des Kulturnetz Schleswig-Holstein für die Hypertext-Collage „MERz.Monstrum 2.0“ (www.schwungkunst.de/merz21). Aktuelle Texte unter http://oegyr.podspot.de und www.schwungkunst.de (und Links von dort).

so what

4

extemporiert das neue der wohnung.
der maler fragt, was er anstreichen soll.
hingegen meine streiche von anbeginn
in jedem vers.

dass nichts übrig bliebe,
dass die verdichtung einem absoluten nullpunkt
entgegen strebe, dass sie sich vernichte
ins nichts und also alles.

was wir ahnen, ist das nichts des lichts,
der schalter unten an der glühdirne,
vom herzschrittmacher durchschrittenes –
oder sagen wir: durchlittenes?

dies ist der vierte streich,
der dritte folgt sogleich
und zweitens war, als erstes
eben dies zu künden.

ich zähle rückwärts mit dem rücken
im gewand, dem schlaf- und arbeitsanzug,
den mir der nachmittag,
wenn es dämmert, anzieht.

und auszog, das fürchten zu lehren,
die stanzen der fruchtbarkeit:
je vier zeilen
in dreieinigkeit.

Litblogs / URL:
pödgyr
http://oegyr.podspot.de
schwungkunst
http://www.schwungkunst.de/

Rittiner & Gomez

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1960 Simplon CH

rittiner & gomez – Bildermacher / Logbuchschreiber
Stationen – Brig / Sion / Volare / Vevey / Bern / Hondrich Spiez
Arbeiten – Malerei / Sequenzielle Kunst / Comic / Zeichnungen / Malerei
Zusammenarbeit – Martin Loosli / Markus A. Hediger /
Mitglieder – Litblogs.net / Visarte

Publikationen
2008 – Spa_tien Nr. 5 Literarische Weblogs
2007 – Spa_tien Nr. 3 Illustrationen
2000 – Comic „Polenta“ (Volante Verlag)
1998 – Zuggeschichten, Text: Christine A. Jossen (Rotten Verlag)

Als Kind hatte ich über eine längere Zeit echt Verdauungsprobleme und Essstörungen. Die Sache war und ist die, dass auf unser wunderschönen Insel aus allem, was wir täglich unter mehr oder weniger grossen Anstrengungen aus unsern Körpern ins Klo befördern, Biogas entsteht, das dann in der Küche als Gas unser Essen und Trinken kocht, gart, brät, dämpft, schmort und so weiter … eine grässliche Vorstellung. Noch heute, wenn ich daran denke, wird mir fast übel. Nach langen Magen- und Darmkrämpfen und einer verzweifelten Nulldiät musste ich mich daran gewöhnen, dass alles, was meinen Körper passiert, wieder in unsern Küchen landet.

Litblog / URL:
logbuch isla volante
http://www.isla-volante.ch/

Hartmut Abendschein

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„Hartmut Abendschein (*1969): Aufgewachsen in der Nähe von Stuttgart, dort auch Buchhändler, Studium der Germanistik und Anglistik in Konstanz und Glasgow, wiss. Dokumentar in Köln, lebt und arbeitet in Bern. Zuletzt erschienen: Dranmor (2012). Schellendiskursli / Schellenexkursli (2013). Recycling Le Tour de France (2014). Flarf Disco. Popgedichte (2015). nicht begonnenes fortsetzen. Text, Kontur, Schatten (2017). Arbeitsfelder: Prosa, Konzeptuelle und Experimentelle Literatur, Korpuspoetische Verfahren, Literarische Weblogs, Hybrid Publishing.“

krokodile geister hardware
farben der lenkung
verstehe ich nicht
und auch nicht
das blasen im wind

Litblog / URL:
taberna kritika – kleine formen
http://www.abendschein.ch/taberna-kritika/