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Bei Leonard Lopate

Bernd Zabel, Brian Zumhagen, Benjamin Stein im Gespräch auf dem arte-Stand
Bernd Zabel, Brian Zumhagen, Benjamin Stein im Gespräch auf dem arte-Stand

••• Vorgestern gab es auf Einladung des Goethe-Institutes auf der Leipziger Buchmesse ein Wiedersehen mit Brian Zumhagen. Am arte-Stand sprachen wir, moderiert von Bernd Zabel, 40 Minuten über »The Canvas«, die US-Ausgabe der »Leinwand«, das Zustandekommen der Übersetzung und Übersetzungsfragen. Wie übersetzt man ein deutsche Wortspiel Wechslers, der ein aus dem Polnischen übersetztes Gedicht zitiert?

Wie auf Stichwort erreichte uns dann gestern die Nachricht, das der New Yorker Sender WNYC nun doch noch das Interview gesendet hat, das Brian und ich im Oktober in New York gegeben haben. Wir hatten schon nicht mehr damit gerechnet, dass es noch kommen würde. Leonard Lopate und seine Show sind für New Yorker Radio-Hörer so etwas wie eine Institution. Dass der Beitrag nun doch noch gelaufen ist, hat uns sehr gefreut. Man kann ihn online nachhören, unter anderem »» hier.

Interview mit Brian Zumhagen und Benjamin Stein
in »The Leonard Lopate Show« vom 14.03.2013

Zur Ästhetik der Hörstücke, darinnen auch das Internet.

Selbstverständlich kann man sagen: Komplexe Gebilde wie >>>> dieses, zumal allein fürs Ohr, verfehlten ihre Hörer, weil sich den Verästelungen bei einmaligem Hören, wie der Rundfunk das vorsieht, unmöglich folgen läßt, zumal zu >>>> solch nachtschlafener Zeit. Damit verfehlten die Stücke das Genre – Feature – zugleich, das deutlich stärker einen Bildungsauftrag hat als etwa ein Hörspiel, sei es eines der puren Unterhaltung, sei es eines mit Botschaft und von Form.

Dagegen ist zweierlei einzuwenden:

1. Kein Genre entzieht sich dem Zugriff der Künste, wenn es sie lockt. Die Kunst n i m m t sich, schärft, konturiert, verfremdet zum je Eigenen: dem, was alleine dem speziellen Genre eigen, also nicht auch beliebiger Teil eines anderen ist. Sie isoliert und läßt aus dem isolierten Kern neu wachsen: Einvernahme des Interviews, Einvernahmen des O-Tons als Geräusch & Musik, Einvernahme der didaktischen Elemente als ihrerseits Erscheinungen von Form. Die Dinge, Phänomene und auch die Absichten werden zu künstlerischem Material und als solches je neu kombiniert – und/oder ‚bekannt‘ kombiniert, um den Wiedererkennungswillen zu locken; Erkenntnis wird aus der Distanz des fremden, hier nun Kunstblicks.
Das unterläuft, immer, die pädagogische Absicht und dreht sie herum. Denn indem Absicht ist und bekannt ist, verfehlt sie selbst schon ihr Ziel, entschärft sich nämlich: wir wissen immer schon, warum. Dann hört der zu, der sowieso interessiert ist, oft auch nur der, der eh dieser Meinung längst war. Ein solches Verständnis von Feature ist pur affirmativ und, jedenfalls selten, wirklich erkenntnisfördernd über bestehende Vorlieben hinaus. Dagegen steht im poetischen Hörstück, zu dem das Feature mir wurde, die Absicht-selbst auf dem Prüfstand.
Hier ist künstlerisch mit der Erweiterung des Genres über die definierten Grenzen, nämlich über sein Deskriptives hinaus, ja ihm feindlich, zu erwidern: mit der Aura etwa eines O-Tons, die unscharf ist, insofern seine Informationen nicht nur sind: aha, so klingt Bombay, oder aha, so ist das bei den >>>> Hyänen (ein absolut grandioses Stück von Peter Leonhard Braun); und diese Aura – sie besteht aus semantischen Ober- und Untertönen, die alleine für sich gar nicht wahrnehmbar wären, aber maßgeblich die Temperierung bestimmen – wird ihrerseits mit anderer Auren musikartig verschränkt; die Auren spielen miteinander, kopulieren, dann trennen sie sich, sind aber schwanger. Ein Rätsel bleibt immer: Wie wird diese Frucht, und was ist sie? Freilich, das muß ein Wesentliches des inszenierten Gegenstandes miterfassen und transportieren, aber auch etwas Drittes, Viertes über ihn hinaus: etwas von seiner Wirkung.

2. Die einmalige Rundfunksendung i s t nicht mehr einmalig. Die Zukunft des Rundfunks, ob öffentlich-rechtlich oder privat, wird im Internet liegen, ebenso wie des Fernsehens. Er wird sich, und ist schon dabei, im Wesentlichen über Smartphones übertragen, iPads, Note- und Netbooks, schließlich wahrscheinlich über Knöpfe, die wir im Mantelkragen tragen, jeder selbst bereits ein kleiner Computer. Damit, aber schon jetzt, ist jede Sendung mitschneidbar und kann und wird ebenso wiederholt gehört werden können wie irgend ein Musikstück, das sich auch erst bei mehrmaligem Anhören, und oft dann erst rauschhaft, entschlüsselt. Die Ästhetik meiner Hörstücke setzt genau hierauf. (‚Gute‘ Hörer, denen es auf Klang ankommt, werden den Mitschnitt auf ihre Anlage übertragen und dort noch einmal hören: die Unterschiede sind frappierend; man kann durchaus den Eindruck gewinnen, verschiedene Stücke zu hören; soviel, nebenbei, zum Frequenzgang).
Jemand, der nur zweien >>>> meiner Hörstücke begegnet ist, w e i ß bei dem dritten: hier muß gelauscht werden, zweidreimal hintereinander oder in Abständen wieder; sie sind wie Bücher, in denen man nachschlägt. Ihr Mitschnitt ist von der Ästhetik programmiert und gefordert, auch die „schwarze“ Weitergabe, egal, ob privat, ob p2p. Ob, selbstverständlich, solch mehrmaliges Hören geschieht, steht allein im Ermessen des Hörers, nicht aber des rechtetragenden (!) Rundfunks. Ob solch mehrmaliges Hören geschieht, hängt davon ab, ob der Reiz empfunden wird, es zu tun. Ihn zu erzeugen, ist die didaktische Seite der künstlerischen Arbeit, die Hand freilich in der des ästhetischen Kalküls. Ich gehe von vornherein von der Kopie aus, die bei Klangwerken per se Original ist. Es gibt diesen Unterschied längst schon nicht mehr.* Die „Ausstrahlung“ über das Internet ist ihre Wiederholung immer schon selbst.** Es wird in absehbarer Zeit überhaupt keine andere Technik des Ausstrahlung mehr geben; wann nicht mehr, ist nur noch eine Frage der Speicherkapazitäten, will sagen: Qualität der Kompromierungs-Technologien. Das Argument der hörenden Einmaligkeit ist damit obsolet. Und damit das des zu komplexen Gebildes.

*): Von diesem Gedanken aus wäre auch urheberrechtlich zu argumentieren,
urheberrechtlich im Sinne eines Urheberschutzes. Für das
künstlerische Kalkül indes hat es keine Bedeutung.
**): Finanziell entgolten durch Gebührenabgaben und Aufschläge auf den
Endgeräten. Das wiederum wäre durch die Verwertergesellschaften
an die Künstler weiterzuleiten – um ein weiteres Mal den Urheberschutz-
gedanken zu betonen, nicht aber den der abgetretenen Verwertertrechte.
[Urheberrecht.]
_____________
[Poetologie.]

MOUNTAINS OF DISBELIEF. Thomas Hartmann in der Weißfrauen Diakoniekirche in Frankfurt a.M.

Die Ausstellung ist eröffnet. „Das ist ein Ding…“, „Und wie…“, „Wie lange hat das gedauert?“, „Hast du gesehen?“ Allseits Staunen und Raunen. Auch der Vater des Künstlers war stolz, wie er dem meinem sagte. Schneck08 (Sebastian Rogler) war da, was mich besonders gefreut hat. Unsere Freunde Guido Rohm und Seraphe waren mit Tochter Sternchen aus Fulda angereist. Mein Hals war immer noch rauh und die Stimme reichte kaum für die ganze Rede (hätte ich mich besser kürzer gefasst). Apfelwein und – saft floss, man stand in Gruppen und sprach (über das Kunstwerk, tatsächlich, was bei Ausstellungseröffnungen nicht üblich ist). Morel klopfte BenHuRum auf die Schulter: „Das ist dein Meisterwerk.“ So ist es! Gehen Sie hin, schauen Sie selbst!

Mountains of Disbelief

 
Ich interviewte den Künstler nicht, wie mir Phyllis Kiehl, die leider nicht kommen konnte, geraten hatte. Großmütig verzichtete ich auf unangenehme Fragen wie: „Was willst du ausdrücken mit dieser architektur-parodistischen Installation?“ oder „Welche erotische Beziehung hast du zum Material Verpackungspappe?“. Selbst Suggestivfragen stellte ich nicht, bei denen er bloß sagen hätte müssen: „Ja, kann man so sehen.“ Wie zum Beispiel: „Ist es nicht so, dass der Kontrast von organischem Wachstum und anorganischer Ordnungsstruktur dein Gesamtwerk prägt?“ Ich ordnete das Werk auch nicht kunsthistorisch ein, weder soziokulturell („Wegwerfgeschirr und Hochkultur“), noch hermeneutisch („Wunden zeigen. Wunder glauben. “) noch dekonstruktivistisch („Die Abwesenheit von Laokoons Waschbrettbauch“).
Stattdessen sprach ich über den „ungläubigen Thomas“ (Auszug):

„Das Erste, woran ich spontan dachte, als ich die Einladungskarte las und sah: MOUNTAINS OF DISBELIEF und ZEIGE DEINE WUNDE, war der Apostel Thomas, der auch „der Ungläubige“ genannt wird. Thomas, der einer der zwölf Jünger Jesu war, verlangte, die Wunde des Herrn mit eigenen Augen zu sehen, um zu glauben. Es genügte ihm nicht, dass der abstrakte Gott der Schrift in der Gestalt Jesu Fleisch geworden war, Thomas forderte nun sogar: ZEIGE DEINE WUNDE.

Guido Rohm, Melusine Barby (aka J.S. Piveckova), Seraphe,
staunend

 
Das Bilderverbot des jüdischen Glaubens hatte seinen Sinn darin, mit der abstrahierenden Definitionsmacht des Wortes sich der Magie der gegenständlichen Bildnisse zu entziehen. Geglaubt werden sollte fortan gerade, was nicht zu sehen und anzufassen war. Diese Abstraktionsleistung verweigert der „ungläubige Thomas“. Thomas erscheint in seiner Gier nach Anschaulichkeit als ein schwerfälliger Schüler, der halt ein bisschen länger braucht, um das Ganze zu begreifen. Am Ende genügt es ihm nicht einmal, die Wunde bloß zu sehen. Ich glaube nur, wenn ich meine Hand in seine Seite lege., sagt Thomas im Johannes-Evangelium. Jetzt wird deutlich, wie gewaltsam sein Verlangen nach Beweisen ist: LASS MICH IN DEINER WUNDE BOHREN.

Mountains of Disbelief (Detail)

 
Während die Gläubigen Thomas´ Unwillen, irgendetwas zu glauben, was nicht zu sehen und nicht anzufassen ist, beklagen mögen, können die Zweifler in ihm einen frühen Schutzpatron erkennen. Das ist ein Mann, der sich kein X für ein U vormachen und sich nicht mit schönen Worten abspeisen lässt. Thomas kann damit gleichsam als ein Vorläufer unserer modernen westlichen Weltsicht gelten, die eine Welt des Zeigens und Gezeigt-Werdens ist, der Entblößung und Aufdeckung, aber eben auch eine Welt des Misstrauens – gegenüber dem Wort und der Schrift, jedoch ebenso des Misstrauens gegenüber den Bildern, die lügen können und mit deren Hilfe dauernd gelogen wird. Es steckt, das Verlangen des ungläubigen Thomas zeigt es, im Bilderwollen genauso viel Gewalt wie im ursprünglichen Bilderverbot.

Mountains of Disbelief (Raucherecke)

 
In der Welt der Bilder kann nur Sinn machen, was vorzeigbar und festzuhalten ist. Auf diese Weise ist das Bild stets auch ein Ausschluss, eine Löschung all dessen, was nicht gezeigt wird. Wie in der Wörterwelt das Konkrete der Abstraktion geopfert wird, so wird in der Bilderwelt ausgeschlossen, was als nicht bildwürdig gilt. Die Installation MOUNTAINS OF DISBELIEF von Thomas Hartmann zeigt Ihnen vieles, aber sie trifft offenbar diese Unterscheidung zwischen bildwürdig und bildunwürdig nicht. Vor meinen Augen entsteht hier – jenseits des Logos – ein faszinierender und lustvoller Einspruch gegen die Herrschaft der erstarrten und erstarrenden Sinn-Bilder. Es ist nicht wahllos, was und wie Sie hier etwas zu sehen bekommen, aber es ist auch nicht zwingend in jenem zwanghaften Sinn, der behauptet, etwas könne nur so und nicht anders sinnfällig und bedeutsam werden. Sie können umher gehen in dieser Kirche und zeigen: auf bunte Bälle und Trinkhalme, auf Sumo-Ringer-Hosen und Joseph-Silhouetten, auf Teppichrohre und Kruzifixe, auf Grass und Ente, Pfeife und Schlange. Sie können einen eingehegten Altar umkreisen oder eine Raucherecke finden. Aber wann immer Sie versuchen werden, sich ein Bild zu machen, werden Sie vor diesen Gebilden feststellen, dass der Bilderrahmen überschnitten wird, dass es aus ihm herausquillt und in ihn hineinwuchert. Immer wieder kann man hindurch und hinaus schauen. Sie können sinnstiftende Bezüge herstellen zwischen Formen und Farben, Zitaten und Metaphern und doch wird sich wohl kaum alles schlüssig zu einem einzigen Gesamtbild fügen. Das Gebilde, das hier entstand, ist stabil und fragil zugleich: Es hält, aber es wird nicht bleiben. Die Bildwerke aus Pappe und Papier, Zeitungsausschnitten, Spielzeug und Müll, die hier gezeigt werden, können woanders ganz anders zusammen gesetzt sein. Sie stehen nicht für sich allein, sondern sind in Beziehungen und Abhängigkeiten gebracht, die jedoch nur befristet gelten. Metamorphosen deuten sich an; alles kann zu anderer Zeit, an anderem Ort sich anders fügen. Vielleicht werden Sie stehen bleiben und staunend schauen, während andere durch die Pappkonstrukte hindurch auf Sie schauen, wie Sie zeigen, was Sie gerade sehen. Die Gesetze des Bildes: Kohärenz, Konzentration, Kontemplation sind hier außer Kraft gesetzt. Stattdessen finden Sie Übersprünge und Überfülle, stoßen Sie auf Weiterungen und Wucherungen.

Mountains of Disbelief (Laokoon-Gruppe)

 
Es behält hier keiner recht oder wird ins Unrecht gesetzt. Weder der Skeptiker noch der Sinnstifter. Sie können beide Positionen einnehmen. Sie können mit ihnen spielen. Sie kamen her, um Berge des Unglaubens zu sehen. MOUNTAINS OF DISBELIEF. Sie werden gesehen inmitten von Bergen des Unglaubens. Wo ein Berg ist, ist auch ein Weg durch den Berg. Aus der Wunde der Stadt, der sich dieser Kirchenbau Werner Neumanns aus den fünfziger Jahren verdankt, weil die alte Weißfrauenkirche in der Altstadt 1944 bei einem Bombenangriff ausbrannte, ist ein Raum geworden, fest und farbig, in dem sich zu Zeigendes verbirgt und Unzeigbares sichtbar werden kann. Die Stadt, deren Wunde von damals nicht mehr offen liegt, wird aber auch weiter verwundet. Um die Ecke wurden Zeichen gesetzt, indem man in Zelten vor Bankentürmen kampierte. Nebenan finden Wohnungslose dieser Stadt Hilfe. Sie können manche Wunden sehen und auf sie zeigen. Sie können auch in den Wunden bohren.

Thomas Hartmann (BenHuRum)

 
Aber vor allem können Sie hier in und vor Thomas Hartmanns Installation erleben, wie viel Lust und Energie, Farbe und Formenfülle sich aus Verwundung und Verwunderung, Wohlstandsmüll und Verpackungsmaterial, Überfluss und Schein, Kitsch und Kunstwollen schöpfen lassen. Alles hat einen Wert, jedoch nicht den, der sich auf ein Preisschild schreiben lässt. Statt der Ökonomie des Mangels zu huldigen und sich dem Spar-Zwang zu beugen, wird hier in barocker Manier verschwenderisch in die Vollen gegriffen. Sie können das genießen und dabei etwas verstehen, was in Worten nicht ausgedrückt werden kann. Und deshalb müssen Sie tatsächlich hier sein und sehen; nicht um zu sehen, was sie nicht glauben können, sondern um zu sehen, was nicht zu beschreiben ist. VERSORGE DEINE WUNDE. VERSORGE DICH.
Schweifen Sie umher, entdecken Sie die Gastbeiträge von Gerald Domenig, fabelhafte Tiere und transsexuelle Skulpturen, die Eierkartons und das kubistische Bildnis und vieles mehr. Die Möglichkeiten scheinen unendlich, Bezüge und Deutungen herzustellen. Seien Sie nicht geizig!“
***
Schauen Sie selbst, wenn Sie in Frankfurt am Main sind. Bis zum 28. Juni in der Weißfrauen Diakoniekirche Gutleutstraße/Ecke Weserstraße. (Nur 5 Minuten zu Fuß vom Frankfurter Hauptbahnhof).
Fotos: Morel

Wolfram Malte Fues in Karlsruhe

Gestern Abend las Wolfram Malte Fues in der Karlsruher Galerie Knecht und Burster anläßlich der ART Karlsruhe. Die Karlsruher Künstlerin Franziska Schemel hat Fues‘ aktuellen Gedichtband „dual digital“ illustriert, die Orginale waren in der Galerie zu sehen. Hier meine Einführung zur Lesung des Kollegen. Im Anschluss gab es eine lebhafte und interessante Diskussion:

„Liebe Franziska Schemel, lieber Wolfram Malte Fues, lieber Alfred Knecht, verehrte Damen und Herren.

Wir befinden uns heute Abend in einer Galerie. Es bietet sich also an, über Bilder zu sprechen. Ich erinnere mich lebhaft an eine Episode aus meinem früheren Berufsleben als ich Besucherbefragungen in Museen machte. Wir machten Interviews in einem der wichtigsten Kunstmuseen der Welt, das sich hier in Karlsruhe befindet, mit drei Buchstaben abgekürzt wird und heute immer noch regelmäßig zum Gespött von Museumsdidakten wird. Ein gestandener Kunsthistoriker, Professor aus Gießen, verweilte lange vor einem Medienkunstwerk und wurde von uns gefragt, was denn wohl das Kunstwerk bedeute, wie er es denn verstehe. Er konnte aus dem Stegreif keinen sinnvollen Satz über das Kunstwerk äußern.
Viele Vertreter der jüngsten Generation zeitgenössischer Lyriker wollen überhaupt nicht verstanden werden. Gedichte hätten überhaupt keine Bedeutung, es gäbe keinerlei, aber absolut überhaupt keinen Zusammenhang zwischen Bezeichnetem und Bezeichnendem, was freilich eine alte Erkenntnis ist. Vergessen Sie also Interpretationen, vergessen Sie Bedeutungen, wenn sie die Bilder von Franziska Schemel sehen, wenn sie gleich die Gedichte von Wolfram Malte Fues hören werden.

„Man muss es bei Erhellungsgesten belassen“, schrieb ein Kritiker über Fues‘ Gedichte, und: „ihre Rätselhaftigkeit ist nicht die der notorischen hermetischen Knacknuss, vielleicht aber, wo ein archimedisch verbindliches Geheimnis der Welt nicht mehr auszumachen ist, die des Nussknackers.“
Ich empfehle, die Nuss erst gar nicht knacken zu wollen, sondern von Außen an ihr zu schnuppern, ihre Schale zu erspüren, sie zu schütteln. Sie werden die Nuss nicht knacken, ihren Inhalt nicht schmecken und auch nicht hinunterschlucken und verdauen, Sie werden aber überdeutlich spüren und fühlen, dass Sie es mit einer Nuss zu tun haben.
Nehmen wir das Gedicht „Dieser nur vor-/ fallende Schnee“ aus dem neuen Band von Wolfram Malte Fues. Wir lesen oder hören Vokabeln wie „zweihellig“ und „Herbststraßenkehrricht“ oder aber Satzfragmente wie „taut/ schmutzlos zurück in die Luft“, hören „über die Freuden der Schollen-Verschiebung/ Botenstoff, Stoffwechsel, Speichel-Flüsse/ diese Art Schnee/ nimmt Halbwertzeichen in Zähnung.“
Am Ende des Gedichts spüren Sie ihn überdeutlich in ihrem Kopf, den Schnee, ohne die gefrorene Substanz vor sich zu haben. Sie haben aber noch viel mehr gelesen und gehört, so vieles Neues ist angeklungen, vorbeigehuscht, Wörter, die Sie verstanden haben und Wörter, die Sie nicht verstanden haben. „Verstanden“ in Anführungszeichen.“
Ich möchte Ihnen einen kurzen Abschnitt aus einem Aufsatz von Wolfram Malte Fues zitieren, der in diesem Zusammenhang seine Poetologie erläutert, ein Text-Stück, das offenbart, wie Fues seine Gedichte als zeitgenössische Texte verortet. Es sind Fragen, die der Autor stellt.
„Wenn es auf dem Markt für Sinngebungs-Ware keinem Angebot mehr gelingt, Konkurrenz-Produkte zu vertreiben oder auch nur zu verknappen, so daß, was es auch bietet, andere mitbieten, sich, unter- oder überbietend an und mit ihm zu messen? Wenn der neuen Erhältlichkeit der New Economy die neue Disponierbarkeit eines New Discourse entspricht, in dem die aus der Erinnerung aufleuchtende Bedeutung den gesamten Handelsplatz Sinnvermittlung stroboskopisch illuminiert und es keine Stimme gibt, die nicht andere Stimmen auf den Plan riefe?“

Wolfram Malte Fues wurde 1944 geboren. Er lehrt als Literatur- und Kulturwissenschaftler an der Universität Basel, hat zahlreiche wissenschaftliche Publikationen vorgelegt und mit „dual digital“ seinen vierten Gedichtband.
Immer deutlicher wird im Verlauf der vier Bände die eigenständige Stimme von Wolfram Malte Fues, seine vielen Neo-Logismen und montierten oder sinnverschobenen Begriffe wie „Zündschaltuhr“, „Vorbehaltfläche“, „Dunkelstromschiff“, „Hochquappenjagd“, die hier unbedingt erwähnt werden müssen. Der Verfasser des Nachwortes von „dual digital“, Ulrich Johannes Beil, fragt zurecht: „Wo träfe man den ‚Dracula‘, der sich bereit erklärte, dem ‚Christkind / die Wimpern‘ zu ’stutzen‘?“
Lassen Sie mich zuletzt noch einen Kritiker zitieren, nämlich Jürgen Engler, der nicht nur auf die „Poetik des Hör- bzw. Schreibfehlers“ aus der surrealistischen écriture automatique hinweist und der damit verbundenen Ironie sowie dem Humor in Fues‘ Texten. Engler schreibt weiter: „Gedichte sind Versuchsabläufe und Protokollstrecken“, ein Gedicht sei ein „Chip mit hoher Informationsdichte.“

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Wolfram Malte Fues wird nun einige seiner Gedichte lesen, dann werde ich mit ihm über die Texte sprechen, bevor er in einem zweiten Leseblock weitere Gedichte liest. Autor und Moderator legen großen Wert darauf, nicht ganz allein miteinander plaudern zu müssen, wir würden vielmehr auch gerne wissen, was Sie wissen möchten.

Zunächst lassen Sie sich aber hineinziehen in den „Strudel und Wirbel in den Texten, die mehr durch Gedankensprünge als durch Gedankengänge, mehr durch Bildsprünge als durch Bildfolgen charakterisiert sind.“ (Jürgen Engler)

Pinocchio in Leipzig


Pinocchio ist mir in Leipzig mehrfach begegnet

••• Ich bin noch eine Nacht länger in Leipzig geblieben als das Gros der Messebesucher und Literaturbetriebler, denn für mich geht es heute (und das hier schreibe ich im Zug) nach Hamm in Westfalen. Dort steht eine »Leinwand«-Lesung auf dem Programm. Der Veranstalter allerdings, den ich am Beck-Stand traf, hat mich auch um eine »Replay«-Kostprobe gebeten, wenn das Publikum nach dem »Leinwand«-Hauptprogramm noch in Stimmung sein sollte.

Es gab im Turmsegler keine Wortmeldungen von mir in den letzten Tagen. Über Facebook und Twitter konnte man sporadisch mitbekommen, wo ich mich rumtrieb und was sich ereignete. Hier Fotos oder gar einen zusammenhängenden Bericht einzustellen, dafür fehlte – ich gebe es offen zu – der Drive. In diesen Messetagen bin ich zwischen Turbo und Ohnmacht geschwankt. Zu viel persönlich Belastendes trug ich im Gepäck, also mehr emotionale als körperliche Erschöpfung. Ich habe mir, wenn auch die Nächte, wie auf einer solchen Messe üblich, ziemlich kurz gerieten, ein paar Stunden Extraschlaf untertags gegönnt, Spaziergänge durch die wunderbaren Frühlingstage in Leipzig, Sauna (brauchbar im Hotel), Thai-Massage (zu empfehlen und direkt neben dem Hotel). In diesen Tagen heißt es vor allem: ausschwitzen und Haltung bewahren, über die körperliche Wohltat und das Sich-selbst-Fühlen dem Emotionalen immerhin einen Boden bieten, auf dem es sich abstützen könnte…

Der Strahlkraft, die man doch braucht für solche Präsentationstage, ist eine solche Gemütslage nicht eben förderlich. Aber sind wir nicht Profis unterdessen? Da gelingt das lockere Lächeln eben doch, der charmante Smalltalk, der Vortrag, die geschmeidigen Antworten auf alle möglichen Sorten von Fragen. Und es wurde auch besser im Laufe der Tage. Dafür verantwortlich waren die angenehmen Wieder- und Neubegegnungen, intensive freundschaftliche Gespräche mit meinem Lektor, Dummheiten und Ernstschwätzen mit Kollegen. (Auch ein wenig lästern, psssst, wie reinigend!)

Die ersten Auftritte hatte ich gleich am ersten Abend. Zunächst das schon traditionelle Presse-Dinner von Beck, wo ich Tom Bullough kennenlernte, der bei Beck soeben in deutscher Übersetzung seinen Roman über den russischen Raketenerfinder Ziolkowski vorgelegt hat, ein außerordentlich sympathischer Bursche ist das und ein (ich habe unterdessen mit dem Lesen begonnen) witziges, aufregendes und sehr sprachmächtiges schmales Buch.

Den Abend verbrachte ich zwischen Frau Auffermann und Frau Löffler, eine Neubegegnung und ein Wiedertreffen. Wie unumwunden Frau Löffler kundtat, mit Dystopien nichts anfangen zu können, weil die doch in aller Regel sehr vorhersehbar und deswegen langweilig seien, das hat mir gefallen und gab uns Gelegenheit zu einem kurzweiligen Gespräch über dieses Genre.

Vor dem Rauswurf musste ich diesmal das Dinner verlassen, denn kurz vor Mitternacht stand die erste Lesung an. In den Kasematten der Moritzbastei (was für eine Location!) sollte ich mit Thomas von Steinaecker lesen – late night show. Der Oberkeller war gesteckt voll, und ich schritt zum Experiment, das ich mir für diese späte Stunde vorgenommen hatte: Ich las von Seite 109 bis 123 die Passage, die das Thema des »Replays« einführt, eine Strecke voll explizitem Sex. So etwas habe ich noch nie gemacht. Ich wollte wissen, ob ich das unbeeindruckt lesen kann wie jede andere Stelle. Und ich wollte wissen, ob man es überhaupt machen kann, wie das Publikum darauf reagiert. Bloggerin eulenliebe war anwesend und beschreibt in ihrem Bericht vom Leseabend sehr genau die Anspannnung, das Füßescharren und Räuspern. Aufgrund der Beleuchtungssituation konnte ich keines der Gesichter der Zuhörer sehen. Das war schade. So teilte sich lediglich die angespannte Stille mit (es wurde schon sehr genau zugehört), aber auch das gelegentliche tss, tss; nur konnte ich es eben keinen Personen zuordnen. Im Anschluss las Thomas. Im Gespräch dann wurde er gefragt, warum er in seine Romane Fotos und Grafiken einbaue. Er erwiderte, dass er meine, dies würde dem Leser gegenüber die Glaubwürdigkeit steigern, denn sein Eindruck sei, dass der Mensch einem Bild noch immer eher zu glauben geneigt ist als einem Text. Ich dachte mit Blick auf meine Lesung zuvor: Wenn es um Sex geht, scheint es ein wenig anders gelagert. Im Film können wir expliziteste Erotik und harten Sex »hinnehmen«. In einem literarischen Text ausgesprochen scheint es hingegen eine Herausforderung zu sein. Sollte jemand hier lesen, der anwesend war, würde mich brennend interessieren, wie sich das alles im Publikum angefühlt hat. Fazit für mich: Ich kann sowas machen. In dieser Dosierung ist es für ein unvorbereitetes Lesungspublikum dann aber wohl doch too much.

Ein Highlight war die Lesung von Thomas Lang tags darauf im Leipziger Zoo. In seiner kürzlich erschienenen Erzählung »Jim« gibt ein junges Orang-Utan-Männchen eine der Hauptfiguren. Die Lesung fand aber nicht im Affenhaus, sondern im Zoo-Restaurant Kiwara-Lodge statt. Zuvor bekamen wir eine private Nachtführung durch einen Teil des Leipziger Zoos. Da fühlten wir uns wie Jungs auf der Nachtwanderung, das war grandios. Die Lesung dann war nicht weniger eine Freude. Ich habe unverschwiegen sehr andere poetologische Ansichten als Thomas Lang, aber wie schon weite Strecken von »Bodenlos« habe ich auch bei der Lesung aus »Jim« die poetische Tiefe, die unaufgeregte Genauigkeit in Beobachtung und Sprache genossen. Sehr sympathisch war auch die Moderation von Heike Geißler. Ihr abschließendes Zitat aus einem Kinderbuch geht mir nicht aus dem Kopf. Das ging in etwa so:

Der Löwe sagt zum Jäger: Warum jagst du mich? Du bist doch selbst ein Löwe! Der Jäger antwortet: Wie kommst du darauf? Ich bin ein Jäger. Aber, erwidert der Löwe: Da schaut doch ein Schwanz unter deinem Mantel hervor. Stimmt, gibt der Jäger zu: Ich bin tatsächlich ein Löwe. Das hatte ich ganz vergessen.

Mit dabei an diesem Abend war Hans Pleschinksi, den ich bislang noch nicht persönlich kannte. Nun schon. Ein beglückendes Kennenlernen. Der kleine Tross zog nach der Lesung geschlossen in Auerbachs Keller ein. Zuvor hatte ich – eindrücklich darauf hingewiesen – Fausts Fuß gerieben. Glück soll das bringen, wurde mir raunend versichert.


Mein Lektor Martin Hielscher vor dem Abstieg zu Auerbachs Keller

Da mag nun etwas dran sein. Am nächsten Morgen jedenfalls wurde ich von einer SMS geweckt: Schau mal in die FAZ! Das habe ich dann getan, im Foyer des Hotels, barfuß, tatsächlich wie emotional gesprochen. Die Rezension von Christian Metz hat mich sehr bewegt. Wie er das Buch durchfühlt und durchdrungen hat, das war an diesem Morgen Balsam für mich, und fortan hob sich die Stimmung. Am gleichen Tag folgte ein halbstündiges 3sat-Interview vom roten Sofa in der zentralen Glashalle der Messe und am Abend eine wieder sehr gelungene Lesung im Ariowitsch-Haus mit Martin Hielscher als Moderator.

Auch bekam ich mit, dass über »Replay« gesprochen wird. Das Wort geht von Mund zu Mund. Dass das Buch sich am Sonntag in den Top-100 der deutschen Belletristik bei Amazon wiederfand, gab mir dann endgültig Zuversicht: Das wird noch was mit diesem Buch. Es ist grad dabei, entdeckt zu werden.


Blick von »hinter der Bühne« auf den Messestand von C.H.Beck

Am Messesonntag hatte ich nur noch ein Radio-Interview zu geben. Dann schlenderte ich in Halle 5 zu den Verbrechern und den Kulturmaschinen. Ich traf ANH und Phyllis Kiehl, meinen Lieblingsverbrecher Sundermeier und und und. Smalltalk, unaufgeregte, angenehme Gespräche. Ich lauschte Jörg Sundermeier und ANH bei ihren Lesungen, ein schönes, warmherzig empfundenes Ausklingen der Messe. (Übrigens muss ich meinen Verbrecher in Schutz nehmen. Er hat ausdrücklich nicht die Kulturmaschinen den »linksradikalen Verlagen« zugeschlagen, wie ANH heute berichtet (und ich wohl missverständlich erzählt haben muss), sondern ich hatte ihn nach dem Weg zu den Kulturmaschinen gefragt und er hat geantwortet: Die sind gleich dahinten, bei den Linksradikalen. Und das stimmte dann ja auch. Ich habe den Stand jedenfalls gleich gefunden.

Warum ich Pinocchio fotografiert habe für diesen Beitrag? Das hat ausdrücklich nichts mit dem direkt vorangegangenen Absatz zu tun. Mitunter, das will ich doch festhalten, habe ich an diesen Messetagen gedacht, Pinocchio sollte das Maskottchen der Buchmesse sein. Denn bei all den beglückenden und kurzweiligen Begegnungen lässt sich doch eins nicht leugnen: So wie in der Literatur gelogen wird, tun es auch die Literaturschaffenden und -verwertenden und -verwesenden unter- und übereinander. Wenn uns allen da jeweils die Nase wüchse… Nicht auszudenken!

PS: Einen Gruß von hier an Michael Stavarič, den ich auf einer Party im Anschluss an die Lesung im Ariowitsch-Haus traf und mit dem ich leider nicht mehr geplaudert habe, wie ich gern hätte. Ich war überfordert in dem Moment. Aber das Gespräch würde ich gelegentlich gern nachholen.

Kurztitel & Kontexte bis 2012-03-25

Kurztitel & Kontexte bis 2012-03-11

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  • Die Dschungel. Anderswelt. (Alban Nikolai Herbst / Alexander v. Ribbentrop) » Premiere. Letzte Oper/letzter Akt:… http://t.co/a5AMX6Zj Mar 04,

Über Literarische Weblogs , litblogs.net und in|ad|ae|qu|at in der ‚Wiener Zeitung‘

DOKUMENTATION

Ein im Nachfeld der Tagung “(Ver)Führungen – Räume der Literaturvermittlung” entstandener und in der gestrigen Ausgabe der Wiener Zeitung publizierter Artikel über Blogs , litblog.net und in|ad|ae|qu|at . Mit einer kleinen Berichtigung im Kommentar .

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Wiener Zeitung

WUCHERNDE TEXTUREN : Literarische Weblogs wie litblogs.net führen ein lebendiges Nischendasein
Von Theresa Sophie Breitsching

Wiener Zeitung , 22. 2. 2012 ( online , print 23. 2. 2012 )

Angesichts der Allgegenwart von Facebook und Twitter ist eine andere Form der Online-Kommunikation und weltweiten Vernetzung ein wenig ins Hintertreffen geraten: die Blogs. Dabei ist die Blogosphäre älter als Facebook. Die ersten Online-Tagebücher tauchten bereits in den 1990er Jahren auf, Facebook ging erst 2004 ins Netz.
Die Literatur- und Kulturwissenschafterin Christine Zintzen ist zugleich Ko-Herausgeberin des Online-Literaturportals litblogs. net und naturgemäß eine Verfechterin des Blogs. „Man konsumiert nicht nur, sondern gestaltet laufend neue Inhalte“, sagt Zintzen über den Unterschied zwischen Blog und Facebook.

Online-Fundstücke

Während die 25- bis 30-Jährigen eher auf Facebook abwandern, halten die 40- bis 50-Jährigen vorrangig die Blogosphäre aufrecht. Je jünger der Internetnutzer ist, desto mehr würde er sich auf Facebook aufhalten, meint Zintzen.

Der Name Blog lässt sich übrigens von Web und Logbuch herleiten. Von persönlichen Aufzeichnungen bis zu politischen Diskussionen kann das Online-Tagebuch vielerlei Formen annehmen. Besonders beliebt sind mittlerweile jene Weblogs, die religiöse Inhalte verbreiten, sich mit technischen Fragen auseinandersetzen oder über Prominente berichten. Verglichen damit führen literarische Weblogs eine „Nischenexistenz“, so Zintzen. Was bedauerlich ist, denn die Online-Fundstücke der Autoren erweisen sich als tiefgründige Auseinandersetzungen mit dem Medium und den Möglichkeiten der Narration. Durch den Webauftritt von Literatur können neue literarische Formen entstehen. Ein literarischer Blog ist für Zintzen wie „ein offener Text, eine wuchernde Textur“, ohne definierten Anfang und Ende. Das Potenzial der literarischen Blogs ist wohl noch lange nicht ausgeschöpft.

Blogs als Werkstatt

Bei litblogs.net sind derzeit 20 Autorenblogs gebündelt. Dabei handelt es sich um professionelle und regelmäßig publizierende Schriftsteller, wie zum Beispiel den deutschen Autor Alban Nikolai Herbst, dessen vielgelesener Blog „Die Dschungel. Anderswelt“ bereits webbekannt ist.

Die literarischen Blogs sind bisher kaum von Literaturwissenschaftern erforscht worden. Es gibt kaum Sekundärliteratur dazu, und es hat sich noch keine Lehrmeinung durchgesetzt. Der Leser ist auf seine eigenen Beobachtungen angewiesen und der Autor ist durch die Kommentarfunktion direkt ansprechbar. Dadurch können „Ängste abgebaut werden“, meint Zintzen.

Darüber hinaus ist der Blog eine Übung in der Kunst des Argumentierens. Man kann eigenhändig literaturwissenschaftliche Beobachtungen anstellen, „Rezensionsprozesse mitverfolgen und selbst gestalten“, so Zintzen.

Das Literaturarchiv Marbach konnte für die Archivierung von litblogs.net gewonnen werden. Denn „das Web merkt sich zwar vieles, aber vergisst auch schnell wieder“. Eine der größten Schwierigkeiten bei der Aufbewahrung von Webseiten liegt in den gewaltigen Datenmengen. Noch dazu verändern sich die literarischen Blogs regelmäßig und neue Texte oder Kommentare kommen dazu.

Copyright für Online-Texte

In Sachen Autorenschutz übernimmt der literarische Blog Inadaequat eine „Vorreiterrolle“, meint Zintzen über ihren eigenen Blog. Denn hier wird jeder Beitrag bei einer internationalen Registrationsagentur registriert, die eine ISBN-Nummer vergibt.¹ Die Autoren sind deswegen urheberrechtlich geschützt.² Auch wenn es den Blog längst nicht mehr gibt, werde auf diese Art eine Internetpublikation mit einer bleibenden Identifikation versehen. Etwas, das selbstverständlich sein sollte.

Man könne Blogs auch wie eine „Werkstatt“ betrachten, meint Zintzen. Wobei die Werkstatt-Gespräche eben online geführt werden und eine ziemliche Sogwirkung entfalten können.

Über die Zukunft der Blogosphäre müsse man sich keine Sorgen machen. Zintzen: „Leute, die sich für ein Thema interessieren oder sich mit Gleichgesinnten austauschen wollen, werden weiterhin Blogs benutzen.“

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¹ – Eine winzige Korrektur: Vermittels Anmeldung bei der Stiftung “International DOI- Foundation” ist es möglich , jeden “Beitrag” mit einem ( der ISBN- Nummer im Buchwesen vergleichbaren ) dauerhaften Zifferncode ( DOI = “Digital Object Identiffier” ) international zu registrieren – ein Standard , auf welchen sich kürzlich der “Börsenverein des Deutschen Buchhandels” und die Europäischen Bibliotheken geeinigt haben .

Das System der “Digital Objekt Identifier” wurde bislang nur von grossen Verlagskonzernen wie Springer oder massgeblichen wissenschaftlichen Periodika ( “nature” ) genutzt und bildet ein international anerkanntes Regelwerk für Zitatbezüge und Rechtevokabular . Vgl. blog – on method II : Digital Object Identifier System , part 1 , blog – on method III : Digital Object Identifier System , part 2 , Metadaten : Werkstatt der Wert- Schöpfung

² – Hier ist mit aller Deutlichkeit anzumerken , dass das Urheberrecht für alle im Weblog in|ad|ae|qu|at veröffentlichten Autorentexte grundsätzlich ( und wie bei Literaturzeitschriften üblich ) bei den Autoren verbleibt .

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Kurztitel & Kontexte bis 2011-08-07

Kurztitel & Kontexte bis 2011-04-17