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Berliner Gazette : Umfrage „Autorschaft im Netz“

||| BERLINER GAZETTE : UMFRAGE ZUR “AUTORSCHAFT IM NETZ” | IN|AD|AE|QU|AT : EINE MULTIMEDIALE ANTHOLOGIE | GÄSTE – AUTOREN – FORMATE | TEXT IM NETZ – COPYRIGHT – INTERNATIONALE REGISTRIERUNG | MÖGLICHMACHEN IM NETZ – NAME ALS MARKE ≠ IDENTITÄT – “ICH” UND “AVATAR” | RELATED | KLANGAPPARAT

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BERLINER GAZETTE : UMFRAGE ZUR “AUTORSCHAFT IM NETZ”

Für das Netz- FeuilletonBerliner Gazette” führt Herausgeberin Magdalena Taube langfristig eine Umfrage durch zum Thema “Autorschaft im Netz ” . Bisher äusserten sich :

À la longue entsteht auf diese Weise ein polyperspektivisches Kompendium zum dem , was man als spezifisch für das Publizieren im Netz auffassen mag .

Nun ist in|ad|ae|qu|at an der Reihe mit einer Selbstdefinition : Eine multimediale Anthologie – Was Sie schon immer über uns wissen wollten . Oder auch nicht .

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IN|AD|AE|QU|AT : EINE MULTIMEDIALE ANTHOLOGIE

czz icon inadaequat 78 78Der Name “in|ad|ae|qu|at” rührt aus der ersten , etwa drei Monate währenden Beta- Phase des Experiments “Weblog” her : Am Anfang stand die Suche nach Titel resp. nach einem Domainnamen , welcher die österreichische Länderkennung “.at” produktiv integriert . Allerdings resultierten aus dem ursprünglichen Umlaut von “inadäqu.at” derartig verzerrte URL- Darstellungen , dass wir uns für die auch rhythmisch geeignetere “ae”- Form entschieden , welche überdies ermöglichte , die Trennstriche ( = als symbolisches Äquivalent von Bruchlinien ) einzufügen . Darüber hinaus lag uns die Umlagerung von der österreichisch- spezifischen Domain auf das neutralere “.org” insofern am Herzen , weil die Betreiberin des Weblogs zeit ihres Lebens nie in einem Staat gelebt hat , in welchem sie etwa auch wahlberechtigt gewesen wäre . Von daher begrüssen wir die Möglichkeit , per Domainkennung “.org” den “nationalen Stempel” einer Webpublikation zu umgehen .

Die Bezeichnung “in|ad|ae|qu|at” repräsentiert eine grundsätzlich skeptische Haltung gegenüber Mainstreams aller Art . Wie wohl seit dem 18. Lebensjahr parallel zum Studium in Print und Radio für “hochkulturelle” Medien arbeitend , liefen “gegenkulturelle” Projekte ( Fanzine , Off- Theater, Independent- Musikproduktion ) stets nebenher . Die Erfahrung , stets zwischen alle Stühle zu sitzen zu kommen , ist dem Projekt in|ad|ae|qu|at eingeschrieben : Das geringe symbolische Kapital , welches einem transdisziplinären Unterfangen jenseits der starren Kategorien von “Literatur” | “Popkultur” | “Netzmusik” | “Kunst” | “Fotografie” etc. konzediert wird , nehmen wir dabei bewusst in Kauf . Im Gegenteil unterlaufen wir solcherart bestehende Konkurrenzverhältnisse der einzelnen Sparten .

Wenn gleichwohl die “écriture” im Mittelpunkt des täglichen Publizierens steht , so wird das Blog in keiner Weise als persönliches Journal geführt , sondern orientiert sich “thematisch” an Literatur und deren “Betrieb” , an Medienbeobachtung und nicht zuletzt an den konkreten Texten anderer Autorinnen und Autoren . Demnach wäre in|ad|ae|qu|at eher als Literaturzeitschrift im Netz aufzufassen , mit dem Unterschied freilich , dass die Möglichkeiten des Zusammenführens verschiedener Medien ( Video , Audio , Fotografie und Grafik ) weit über den Horizont gedruckter Magazine hinausreichen .

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GÄSTE | AUTOREN | FORMATE

czz icon inadaequat 78 78Für den “Salon Littéraire” spreche ich gezielt AutorInnen oder bildende KünstlerInnen an , Werke auf in|ad|ae|qu|at zu publizieren . Auf diese Weise wächst Sonntag für Sonntag eine multimediale Anthologie heran . Da von Seiten einiger Künstler auch Interesse an essayistischen Formaten ventiliert wurde , entstand der “espace d’essays” , welcher Gastbeiträge und einige meiner eigenen kulturpublizistischen Arbeiten versammelt . Nicht zuletzt sei die in loser Folge gesendete Rubrik “tableau de texte” genannt , wo Neuerscheinungen in kommentierten Vorabdrucken präsentiert werden .

Wiewohl bei der “Anbahnung” von Gasttexten keine geringe redaktionelle Arbeit anfällt , versteht sich in|ad|ae|qu|at nicht als hierarchisch mit “Materialien” umspringende “Redaktion”, sondern geniesst das Privileg und die Lust des “Möglichmachens” . Alle drei Formate ergeben sich logisch aus den vitalen Kontakten , welche aus zehn Jahren experimenteller Radioarbeit mit Künstlern (ORF- Reihe “Literatur als Radiokunst” ) ebenso resultieren wie aus der vorangegangenen , tagtäglichen Zusammenarbeit mit Schriftstellerinnen und Schriftstellerin in einem Wiener Literaturhaus . Beides hat mich ( anders als die Literaturkritik traditioneller Ausrichtung für NZZ und LITERATUREN ) zu einer ergebnisorientierten Haltung hinsichtlich der Präsentation , Editierung und Inszenierung von literarischen Texten geführt . Dabei geht es mitnichten um eventuelle Befindlichkeiten und | oder Meinungen der Beihelfer , sondern alleine darum , das betreffende Werk | die betreffenden Schöpfer bestmöglich zur Wirkung zu bringen .

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TEXT IM NETZ | COPYRIGHT | INTERNATIONALE REGISTRIERUNG

czz icon inadaequat 78 78Da “Text im Netz” – sei dies nun ein recherchierter Artikel oder ein literarisches Werk – allgemein als frei verfügbares Material angesehen wird , werden spezifische Publikationsorte und -daten ebenso marginal wahrgenommen wie die Autorschaft selbst . Um einer solchen Perzeption entgegen zu wirken , ist es dem Projekt in|ad|ae|qu|at darum zu tun, die Persönlichkeiten der beitragenden Autorinnen und Autoren durch die Anlage individueller Autorenseiten zu hervorzuheben. Die Ratio dabei war zunächst , den betreffenden Künstlern statt eines pekuniären Honorars ( welches bei österreichischen Literaturzeitschriften eher unüblich ist ) quasi als konkrete “Gegenleistung” je eine eigene AutorInnenseite zu gestalten . Diese wird – abgesehen von einigen formalen Vorgaben – strikt nach den Angaben der Künstler gestaltet und laufend aufdatiert .

Damit sind für einige der in|ad|ae|qu|at- AutorInnen veritable Referenzseiten entstanden , auf welche diese gerne in anderen Kontexten verweisen . Die permanenten Updates hinsichtlich Publikationen , Ausstellungen etc. liefern teils die Literaturschaffenden selbst , werden teils von uns anhand der Verlagsvorschauen ergänzt . Grosso modo garantieren diese “lebendigen” Seiten auch einen über den Einzelbeitrag hinausgehenden vitalen und bleibenden Kontakt zu | mit den AutorInnen . An diesem Punkt lässt sich den weniger netz- affinen Schriftstellern vielleicht sogar eher kommunizieren , dass in|ad|ae|qu|at nicht einfach – wie es umgangssprachlich heisst – “nur Texte ins Netz stellt” , sondern diese pflegt und mit einer Reihe normierter Metadaten versieht .

Insgesamt wurden 34 solcher Autorenseiten erstellt und 77 Ausgaben des “Salon Littéraire” publiziert – zusammen mit den bio- bibliographischen Seiten schon so etwas wie ein Baustein zu einem kleinen Lexikon aktueller Literatur .

Meine Arbeit besteht in der täglichen Fortschrift des Weblogs , im Möglichmachen des Netz- Publizierens von Autorinnen und Autoren , in sorglicher Wartung der biographischen Seiten sowie der Dokumentationen . All dies wäre ohne ein konsequentes Indexieren hinfällig , da erst die Beschlagwortung ( Metadaten ) eine gute Auffindbarkeit der Materialien im Netz zu gewährleisten vermag .

Es gilt mithin , die einzelne Webpublikation ( etwa der Einzeltext eines “Salon Littéraire” ) nicht “nur” in Form einer URL auszuweisen , sondern für jeden einzelnen Text- Ton- Bild- Beitrag einen persistenten “Unique Identidfier” zu generieren . Dieser bleibt unabhängig vom momentanen Speicherort ( URL ) auf Dauer dem betreffenden Werk zugeordnet und ist Element einer internationalen Datenbank .

Vermittels Anmeldung bei der Stiftung International DOI- Foundation” ( pdf ) ist es möglich , jeden “Beitrag” mit einem ( der ISBN- Nummer im Buchwesen vergleichbaren ) dauerhaften Zifferncode ( DOI = “Digital Object Identiffier” ) international zu registrieren – ein Standard , auf welchen sich kürzlich der “Börsenverein des Deutschen Buchhandels” und die Europäischen Bibliotheken geeinigt haben . Das System der “Digital Objekt Identifier” wurde bislang nur von grossen Verlagskonzernen wie Springer oder massgeblichen wissenschaftlichen Periodika ( “nature” ) genutzt und bildet ein international anerkanntes Regelwerk für Zitatbezüge und Rechtevokabular .

Im praktischen Umgang mit den Datenfeldern und Nomenklaturen von DOI hat sich zunächst gezeigt , dass die Auslegung und Behandlung trotz offenem Basiskonzept gänzlich auf die Bedürfnisse von traditionellen Grossverlagen und deren gedruckten Publikationen zugeschnitten war . Das System DOI wurde zum Normieren von Firmendatenbanken und zur eventuellen Zweitverwertung als “Digitaler Download” erst nach der Druckstufe genutzt . Demgemäss stand auch kein Datenbank- Client für die individuelle Nutzung und keine praktikable Eingabemaske für die Standardvariablen aus den Metadaten-Wörterbüchern zu Verfügung .

in|ad|ae|qu|at konnte hier im direkten Dialog mit dem Registrar “mEDRA” wesentliche Klarstellungen herbeiführen , die nun auch anderen “Non- Profit”- Projekten sowie einzelnen Autorinnen und Autoren dienlich sein können :

  • Programmierung eines Datenbank-Client für das System DOI sowie kostenfreie Bereitstellung
  • Höhere Gewichtung des Namens von Autor und Autorin im Gegensatz zum Namen des “Verlags” bei der visuellen Repräsentation der DOI- Abfragen
  • Änderung der deutschen Übersetzung des englischen “Work” vom deutschen “Buch” in das deutsche Wort “Werk” in der offiziellen DOI- Nomenklatur im Sinne einer Öffnung in Richtung allgemeiner Web- Formate
  • Umdefinition bisher ausschliesslich für Druckwerke genutzter Begriffe auf die Blog- Semantik:
    Statische Beiträge werden als “Monographic Product” registriert , Blog- Beiträge und Autorenseiten als “Serial Article Version” , Autoren – Buchstaben als “Serial Issue Version” , Basis-Seiten als “Serial Title Version” .

Wesentlich für die semantische Vernetzung im Web und die Auffindbarkeit mittels Suchmaschinen sind auch die für jeden Artikel und jedes Werk einzeln zugefügten “tags” ( “Schlagwörter” ) . 6.858 unterschiedliche Begriffe sind über 19.048 Relationen mit den Artikeln und Werken verknüpft , diese mühevolle Kleinarbeit wird durch einen hohen Stellenwert bei den Google- Suchabfragen und einem respektablen “Pagerank” von 5 belohnt . Nur wenige werbefreie deutschsprachige Web- Projekte im Spezialbereich Kunst und Kultur erreichen diesen Status bei Google .

in|ad|ae|qu|at ist bislang das einzige deutschsprachige Mikromedium , welches sich der Indexierungsmethode und der Copyright- Registrierung per DOI bedient . in|ad|ae|qu|at versteht das Publizieren im Web nicht etwa als Sekundäres , Abgeleitetes , sondern als distinkte Kunstform und Wertschöpfung mit selbständigem Werkcharakter .

Hier gilt es noch viele Missverständnisse auszuräumen und Überzeugungsarbeit zu leisten . Dass Letztere nicht durch langwierige Theorie , sondern durch konkretes Ins- Werk- Setzen zu leisten ist , mögen die 700 Einzeleinträge , 285 statischen Seiten und 6.858 differenten Schlagwörtern belegen .

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MÖGLICHMACHEN IM NETZ | NAME ALS MARKE ≠ IDENTITÄT | “ICH” UND “AVATAR”

czz icon inadaequat 78 78Aus dem Dargelegten geht hervor , dass in|ad|ae|qu|at “Publizieren im Netz” zunächst auf das Möglichmachen von Kunstwerken anderer Kunst- und Kulturschaffender versteht : Somit kann in|ad|ae|qu|at je nach Bedarf als Publikationsort , als Galerie oder auch als akustischer Aufführungsraum in Erscheinung treten . Wichtig ist mir , zu betonen , dass dieser (derzeit von etwa 20.000 Absolute Unique Visitors | Monat aufgesuchte ) Raum in gutem Kontakt zu den Institutionen , jedoch ausserhalb der Universitäten , Verlage und sonstiger Literaturinstitutionen agiert . “Publizieren im Netz” bedeutet demnach zunächst die Freiheit der Wahl , kurzfristig mit Verlagen , Literaturveranstaltern etc, zusammen zu arbeiten , dies doch stets nach Massgabe des praktisch Notwendigen .

Hinzu kommt die stetige Reflexion über “Literatur im Netz” und deren technische Möglichkeiten sowohl intern ( mit meinem Administrator Karl Petermichl verbinden mich lange Jahre der Radiokunst- Produktion sowie das auf Optimierung des Mediums “Weblog” zielende Interesse ) als auch extern durch die Einbindung in das Netzwerk “Literarische Weblogs” , litblogs.net . Da ich seit November 2008 zusammen mit Hartmut Abendschein litblogs.net herausgeben darf , haben sich Dialog und Diskussion auch in dieser Richtung äussert produktiv intensiviert .

Was mein eigenes Schreiben im Netz anbelangt , diente es zunächst als notwendige Form , sich aus den journalistischen Routinen und dem ständigen Imperativ der Zeilenkürzung ( Zeitung ) sowie des Minutensparens ( Radio ) “freizuschreiben” : Es galt , formal wieder zu spontanen Sätzen und melodischen Bögen zu finden , welche nicht den Formaten der institutionellen Medien entsprechen . Auch thematisch gestalte ich jene Themen und formuliere vor allem jene Skeptizismen aus , die von Auftraggebern üblicherweise nicht erwünscht sind . Gleichwohl , und das ist im Zusammenhang mit der Umfrage zur “Autorschaft” nicht zu unterschlagen , war ich zu keiner Zeit eine “literarische” Autorin im üblichen Sinn . Meine “Echtwelt”- Autorschaft hat sich bislang auf kulturwissenschaftliche Zusammenhänge sowie auf ( oft assoziative ) Essays zu ausgewählten KünstlerInnen erstreckt . Speziell im letztgenannten Zusammenhang hat sich wohl auch so etwas wie ein “Stil” herausgebildet , welcher – Frucht langwieriger Vorarbeiten – sich dem Gegenstand des jeweiligen Themas aufs äusserste anzuschmiegen sucht .

Die Frage , ins Imaginäre zu schreiben , stellt sich für mich insofern nicht , als ich – speziell im Zusammenhang mit meiner eigenen Fotografie – ein kaum auszuschöpfendes Themenreservoir vorfinde . Die Spur des Wahrgenommenen und dessen Reflexion benötigt weder eine Variante des “Tagebuchs” noch einer Fiktionalisierung . “Schreiben im Netz” wäre demnach ein Reflexionsraum , welcher ins Offene vorstösst , ohne deshalb “Geschichten erzählen” zu müssen oder das einzelne Wort auf die poetische Goldwaage zu legen .

Aus dieser Grundeinstellung und aus einem dialektischen Problembewusstsein geht hervor , dass (m)ein Schreiben stets nur ein versionäres , unvollendetes sein kann . Aus diesem Grund ist auch das “WER SPRICHT ?” von sekundärem Interesse . Zwar steht mein Klarname im Impressum und sind die Artikel mit “czz” gekennzeichnet , doch zielt mein Impetus eher darauf , die Person der Schreibenden möglichst hintan zu halten . Dass nach 20 Jahren institutionellen Publizierens der Eigenname möglicherweise eine Marke , längst jedoch nicht mehr “Identität” darstellt , mag nachvollziehbar sein . Weshalb dieser Name im Text eben so gut vermieden werden kann , wie er gleichzeitig der URL von in|ad|ae|qu|at ( www.zintzen.org ) unablösbar eingeschrieben ist .

Derartig befreit vom narzisstischen Ich des Autorennamens , zielen meine Texte nach Massgabe des Möglichen prinzipiell auf die Vermeidung des Wortes “ICH” . Ersetzt durch ein leicht diffuses “wir” , spricht der Text aus der Perspektive wechselnder imaginärer Gemeinschaften , dialogischer Kontinuen sowie unausgewiesener Wahlverwandtschaften . Da das “ICH” m. E. sowieso im Stil und in der Denkfigur aufgehoben ist , braucht es kein Text- “ICH” und keinen Autorennamen . Der Autor sei als Funktion der Schrift anzusehen und als Vollzugsinstanz sprachlichen Eigensinns .

Insofern bastle ich sehr wohl an einer Art Avatar , welcher allerdings “in|ad|ae|qu|at” heisst und sich als “WIR” formuliert . Bei Gelegenheit wird diskret an der Fiktion gearbeitet , in|ad|ae|qu|at sei ein nicht näher ausgewiesenes Kollektiv diverser Schreiber , Setzer und Maschinisten … Eine Linie , welche wohl von den wenigsten LeserInnen wahrgenommen wird , was – Stichwort “Versionalität” – nicht weiter von Belang ist .

P. S. Da eben im metaphorischen Sinn von “Avataren” die Rede war, komme ich nicht umhin , einen solchen im strikten Sinne des Wortes – als stellvertretende Materialisierung – vorzustellen . Die Schriftstellerin und Künstlerin Gundi Feyrer hat , inspiriert von den Eindrücken und Vorstellungen bei der Lektüre des Weblogs , einen veritablen figürlichen “in|ad|ae|qu|at- Avatar” geschaffen : Eine etwa 20 cm hohe Tonfigur , deren Bild ich diesem Text abschliessend beifüge .

Gundi_Feyrer_Avatar_inadaequat

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RELATED

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KLANGAPPARAT

Nach derartigen Deklarationen und so viel Theorie ist ein wohl ein bisschen Entspannung angesagt und wohl verdient . Wird neudeutsch auch gerne als “chill out” apostrophiert . Nicht nur vielversprechender czz-hoerempfehlung( und überdies zutreffend ) lautet da die Titelfindung “Chill Me Free” , welche den jüngsten Podcast ( = Mix ) aus dem riesigen Fundus von deepindub ziert . Lass’ es schwingen , lass’ es schweben , go with the flow : sanft schwappende achtzig Minuten lang . CLICK LINK TO LISTEN ( WMP ).

Es sind die Bücher, die zählen

Jonathan Beck, Detlef Felken, Robert Weil, Michael Krüger, ... (v.l.n.r)
, , , Michael Krüger, … *(v.l.n.r)

••• Der Tag fing übel an und endete grandios; und morgens wie abends waren es die Büchermacher, die fürs Wetter sorgten. Was die Enttäuschungen des Morgens angeht, will ich mich kurz fassen: Der eine Verleger verharrt in der passiven Verweigerung, die Scheidung amtlich zu machen und mich nach Jahren der faktischen Trennung mit meinen Rechten ziehen zu lassen. Und jenes Haus, das ich am ehesten als neue Wunschheimat im Visier hatte, mag die Liebe nicht erwidern. Unerwiderte Liebe ist nichts Ungewöhnliches. Die Enttäuschung besteht in der Art des Korbes, den mir meine Agentin heute früh pflichtschuldig weiterleitete: Tolles Buch, darf man paraphrasieren, aber ein zu gewagtes Thema. Feigheit?, springt es mich an. Jetzt werde ich nie sagen können, wohin ich mit der »Leinwand« wollte. Ich nehme eine solche Nachricht – wohlgemerkt – nicht persönlich. Aber Feigheit vor einem Thema? Himmel! Ein Verleger darf allerhand sein, aber nicht feige.

Zu der Veranstaltung in der LMU zum Thema »Amerikanische Buchkultur und German Publishing«, die ich vor zwei Wochen hier angekündigt habe, wollte ich nicht mehr gehen. Geschäftemacher, Feiglinge, Blahfasel … Mit den Verlegern geht es zu Ende, mit der Literatur ohnehin… Das war die Stimmungslage. Glücklicherweise war ich nur kurz kindisch und habe in letzter Minute noch ein Taxi geschnappt, die Odyssee der Raumsuche im Hauptgebäude der LMU erfolgreich überstanden und saß pünktlich zum Beginn im voll besetzten Fakultätssaal, in den die Sektion »Buchwissenschaft« der LMU geladen hatte.

Seit Jahren, erfuhr ich aus der Begrüßungsansprache von (Cheflektor C. H. Beck), unterstützt C. H. Beck die Buchwissenschaftler der LMU mit Lehrveranstaltungen und tatkräftiger Mitarbeit im Beratungsausschuss. Dass es zu dem hochkarätigen heutigen Abend kam, ist sicher auch – wenn nicht vor allem – ein Verdienst des Verlagsjuniors , der als Assistent beim Vortragenden (Executive Editor und Vice President der W. W. Norton & Company) einige Zeit in New York verbracht hat, um sein verlegerischen Wissen zu mehren und Kontakte zu knüpfen.

ist ein Editor-Haudegen mit deutschen Wurzeln und inzwischen über 30 Jahren Erfahrung im Buchgeschäft. Er begann seinen Vortrag auf Deutsch und schickte eine Botschaft gleich vorweg: Der deutsche und der amerikanische Buchmarkt hätten mehr gemeinsam, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Ein Grund zur Sorge? Nicht unbedingt.

Weiter ging es auf Englisch – sympathisch, packend, in Sätzen wie aus einer geschliffenen Erzählung. Und wie es sich für gute Literatur gehört, setzte Weil einen langen Hebel an, um die Perspektiven zurechtzurücken. Er begann bei seinen Eltern, denn es seien die Eltern, die einen Verleger zu dem machen, was er ist. Weils Eltern – beide Deutsche mit jüdischen Wurzeln – trafen sich im schwedischen Exil. Während der Vater über die zwölf Jahre Naziherrschaft nicht reden mochte, hielt es die Mutter umso mehr mit den historischen Fakten und schwieg nicht. Weils Verhältnis zu Deutschland war so immer ein einerseits liebevolles, andererseits aber nicht über-idealisiertes, wie es häufig bei Emigranten-Nachkommen der Fall sei.

Neu war mir, wie sehr das angelsächsische Verlagswesen – zunächst in Großbritannien und schließlich auch in den USA – seit den 1940er Jahren von Deutschen meist jüdischer Herkunft geprägt worden ist. Neu war mir auch, dass von da ab noch Jahrzehnte lang das US-Verlagswesen eine Branche verschlossener Türen war: Man blieb konfessionell unter sich. Farbige arbeiteten womöglich am Empfangstresen. Als »Lady Editor« residierte frau am Ende des Flurs, und allgemein herrschte die Vorstellung, Schwarze kauften keine Bücher, weshalb es auch keine für sie geben müsse. Das alles ist heute freilich Geschichte. Man ist p. c. und hat den Großteil der alten Vorurteile abgelegt. Dafür leidet man unter anderen Geißeln – der Bestsellerliste etwa, in die es fast nur noch »Celeberities« schaffen. Oder nur zwei marktbeherrschenden Buchhandelsketten plus einem allseits bekannten Online-Versender (anstelle der früher auch individuell entscheidenden Einzelbuchhändler). Überhaupt sei es schwierig geworden, ein Buch noch »sichtbar« zu machen. Die »book reviews« sterben, weil die großen Zeitungen sterben. Und man sei noch dabei, die neuen und anderen Möglichkeiten des Internets zu erkunden.

Was den US-Buchmarkt so bedeutsam macht, ist der Umstand, dass Englisch die heutige lingua franca ist. Die englischsprachige Publikation ist das Eintrittsbillett zum internationalen Markt, denn die arabischen, spanischen etc. etc. Verleger lesen nicht die deutschen Originale. Sie lesen die englischen Übersetzungen. So sei man gut beraten, sich einen der guten US-Übersetzer zu angeln. Die gute Übersetzung ins Englische öffne erst die Tür zum US-Verlag und die US-Publikation schließlich die Tür zur Welt.

Was nun allerdings die Geschäftskultur betrifft, könne man sie kaum als »ur-amerikanisch« bezeichnen, da – beginnend mit 1978 – deutsche Konzerne Verlag um Verlag in den USA aufkaufen und inzwischen über 50% des US-Verlagsgeschäfts besitzen.

W. W. Norton & Company ist in dieser Verlagslandschaft ein Exot, denn es handelt sich um einen unabhängigen Verlag, der den Mitarbeitern gehört. Nach einer gewissen Zugehörigkeitszeit erwirbt man das Recht, Anteile zu kaufen, und man muss diese Anteile abgeben, wenn man den Verlag verlässt. Ein solches Modell hilft dem Idealismus, am Leben zu bleiben, ohne dass der Geschäftsaspekt zu sehr ins Hintertreffen gerät. Dass jemand wie Weil sich seit vielen Jahren in einer solchen Umgebung heimisch fühlt, ist kein Wunder.

Bestsellerlisten, Renditeerwartungen, Mergers & Acquisitions… Whatever! It’s the books that matter! Es sind die Bücher, die zählen, schloss Weil und schlug damit den Bogen zurück zu Felkens Einleitungsworten: Wir alle wollen gute Bücher machen, gute und erfolgreiche Bücher, und wir wollen sie – wenn es sich denn einrichten lässt – mit netten Leuten machen.

Der Applaus für Weil war mindestens so herzlich wie sein Vortrag. Durch die anschließende Podiumsdiskussion mit und dem Überraschungsgast des Abends Michael Krüger (Hanser) führte . Die noch spürbare leichte Unsicherheit vor dem Publikum machte er spielend wett mit gewinnend sympathischer »attitude« (um in der Sprache des Abends zu bleiben). Wie viele Verleger, Lektoren und Übersetzer zugegen waren, wurde spätestens jetzt deutlich. Ich habe mich gefreut, Michael Krüger, über dessen »akzente« hier ja schon so häufig berichtet wurde, einmal persönlich zu erleben.

Nach der elektronischen Zukunft beispielsweise wurde gefragt. Weil antwortete, dass sie unweigerlich kommen wird, und zwar weltweit. Die Lehrbuchsparte von W. W. Norton & Company habe den Umsatz signifikant steigern können, seit diese Titel zum halben Preis (!) in elektronischer Form angeboten würden. Wie nah diese Zukunft sei, lasse sich auch daran ablesen, dass die Agentur von Gabriel Garcia Márquez die elektronischen Verwertungsrechte seines neuen Buches separat von den Printrechten anbiete. Das gedruckte Buch, so Weil, würde schon bald nur noch einen Teil des Gesamtgeschäfts ausmachen – aber einen stetigen.

Nach zwei Stunden schloss die Veranstaltung und bedankte sich für die Geduld des Publikums. Als hätte es Geduld gebraucht! Nein, wir alle sind heute Abend auf die eine oder andere Weise beschenkt worden. Mein Geschenk fiel besonders groß aus: Vortrag und Podiumsgespräch haben mich versöhnlich und optimistisch stimmen können. Es gibt noch Verleger, die Bücher machen, weil für sie noch immer die Bücher zählen. Ihr Enthusiasmus muss echt sein: Sie sind von ihrer Sache so begeistert, dass der Funke überspringt aufs Publikum. Ich habe daran nicht mehr geglaubt, aber doch immer und weiter daran glauben wollen. Nach Hause lief ich durchs mild-winterliche München mit dem Gefühl, dass also doch noch nicht alles verloren ist. Bestens. Das hat mir – nach dem üblen Morgen – den Tag gerettet. Dafür danke ich als Autor den Organisatoren des Abends, wenn dieser Effekt auch nicht auf ihrer Agenda gestanden haben mag.

*Nach Ende der Veranstaltung habe ich mich mit meinem iPhone bewaffnet und mich persönlich bei und bedankt. Ich konnte die Herren zu einem Gruppenfoto versammeln. Wie schlecht diese iPhone-Fotos sind, wusste ich nicht. Pardon dafür. Ich bin auch sicher, dass ich einen unverzeihlichen Faux Pas lande, indem ich den Herren rechts im Bild nicht namentlich nenne, weil ich im Eifer des Gefechts versäumt habe, mich nach seinem Namen zu erkundigen. Ich trage ihn nach, sobald ich ihn in Erfahrung bringe. Das ist immerhin ein Vorteil des elektronischen gegenüber dem gedruckten Medium.

(Lit)Blogs & DOI

Aus einem Beitrag von in|ad|ae|qu|at / Christiane Zintzen

(…)

VIII. “BLOG” – ALSO WAS ?

Wczz sprechblase iconovon sprechen sie also , die Blog- Kritiker , wenn sie das Wort “Blog” ge missbrauchen ? Ärgerlich genug , dass sich jeder Print- Journalist offenbar dazu bemüssigt fühlt , sein Mütchen an “den Blogs” zu kühlen , so besteht darüber hinaus keinerlei Bewusstsein hinsichtlich des Spektrums der verschiedenen Ge- und Missbrauchsformen dieses Mediums . |||

IX. BLOG IN|AD|AE|QU|AT : CLAIM

czz sprechblase iconDer langen Rede kurzer Sinn schliesst mit unserem in|ad|ae|qu|aten Claim : Wir erinnern einerseits an unsere Selbstvorstellung als Work in Progress zwischen den Genres

  • als sorgfältiger Publikationsort von Primärliteratur ( Salon Littéraire )
  • als kulturpublizistisches Archiv
  • als Aufbau eines Metadaten- Systems im Hinbick auf das Semantic Web
  • als konsequente Vorstellung von Netlabels , creative commons- Künstlern und deren musikalischen Ansätzen
  • sowie als fortlaufender Kommentar eines nicht näher bezeichneten Alter Egos zu diversen Auffälligkeiten in Stadtleben , Publizistik und Alltagskultur .

Als eines der ersten Mikromedien im deutschsprachigen Raum wurde in|ad|ae|qu|at bei der mEDRA , der multilingualen Europäischen DOI– Registrationsagentur ( in Kooperation mit dem MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels , einer Service- Tochter des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V. ) angemeldet : Dort figuriert in|ad|ae|qu|at unter der Signatur doi:10.3246/ib.1000 als “Online Zeitschrift” und “-Verlag” . Entsprechend melden wir die literarischen Beiträge unserer “Salon”- Gäste per indvidueller DOI an und können damit deren ( der ISBN- Nummer analoge ) persistente Registrierung erwirken , inklusive Metadaten wie Copyright , Autor, Publikationsdatum und Textgenre .

(…)