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trägheit | traum

wenn ich ein vöglein wär / hätt’ ich flügel. doch der / engel ohne flügel, gestürzter / aus dem himmel ins erdreich tief

Wikipedia: „Die Trägheit ist die Eigenschaft von Körpern, in ihrem Bewegungszustand zu verharren, solange keine äußere Kraft auf sie einwirkt. Die träge Masse gibt die Größe der Trägheit an. Je größer die träge Masse eines Körpers ist, umso weniger beeinflusst eine auf ihn einwirkende Kraft seine Bewegung.“

wie meine schwere masse / zunimmt, nimmt im gleichen / maße die träge masse zu / wie mit selber masse auch die trägheit / der zeit zunimmt / verlangsamt sich / erinnernd, denn die träge masse der zeit / ist der schwere traum

… wie wir früher / weniger verspätet … / weil’s aber nicht kann sein / bleib’ ich allhier. klassische / mechanik …

Newton, Lex prima: „Corpus omne perseverare in statu suo quiescendi vel movendi uniformiter in directum, nisi quatenus illud a viribus impressis cogitur statum suum mutare.“

inertia / fallgesetz: ikarus, galilei, sir isaac, ich: / „schlaf tropft nieder / aus den sinnen“

Newton, Lex secunda: „Die Änderung der Bewegung ist der Einwirkung der bewegenden Kraft proportional und geschieht nach der Richtung derjenigen geraden Linie, nach welcher jene Kraft wirkt.“

… liebe / for whom the lillybelle tolls …

„man muss davon ausgehen, dass der stein denkt“ / (rainald goetz) und träumt von / der verbindung von schwerer masse / und trägheit | traum

denn wir können nicht fliegen / außer auf den flügeln / der gesetze der mechanik / und des traums / und du schwebst in dem / augenblick, wirfst die füße voran / zur veränderung deines schwerpunkts und / gleichgewichts zur landung / auf den mutterseelenalleingestirnen über uns’ren / köpfen, die uns dieselbe bewunderung verursachen

wie das trägheitsgesetz in uns / weil’s aber nicht kann sein / bleib’ ich allhier

MICRO | -NOTE | -QUOTE – In Erwartung : Zum Leben vom Schreiben

BERNHARD KATHAN : 63,69

Es darf diskutiert werden : Salon– Autor Bernhard Kathan , der sich in seinen literarischen und kulturwissenschaftlichen Büchern auf denkwürdige Weise seit je der Verletzlichkeit des Geistes und des Leibes widmet , stellt eine provozierende Ziffer zur Diksussion .

Die Lebenserwartung von Schriftstellern betrage 63,69 Jahre . Eine Kennzahl , welche drastisch unter den Ziffern der durchschnittlichen Lebenserwartung ( Männer 75,5 – Frauen 81,5 Jahre ) liegt und – siehe die Grafik nach CIA World Factbook @ Wikipedia – die der allgemeinen Lebenserwartung etwa in Zentralafrika entspricht ( 2006 : 60 – 64 Jahre ) .

Da ich seit langem Mitglied der Grazer Autorinnen Autorenversammlung bin, machte ich mir die Mühe anhand der Liste ihrer verstorbenen Mitglieder die durchschnittliche Lebenserwartung von Autoren und Autorinnen auszurechnen. Diese liegt im Augenblick bei 63,69 Jahren, also deutlich unter jener der Gesamtbevölkerung, die bei Männern 75,5, bei Frauen 81,5 Jahre beträgt. Meine Statistik kennt gewisse Unschärfen. Ich habe dazu alle Todesfälle von Mitgliedern herangezogen. Während wir es hier mit einem Zeitraum von 29 Jahren zu tun haben, wird die durchschnittliche Lebenserwartung üblicherweise nach den Sterbestatistiken eines Jahres berechnet.

Neben individuell genetischen Dispositionen sind es berufsbedingte Risiken ( körperlich gefährliche Berufe wie Dachdecker oder Gerüstbauer , Stress und Burnout bei Pflegepersonal ) und die sozioökonomischen Faktoren des “Lebensstandards” , welche entscheidend die Lebensqualität und -Dauer beeinflussen :

Die Verschränkung von Einkommen ( buchstäblich : Vermögen ) und der Qualität medizinischer Versorgung ist im Paradies der Privat– Behandlung offenbar . Dass dies im Umkehrschluss nicht notwendig das Versagen sämtlicher kassenmedizinischer Leistungen bedeutet , ist klar und auch nicht der Punkt von Kathans Zahlen .

Man ist geneigt, die niedrige Lebenserwartung von Schriftstellern unter tragischer Literaturgeschichte, also unter biographischen Katastrophen abzulegen. Trotz aller individuellen Dispositionen lässt sich das Problem nicht privatisieren. Schreiben ist per se eine Tätigkeit, die nicht nur Konflikte zum Inhalt hat, sondern von Konflikten begleitet wird. Schreiben, also das Antizipieren der Welt ist nicht gerade mehrheitsfähig. Es wird nicht belohnt. Mit Schreiben verdient man in der Regel nicht sehr viel, vor allem dann nicht, wenn man um ein gewisses Niveau bemüht ist, oft genug nur kleine Gruppen ansprechen kann. Selbst dann, wenn eine Zeitung den Abdruck eines Textes zusagt, heißt das noch lange nicht, dass dieser auch abgedruckt wird.

Aber auch wenn literarische Texte in Zeitungen und Zeitschriften abgedruckt werden , bedeutet dies , wie wir in|ad|ae|qu|at hinzufügen dürfen , nicht notwendig ein Einkommen zum Auskommen . Schon gar nicht für literarische AutorInnen , deren Texte ( so sie formal überhaupt als publikumsfähig erachtet werden ) , ja nur bei “Anlässen” oder alle paar Jahre anlässlich eines neuen Buches ( vor- ) abgedruckt werden .

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FREI SCHREIBEN

Wie wenig sich auch genuin journalistische Arbeit auf freiberuflicher Basis rechnet , wird derzeit mittels einer eindrücklichen Enquête eines unabhängigen Berufsverbandes freiberuflicher Journalistinnen und Journalisten , dem Verein :Freischreiber , in einem Blog publiziert . Die in wenigen Tagen zu Hunderten eingereichten Erfahrungswerte vermitteln – egal ob Provinzblatt oder überregionales Organ , Publikums- oder Fachzeitschrift , “Qualität” oder “Boulevard” – ein eher drastisches Bild der Einkommenslage von “Freien” ( #honorarhoelle ) .

Auch hier handelt es sich – Stichworte : anonyme Einreichung , limitierte Vergleichbarkeit von Kraut und Rüben – nur bedingt um belastbare Fakten , eher um die Konfiguration eines kurrenten Musters . Auch die Schriftstellerei ist seit dem 19. Jahrhundert ein Freiberuf , dessen Risiken und Nebenwirkungen inzwischen als bekannt betrachtet werden dürften ( siehe Balzacs Verlorene Illusionen ) .

Als mit der 1859 gegründeten Deutschen Schillerstiftung erstmals das Modell institutioneller Autorenförderung auf den Plan trat , war nicht abzusehen , welche Dichte das Netz von kommunalen , kantonalen oder ministerialen Beihilfen , Zuschüssen und Stipendien , während des letzten Drittels des 20. Jahrhunderts gewebt werden würde .

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HONORARHOELLE VS. PARADIES DER PREISE

So ist denn die Denunziation von institutionell vergebenen und finanziell dotierten Literaturpreisen sowie der “blühende[n] Kultursubventionslandschaft” ( siehe : Autorenförderung ? Hungert sie aus ! / FAZ 2008 oder kürzlich Der Preis des Schreibens / taz 2013 ) mittlerweile ein mindestens so beliebter Topos wie die Klage über kärgliche Lebensumstände .

Dass es gut verdienende Autoren gibt , weiss Bernhard Kathan mindestens so gut wie auch die Leute vom Freischreiber , denen Dokumente von vergleichsweise luxuriösen Produktionsbedingungen vorliegen .

Die Perspektiven verschränken sich in Beobachtungen , wonach bereits bepreiste Autorinnen und Autoren eher mit weiteren Preisen bedacht werden als bislang weniger exponierte Kollegen . Gleicherweise tendieren Rezensionen ab einem gewissen Grad der Publizität zum Kaskadieren . Woran sich bekanntlich wiederum die Organisatoren & Redaktoren von Lesungen , Auftritten , Features orientieren .

Allerdings gibt es diese Resonanzkatastrophe durchaus auch negativ : Wer als kompliziert oder schwierig gilt , wird vielleicht von gewissen Zirkeln ästimiert und – wo dies möglich – hin und wieder mit ein paar Euro , bleibt bei aller Fertigkeit und allem Fleiss indes in einem Kreislauf des Schweigens .

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MITTEN DRIN

Die Polarisierung scheint inzwischen – wie es heisst – “mitten in der Gesellschaft” angekommen : die “working poor” stehen gegen die Unersättlichkeit der “Abzocker” . “Andauernde Prekariate” , schreibt Bernhard Kathan , “lassen sich etwa am Zahnstatus oder an bestimmten Krankheitsbildern wie Erschöpfungszuständen oder Panikattacken ablesen, auch an der Lebenserwartung”. –

Wie gut , dass der ( Lebens– ) Versicherungs– Konzern Generali mit seiner frohgemut formulierten Geldstudie 2013 Daten wider den Dickens- Blick serviert :

Die Kaufkraft steigt wieder – vor allem bei den unter 30-Jährigen. Jeder vierte Österreicher will mehr für das eigene Wohlbefinden tun. Ausgabenplus bei Sport, Freizeit, Auto und Urlaub.

[ … ] Von Platz 3 im Vorjahr – hinter Wohnen und Urlaub – rücken die Ausgaben für das Wohlbefinden und den Sport erstmals auf den Siegerplatz. Im vergangenen Jahr wollten nur 15% der Befragten für diesen Bereich mehr Geld ausgeben. Heuer sind es 24%. Besonders groß ist der Wunsch nach dem Wohlbefinden mit 41% bei den unter 30-Jährigen und mit 31% bei den 40- bis 49-Jährigen. 28% der Männer und 21% der Frauen planen hier Mehrausgaben. 63% der Mehrausgaben entfallen dabei auf Sportbekleidung, Sportausrüstung und Fitnessstudio. 38% planen Mehrausgaben für Wellness und 18% für Entspannungstechniken wie Yoga, Tai Chi und Qi Gong.

Auf den Plätzen 2 und 3 liegen der Urlaub und das Wohnen. 22% wollen im kommenden Jahr wieder öfters und/oder länger urlauben (2011: 18%), und 20% investieren in ihr Zuhause (2011: 19%). Die Mehrausgaben für das Wohnen entfallen mit 46% auf Miete, Betriebs- und Heizkosten, mit 39% auf die Einrichtung und mit 35% auf die Instandhaltung und Renovierung.

Zu den Gewinnern im Mehrausgaben-Ranking zählen neben dem Wohlbefinden auch die Bereiche Freizeit und Hobbys sowie Auto und Mobilität. Um jeweils 5%-Punkte konnten sie auf 18% bzw. 14% zulegen. Beim Auto beziehen sich die Mehrausgaben zu 49% auf die Treibstoffpreise und zu 44% auf die Autoanschaffung. 20% rechnen mit Mehrausgaben für den öffentlichen Verkehr.

Statistisch belastbare Daten ?! – Wohlwohl . – Na dann

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Kurztitel & Kontexte bis 2012-09-02

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Kurztitel & Kontexte bis 2010-08-15

Howard Koch nach Orson Welles 2010

••• Was ich mit Ablenkungen meinte? Da kann ich mit einem Beispiel dienen, das literarische Qualitäten aufweist. Erinnert sich jemand an Howard Kochs literarischen Handstreich von 1938? Orson Welles hatte seinen Roman »Krieg der Welten« zu einem Hörspiel umgearbeitet. Inszeniert wurde es vom Mercury Theater in Form einer fiktiven Reportage nach einer Adaption von Howard Koch. Der amerikanische Radiosender CBS strahlte es am Abend vor Halloween am 30. Oktober 1938 aus. Dazu wurde der Handlungsort von England nach Grover’s Mill (New Jersey) in den USA verlegt und die Geschichte entsprechend angepasst.

Das Hörspiel führte Zeitungsberichten zufolge zu heftigen Irritationen bei der Bevölkerung von New York und New Jersey, die teilweise das Hörspiel für eine authentische Reportage hielt und einen tatsächlichen Angriff Außerirdischer befürchtete. Die Berichterstattung über diese Vorfälle machte die Sendung und damit auch den jungen Orson Welles weltberühmt. Einige Beschreibungen einer landesweiten Massenpanik sind jedoch mit Vorsicht zu genießen. Die kommunikations- und literaturwissenschaftliche Forschungsliteratur, allen voran eine Feld-Untersuchung von Hadley Cantril aus dem Jahr 1940, stellen die allzu gerne geäußerte kopflose Hysterie in Frage. Vielmehr war Orson Welles mitten in einen Medienkrieg geraten; ein Bericht unterstellte Orson Welles sogar, für den Tod eines Menschen verantwortlich gewesen zu sein. Orson Welles und sein Drehbuchautor Howard Koch nutzten das Spektakel als Karrierechance. Welles gab später zu Protokoll, er habe nicht mit dem Erfolg des Hörspiels gerechnet und daher den Bezug zu Halloween hergestellt, um wenigstens irgendwie aufzufallen. (s. wikipedia)

Die galoppierende Finanzkrise bietet derzeit Nährboden für Verschwörungstheorien, die an einigen Orten im Web in einer an diesen Radio-Coup erinnernden Form ausgestaltet werden. Letzten Freitag beispielsweise machte uns im Büro ein Kollege ganz kirre mit seiner Behauptung, am kommenden Wochenende, spätestens jedoch zu Pfingsten stünde den Deutschen eine Währungsreform mit Haircut ins Haus, also nicht einfach nur eine Währungsumstellung etwa zu einer DM 2.0 mit festem Umrechnungskurs gegenüber dem abgewirtschafteten Euro, sondern eine echte Währungsreform, bei der Guthaben nur bis zu einem bestimmten Niveau fest getauscht, Guthaben darüber jedoch entwertet würden. Wie so etwas funktioniert, kann man in der Wikipedia nachlesen, beispielsweise in dem sehr ausführlichen Artikel über die Währungsreform in Deutschland 1948, als die DM eingeführt wurde.

Die Quelle, auf die sich der Kollege berief, ist eine Website, deren Inhaber mit Edelmetallen handelt, also ein gewisses Interesse an Panik gegenüber den so genannten Fiat-Währungen hat. Die Website ist technisch in grausigem Zustand. Aber die ständig aktualisierten Infoseiten zur offenbar unausweichlichen Währungsreform in Deutschland sind lesenswert. Und bitte: wenn ihr dort lest, beobachtet, was diese Texte mit euch anstellen.

Howard Koch und Orson Welles hätten es nicht besser machen können. Der Funke des Zweifels wird überspringen, wenn nach der Lektüre nicht sogar der eine oder andere fest überzeugt sein wird, dass die DM 2.0 am kommenden Wochenende handstreichartig in Deutschland eingeführt wird. Ich meine: Immerhin ist die Polizei und das Heer schon in Alarmbereitschaft, diverse Geldtransporte wurden – getarnt als Gemüselieferungen – bei diversen Banken gesichtet. In ungezählten Geschäften werden die Preise bereits ohne Währungsangabe ausgewiesen, und auf immer mehr Kassenzetteln erscheinen die Beträge wieder in zwei Währungen (Euro und DEM, die Herzdame hatte doch letztens auch so einen Kassenzettel von unserem koscheren Metzger!). Nicht zuletzt spinnen die Banken derzeit, sehen sich außerstande, die Abgeltungssteuerbescheinigungen auszustellen oder weisen – wie gerade bei der Comdirekt – Billiardenguthaben in den Online-Depots aus, »Focus Money« titelt bereits wieder mit der DM, und und und… Wieviele Beweise braucht man denn noch?

Heute habe ich gedacht, dass es doch passender wäre, in Zeiten wie diesen eher mein Dystopie-Projekt »Pans Wiederkehr« zu verfolgen als »Diamond District«. Anderseits: Diamanten sind auch krisensicher – also: wenn man sie hat. So ein richtig heftiger Währungsschlamassel würde auch dem Diamant-Thema Auftrieb geben.

Und so etwas soll einen nicht ablenken? Ich bin heftig gespannt, ob nicht vielleicht doch was dran ist. Sollte sich Frau Merkel tatsächlich am kommenden Wochenende mit einer Rede an die Nation richten, um die Währungsreform zu verkünden? Wenn es so wäre, könnte ich nun immerhin sagen: Old news, im Turmsegler stand das schon letzte Woche.

MICRO | -NOTE | -QUOTE : Wie sieht es aus , das “digitale Scheiben” , Herr Chervel ?

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czz-micro-note-quote-sourcne-aiga-airport-pictos-copyright-free-||| Thierry Chervel , Mitgründer und Chefredakteur des Meta- Feuilleton- Online- Magazins “Perlentaucher” zur Unterscheidung von journalistischen Inhalten im Netz im Gegensatz zu Formen ( indvduellen bzw. kollektiven ) “Digitalen Scheibens” :

Die Zukunft ist ja längst angebrochen. Das Netz hat Formen von Text hervorgebracht, die ohne es nicht existieren könnten, zum Beispiel das Blog und das Wiki, also eine extrem individualistische und eine extrem kollektive Art des Schreibens. Diese Formen können Funktionen des Journalismus wie die der Kritik oder der Information übernehmen, ohne Journalismus zu sein. Wer nach der Zukunft des Journalismus fragt, ist also gezwungen über diese Formen des digitalen Schreibens nachzudenken, die ihn untergraben, vielleicht sogar ersetzen könnten. ( … )

Wikipedia-Artikel sind Texte, die atmen, wachsen und innerlich grollen. Sie haben sicherlich nicht immer in der Realität, aber der Möglichkeit und dem Anspruch nach, den gleichen Willen zu Wahrhaftigkeit und Aktualität wie Journalismus. Sie greifen journalistische Information auf. Aber sie sind kein Journalismus. So wie sie, schon wegen ihres Echtzeit- und stets offenen Charakters auch keine Artikel einer Enzyklopädie sind. Und doch haben sie sich an die Stelle der Enzyklopädien gesetzt.

Auch das Blog stellt journalistisches Selbstverständnis zutiefst in Frage – hierüber ist oft diskutiert worden. Wie radikal anders das Blog ist, zeigt der Vergleich mit einem ebenfalls extrem subjektiven Genre des Journalismus, der Kritik: Kritiker waren daran gewöhnt, das letzte Wort zu sprechen. Danach diskutierte allenfalls noch das Publikum im privaten Rahmen. Anders als bei jedem anderen Genre hatte das Objekt der Kritik stillzuhalten. Ein Blog wie Nachtkritik.de zeigt, dass sich diese richter- oder priesterähnliche Position in der Verwaltung der Kunstwahrheit nicht halten lässt: Hier können die Kritisierten zurückschlagen. So krude, unfertig, halb bedacht Blogbeiträge oft sein mögen – durch die Kommentarmöglichkeit und den Hyperlink ist ein Blog doch immer ein Dialog, mit den Lesern, mit anderen Blogs oder Medien, und mit den Kritisierten.

Für die Debatte gilt das gleiche. Am jüngsten Streit über den Islam könnten Medienwissenschaftler wunderbar die unterschiedlichen Argumentationsstrategien der unterschiedlichen Medien studieren. Verkürzt könnte man es so ausdrücken: In den Zeitungen redete man über die Gegner, im Netz redet man mit ihnen. Deutlich wurde es in den Artikeln, in denen sich Thomas Steinfeld (hier) oder Claudius Seidl nach der ersten Runde der Debatte gegen Kritik verteidigen, häufig ohne die Adressen der sie kritisierenden Artikel (etwa hier im Perlentaucher) anzugeben. Im Netz verlinkt man zu den Artikeln, auf die man antwortet, im Journalismus teilt man die Information über die Gegner in Portiönchen aus. Und auch wenn es an Journalismushochschulen als ungehörig gelehrt wird, verzichten Journalisten häufig auf die Nennung von Quellen. Darauf basierte ja ein Teil ihrer Macht, solange die Öffentlichkeit die Filter der Medien brauchte: Was sie nicht nannten, existierte eigentlich nicht. Das SZ-Feuilleton zum Beispiel ließ in der Islamdebatte keinen einzigen Beitrag zu, der Steinfeld widersprach. Keiner der von Steinfeld Attackierten durfte antworten. Es galt nur Steinfelds Version ihrer Ideen. Das ist das Pfäffische am klassischen Journalismus, der selbst entscheiden will, was die Schäfchen wissen dürfen. Die Leser der SZ kennen dadurch allerdings nur einen Ausschnitt aus der Debatte. Im Blog kann der Blogger natürlich kritische Kommentare entfernen, aber auf die Dauer macht das sein Blog steril. Es geht nicht ohne Diskussion.

Wenn die Zeitungen sich nun einfach weiter für Zahlschranken entscheiden (die ja bei er FAZ oder der SZ nie abgeschafft wurden), schneiden sie sich auch von Möglichkeiten ab, die Text bietet, und von Erwartungen, die legitimer Weise an Text gerichtet werden. Sie konservieren, für ein Weilchen, die alte Welt in der neuen. Der Zeitungsartikel ist hermetisch, der Blogbeitrag porös, die Kritik ist rund (oder spitz), der Blogbeitrag fragmentarisch. ( … )

Verlagen und Autoren steht die schwierigste, aber auch aufregendste Zeit seit Erfindung des Buchdrucks bevor. Ist ein Buch, das nicht in Gestalt eines Buchs erscheint, überhaupt ein Buch? Jürgen Neffe träumt von “undruckbaren Büchern”, die nur in digitaler Form existieren können und neue Formen der Erzählung und Darstellung ausprobieren. Ist die Entscheidung eines heutigen Autors, einen Roman im klassischen Sinne zu schreiben, bereits so etwas wie die Entscheidung eines Oulipo-Autors, ein Gedicht ohne den Buchstaben “e” zu schreiben, eine willkürliche, selbstauferlegte Regel und geistige Askese? Wird das Genre des Romans außerhalb des Gegenstands zwischen Buchdeckeln überleben?

Das Buch verschwindet von seinen Rändern her, oder genauer: Es löst sich auf in den neuen Aggregatzustand der Zeichen wie Eisschollen im Klimawandel. Bestimmte Formen sind obsolet geworden: Die Wikipedia ersetzt den Brockhaus. Wozu noch Loseblattsammlungen? Reiseführer lassen sich in digitalisierter Form viel besser aktualisieren – und mit Leserkommentaren versehen. Naturwissenschaftliche Erkenntnis wird nicht mehr in Büchern verbreitet, sondern in Zeitschriftenartikeln – und diese Artikel sind in Wirklichkeit Dateien in Onlinedatenbanken, die man durch supermassive Bezahlschranken abschottet, sofern sie nicht open access sind. In den Geisteswissenschaften könnte eine ähnliche Entwicklung bevorstehen – der “Heidelberger Appell” war die Immunreaktion der traditionellen Akteure gegen das Kommende.

Nur das ans breite Publikum gerichtete Sachbuch und die Literatur stehen scheinbar unangefochten da. Jahr für Jahr werden neue Romane veröffentlicht, unsterbliche Meisterwerke darunter wie Roberto Bolanos2666” oder David Foster Wallace’ “Unendlicher Spaß“. Nur wenige Schriftsteller scheinen sich für die neuen Formen von Text und Schreiben zu interessieren, die im Netz entstanden sind. Kaum einer führt ein Blog, wo er skizzieren und experimentieren und nebenbei auf neue Art mit seinem Publikum diskutieren könnte. Manche Autoren lassen sich mit ihrer Schreibmaschine filmen.

Aber auch der Roman ist nichts Ewiges. Er ist entstanden durch den Buchdruck und die Existenz eines breiteren Publikums, das lesen konnte. Damals galt er als das ganze Neue und Verdächtige. Seine Sprache war ungebunden – also lose. Anders als Versepen deklamierte man ihn nicht in Gesellschaft, sondern las ihn in seiner Kammer. Der Rahmen fehlte. Der Roman, das waren Bücher, die man “mit einer Hand” las. Pastoren und Professoren rieten besonders den Mädchen und Frauen ab. Das Autoerotische am Genre war zutiefst verdächtig, die entfesselte Imagination in einer Sprache, die sich durch ihren Prosacharakter selbst zum Verschwinden brachte. Wo ist der Halt, die Kontrolle? Der Roman zermanschte das Gehirn!

Hm, vielleicht sollte man das Genre mit den neuen Mitteln neu ausprobieren?

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Der Ruf nach der Entwicklung von neuen Formen “digitalen Schreibens” , wie es aus Chervels “Ententeich” erklingt , ist fraglos äusserst berechtigt . Nicht ganz legitim will uns das rhetorische Zusammenrühren ( und heimlich wieder Auseinandernehmen ) der Kategorien “Journalismus” , “avancierte Romankunst” , von “unpaid” ( Blogs , Wikis ) zu “paid content” ( Zukunftshoffnung der Zeitungen ) erscheinen . Für Jemanden , der nicht nur die Kurzreferaate sämtlicher Rezensionen der deutschen Qualitätspresse an den Online- Buchhändler libri.dev verkauft , sondern auch die gesamte “Feuilletonrundschau” an Spiegel Online verscherbelt , wird hier aus dem Glashaus ganz schön heftig mit Steinen geworfen . Belastbare Modelle des “digitalen Schreibens” finden sich “Im Ententeich” jedenfalls nicht .

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Update : Zum 10jährigen Bestehen des “Perlentauchers” befragt , definiert Chevrel  dessen zentrale Tätigkeitwie folgt :

Wie würden Sie den Perlentaucher beschreiben? Was machen Sie konkret?

Der moderne Begriff ist “händisch aggregieren”. Wir machen Presseschau. Wir verlinken und verweisen auf interessante Inhalte im Netz. Zum anderen sind wir publizistisch zunehmend zu einer eigenständigen Stimme geworden.

MEEDIA- Interview mit Chefredakteur Chervel : “Currywurst-Bude” Perlentaucher ( Meedia , 15. 3. 1010 )

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Gedicht des Tages – Gottlieb Siegmund Corvinus

Mit erotischen Gedichten von Zeitgenossen scheint es zu hapern. Kaum jemand sandte mir „brauchbare“ Lyrik. Nun, greifen wir zu einem Klassiker (danke Harald Schwiers für den Hinweis!), der leider so bekannt auch nicht mehr ist, nämlich zu Gottlieb Siegmund Corvinus (1677-1746) und seinem herrlichen Vierzeiler „Das große Rom“

Aus sieben Bergen ward das große Rom erbauet
Dir ist ein kleines Rom, Berillis, anvertrauet
Denn schließt sich solches gleich nur in zwei Hügel ein
So wünsch ich mir doch stets darinnen Papst zu sein.

Corvinus bei Wikipedia

Walter Helmut Fritz – Liebesgedichte


Gestern (19. Dezember 2008) in den Badischen Neuesten Nachrichten:

„Über Gedichte ist schwer reden“, zitierte Walter Helmut Fritz einmal Max Kommerell. Noch schwieriger ist es jedoch, Liebesgedichte zu schreiben, auch wenn die Liebe „das bestimmende Leitmotiv der Poesie, ihr unermüdlicher Generator“ ist, wie Michael Krüger nun im Vorwort zu dem Band „Herzschlag“ schreibt, der die Liebesgedichte des großen Karlsruher Dichters Walter Helmut Fritz versammelt. Immer wieder sind Fritz von seinen Anfängen Ende der 50er-Jahre an vollendete, warmherzige und zugleich verhaltene Zeilen gelungen wie diese:
„Weil du die Tage/ zu Schiffen machst,/ die ihre Richtung kennen.// … Weil ein Jahr/ die Form deines Gesichts annimmt.// Weil ich durch dich verstehe,/ daß es Anwesenheit gibt,// liebe ich dich.“

Dass die Liebe keine Himmelsmacht ist, sondern „erzeugt, erfahren und gehütet werden muß“, auch darauf weist der Vorredner Krüger hin. Die Liebe, von der Fritz spricht, ist eine Liebe, die eingehalten wird, eine Liebe, in der sich zwei Menschen um Gemeinsamkeit bemühen müssen. Dennoch: „Dein Mund innen -/ Geflüster, Schauer, Jahre,/ die darin eingefleischt sind.“ Die Abgründe und Bedrohungen sind implizit und stets anwesend: „Ein Fest, dich wiederzusehen/ und nachher ein Teil zu werden/ der Dunkelheit, wahrzunehmen,/ welche Lektion sie uns gibt.“

Walter Helmut Fritz, geboren 1929 und inzwischen schwer krank, konnte die Zusammenstellung des Bandes nicht selbst besorgen. Wie schon bei seinem im eigentlichen Wortsinn letzten Gedichtband „Offene Augen“ hat die Sammlung der ebenfalls aus Karlsruhe stammende Literaturwissenschaftler Matthias Kußmann herausgegeben. Etwa hundert Gedichte und Gedichtzyklen hat er ausgewählt, die auch eines dokumentieren: Fritz hat von 1958 an bis 2007 seinen Tonfall bewahrt, unabhängig von jeder literarischen Mode, weitab jeder Art von Kitsch, mit dem man Liebesgedichte mitunter in Verbindung bringt. Ausgehend von kleinen Beobachtungen („…seh ich dir zu,/ ehe du Rock und Bluse wegwirfst“) thematisiert er beispielsweise das alte Motiv der Begierde. Doch der Titel des Textes verrät gerade hier die Kehrseite: „Auch vom Begehren wissen wir nichts.“

Fritz‘ Herausgeber wies einmal in einem Aufsatz darauf hin, dass dessen Denken dem „mittelmeerischen Denken“ von Albert Camus verwandt sei: „In dessen von Mittag, Licht, Meer und mediterranen Landschaften geprägten (…) Texten wird (…) die Absurdität einer immer schon zeitlichen Existenz ausgehalten.“ Vielleicht sind Walter Helmut Fritz gerade deshalb vielfach subtile Bilder von ergreifender Schönheit gelungen, die ihn in der Beharrlichkeit seines eigenen Tonfalls zu einem der originellsten Liebesdichter der Nachkriegszeit gemacht haben. Matthias Kehle

Walter Helmut Fritz: Herzschlag. Die Liebesgedichte. Hoffmann und Campe, 120 Seiten, 17,95 Euro. Herausgegeben von Matthias Kußmann und mit einem Vorwort von Michael Krüger

(Foto von Walter Helmut Fritz mit freundlicher Genehmigung von Eveline Jonker)

Links:
Wikipedia Walter Helmut Fritz
Wikipedia Max Kommerell
Allmende online über Matthias Kußmann
Fritz bei Hoffmann und Campe