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Freitag, 20. Dezember 2013

Anders stand es bei der Lyrik – sie war auch für Leihbüchereien kein attraktiver Geschäftsgegenstand, und es blieb den gesamten Zeitraum hindurch selbstverständlich, daß der Autor den Druck seiner Gedichte entweder gänzlich selbst bezahlte und dem Verleger gegen einen hohen Anteil am Erlös den Vertrieb überließ oder doch zumindest die Hälfte der Druckkosten bestritt. Dieses Verfahren brachte sehr geringe Auflagen mit sich, für die der Verfasser oft Absatzgarantien übernehmen mußte: etwa 250 – 500 Exemplare galten als üblich.
(Reinhard Wittmann über Lyrikproduktion im 19. Jahrhundert in „Buchmarkt und Lektüre im 18. und 19. Jahrhundert“, Tübingen 1982)

Die Schriftstellerei ist gegenwärtig kein Amt, sondern ein Geschäft, und die freie Concurrenz, das Gesetz der Natur, wie der ökonomische Liberalismus sie nennt, erzeugt überall hunderttausend Bettler als Staffage eines einzigen Millionärs.
(Joseph Lukas in „Die Presse“, 1867)

In der Meinung der „soliden“ Leute sowie der hohen Obrigkeit rangiert er zu den Vagabunden und muß es sich gefallen lassen, gelegentlich per Schub transportiert zu werden. Es ist so weit gekommen, daß die Bezeichnung „Literat“ von dem Begriffe der Geringschätzung, der Mißachtung unzertrennlich ist.
(Karl Weller in „Jahrbuch deutscher Dichtung“, 1858)

Wenn es einmal dazu kommt, daß die deutschen Proletarier mit der Bourgeoisie und den übrigen besitzenden Klassen die Bilanz abschließen, so werden sie es den Herren Literaten, dieser lumpigsten aller käuflichen Klassen, vermittelst der Laterne beweisen, inwiefern auch sie Proletarier sind.
(Friedrich Engels in „Die wahren Sozialisten“, 1847)

Flower power

Messejournal. 6. bis 10. Oktober 2010: Ein Mittwochs- bis Sonntags-Boulevard. Bereits vier Tage, der letzte halb im Kommentar. Sowie ein Aufbruch in den fünften, aber auch im Kommentar. Verwirrung und Zerfall: alles nur noch Kommentar. Dann aber: Salvatore Quasimodo.

Messe-FFM-Titelbild

BUCHMESSE FRANKFURT AM MAIN 2010

FR 6. 10.

7.09 Uhr:
[Arbeitswohnung, Berlin.]
(…) Latte macchiato. – Verschlafen, Mist. Aber aus einem mysteriösen Grund: Mein Ifönchen zeigt nämlich soeben 15.45 als Uhrzeit an; da k a n n das Weckerchen um 4.30 Uhr nicht geklingelt haben. Seltsam daran ist, daß völlig korrekt „automatisch einstellen” eingestellt war; ich mußte Uhrzeit und Datum, das überdies den 1. Januar 1969 (!) anzeigte, jetzt manuell umprogrammieren. Möglicherweise ist >>>> bei der kleinen Reparatur gestern mit diesen Angaben etwas falschgelaufen; bzw. könnten die Werkeinstellungen wiederhergestellt worden sein. Aber 1969 gab es noch gar keine Iphones… – Das meine ich mit „mysteriös”.
Also ich nehme nun nicht den obwohl ebenfalls direkten, dennoch preiswerteren Zug über Leipzig um 5.17 Uhr, sondern den teureren über Fulda; möglicherweise werde ich zuzahlen müssen. Aber ich will nicht a l l z u spät auf der Buchmesse sein. Statt 10.41 Uhr wird es nun 12.44 Uhr werden. Für die Fahrzeit selbst ist’s mir wurscht; da wird gearbeitet. Für das ab nunmehr wie bei den entsprechenden Journalen der Vorjahre, wieder am Stück entstehende Messejournal werde ich ich die meisten Schilderungen nicht im OpenOffice vorformulieren, sonderrn direkt in den Laptop schreiben. Sehen Sie mir dabei etwaige der Eile verschuldete Tippfehler bitte nach, allein schon, weil des Zustand meiner Tastatur nicht mehr verläßlich ist („hängende” u und n usw.).
In einer halben Stunde geht’s los; ich will noch >>>> das DTs korrigieren und einstellen und >>>> das neue Buch fix in der rechten Seitenspalte annoncieren.

Messe-FFM-114.03 Uhr: Mit Thomas Hettches Die Liebe der Väter.
[Messe FFM, Halle 4, D171.]
Angekommen, gleich losgespurtet in die 3.1, um >>>> das neue Buch abzuholen. Aber es war noch nicht da. Schon ein Anruf >>>> Stang, sie sitze auf der Dachterrasse des Pessezentrums Halle 6.1 draußen; ob ich nicht eben hinzukommen könne. Also ging es gleich weiter; so wird das bis zum Abend wohl auch bleiben. Jetzt am >>>> BuchMarkt, das erste Alt des Tages nehmen und Ihnen diesen ersten Eintrag direkt von der Messe schreiben.
Ich war während der Zugfahrt noch etwas zu diffus, um wirklich gut zu arbeiten; immerhin, zwei weitere Seiten Der Fenster von Sainte Chapelle „geschafft”. ABER: Hettche-Liebe-der-Vaeter>>>> Den neuen Hettche zu lesen angefangen, bis S. 47 gekommen, und bei allen Sträußen, die ich mit ihm auszufechten habe oder er mit mir: d a s läßt sich sagen, daß das eine große Sprache ist, die er hat. Ein fesselndes Buch und ein in seiner Genauigkeit auch der Sicht auf die Personen überaus schönes.

Stang plaudert mit dem Juniorchef von BuchMarkt; sowie ich dies hier eingestellt haben werden, ziehen wir weiter zu den >>>> horenMesse-FFM-3

… wo wir dann

nachmittags:
(dies nachgetragen am Morgen des folgenden Tages,
der heute nun schon heute ist, nämlich das Tattoo des 7.10.
im Nacken trägt, dessen Gegen- und Zupart, das Gesicht,
Sie weiter unten anlächeln wird
)

…wo wir dann, unterdessen um >>>> Ulrich Faure erweitert, den ersten Grappa des Tages nahmen, nach ein wenig dezentem Hallo bei Johann P. Tammen und Peter K. Kirchhoff; auch >>>> der Braunschweiger Dichter Cott saß da und lächelte in seiner stets vornehmen Art eines wissend-distanzierten, neugierigen Spotts. Zweidrei Projekte mit Tammen durchgesprochen, indes Stang bereits zu dem Verlag aufbrechen muß, um letzte Details für den Kinderbuchvertrag einzuklopfen. Wir verkehren den restlichen Tag immer so: Sie schickt eine SMS, ich antworte telefonisch-direkt, sie schickt wieder eine SMS usw. So kam dann auch eine halbe Stunde eine SMS des Inhalts, wir sollten uns um 15.40 Uhr am Stand des BuchMarkts treffen. Was wir dann taten. Die von mir ausgesprochen geschätzte >>>> Dorothea Dieckmann, die mich bereits morgens im ICE angerufen hatte, kam dazu… was heißt: sie war früher da als Stang, so daß wir fast ein halbes Stündchen sprechen konnten, bei Sekt diesmal. Da war ich aber schon bei der Arno-Schmidt-Stiftung gewesen und hatte Rauschenbach die Pranke geschüttelt, doch im Vorübereilen zu dem neuen Buch. Das dann wirklich auch da war. Ich schnappte mir sieben Stück und zog weiter; die >>>> Kulturmaschinen-Verleger kämen ja erst nächstentags (also heute: nachher). Saß dann also am BuchMarkt, wir hechelten Neu- und Alterscheinungen durch, „so angepaßt alles”, so Dieckmann, ich den neuen Hettche empfohlen, nein: ihr ans Herz gelegt; sie war noch von >>>> Arbogast enttäuscht: Reißbrettbuch, auf den Bestseller hin geschrieben, was schließlich ja auch funktioniert hat, Hettche Geld brachte, Ansehen, Macht; ich: „aber das hier ist etwas anderes, jede Zeile hat Wahrheit, virbriert, leuchtet, ja: Wahrheit ist das richtige Wort:: poetische Wahrheit, selbstveständlich”. „Selbstverständlich.” „Wir schreiben aus dem Leben.” Dann setzte sich Stang zu uns, die parallel >>>> mit dem Buchhändler sprach, bei dem ich am Sonnabend lesen werde, der wiederum Flyer zu meiner Lesung dabeihatte, ein Filou übrigens, wie man hört;Flyer-Lesung-Camper reichte mir die Hand, Dieckmann und Stang reichten einander die Hand, man reicht sie auf der Messe Hunderten, das ist rigoros inflationär. Stang zu mir: „Können wir vielleicht einen Moment allein..?” Ich zu Dieckmann. – Dieckmann zu mir. – „Also, ich habe”, Messe-FFM-9-StangS t a n g hatte also, „folgendes ausgemacht: -” Ich werd den Teufel tun und Ihnen meine Konditionen sagen. „Ein Zwei-Buch-Vertrag erstmal, danach sieht man weiter.” Feine Konditionen. „Wir treffen uns um 17.45 Uhr am Stand zum Sekt mit dem Verleger und dem Lektor. Schaffen Sie das?” Klar schaffte ich das. Abgabe des ersten Buches: März 2011, Abgabe des zweiten: September 2011, je ein halbes Jahr vor dem Erscheinen.
Nun könnte ich jetzt ja die Katze aus dem Säckerl lassen. Tu ich aber nicht. Und zwar, weil die Bücher unter einem so witzigen Autorennamen erscheinen werden, daß es zu schad wär, den Vorhang zu lüpfen. „Das ist klar zwischen uns, oder?: Du bleibst in den Dschungeln bei deinen Andeutungen.” „A u c h das ist klar zwischen uns.” „Wolln doch mal sehen, ob wir damit nicht a u c h einen Renner hinbekommen.” Ich dann gleich wegen THETIS weitergefragt, weil ich damit eine Idee hatte… immerhin: ein riesiges Haus, da wär dann ja ebenfalls, und diesmal ein großer, Vorschuß drin und viel Macht daran, ANDERSWELT unter die Massen zu bringen. Andererseits, nun, ich zog vorher zu >>>> Elfenbein weiter, dessen Verleger grad >>>> Ulrich Holbein auf der Buchpreis-Hotlist hatte und im Frühjahr die >>>> BAMBERGER ELEGIEN herausbringt. „Ich bin aber gerade ganz woanders, ich bin sowas von in-Thetis-drin!” Abermals die Idee besprochen, daß die Kulturmaschinen Anderswelt I-III als Paperback im Schuber herausbringen könnten und er verlegt parallel nur den Band III, >>>> ARGO, in gebundenem Leinen. „Das m u ß man machen”, sagte er. Also liest er jetzt erstmal Band II, dann bekommt er das Typoskript von Band III und ist sowieso schon mal in dieser Welt d r i n. Hat jetzt aber nicht viel Zeit, weil anderweitig im Termin. „Wir haben ja unser Treffen am Sonnabend.” „Ich bringe dann Barbara Stang mit.”
Unterdessen ist von schräg gegenüber Würker, der Verleger von >>>> Manutius, wo >>>> die Heidelberger Vorlesungen als Buch erschienen sind, zu uns getreten und reicht mir die Siewissenschon. Er und der Elfenbein-Verleger kennen sich noch aus dessen Heidelberger Zeiten; als ich weiterziehe, winkt mich im Gang >>>> Roland Reuß zu sich, der zwischen drei hübschen Studentinnen und zwei Studenten steht, über deren Schön- und Hübschheit ich unfähig bin, Ihnen angemessen Rede zu stehen. Ich hab sie einfach nicht angeguckt.„Wann bist du wieder in Heidelberg? Wollen wir einen Kaffee trinken gehen?” Schnelles Winken, dahinskizzierte Verabredung… – : sowas ist Messe vor allem andern a u c h.
„Gehn Sie zu Rowohlt heute abend?” fragt Dieckmann. Wir sind, meine Leser, zurück am BuchMarktstand Halle 4.1. D 171. Sascha Anderson war kurz da, >>>> sein kleiner Gutleut-Verlag macht wunderschöne Bücher. „Schaust du nachher vorbei?” „Nein, zu Rowohlt geh ich nicht”, sag ich dann Dieckmann. „Sehn Sie, nachdem Delf Schmidt Rowohlt verlassen hatte und Jelinek und ich mitgegangen waren und die Verlagsleitung gewechselt hatte, selbst Krausser ging ja weg, da war das noch irgendwie sportlich, sich Einladungen für das Fest zu beschaffen und dann die langen Gesichter zu sehen… aber dazu bin ich unterdessen zu alt, der Reiz ist schal. Ich mag einfach nicht mehr sein, wo ich nicht auch gewollt bin.” „Ist ’ne Haltung”, sagt Dieckmann. „Ja”, sag ich. „Aber”, sagt sie, „man trifft dort eben alle.” „Mich nicht”, sag ich, „von alle kann keine Rede sein.” Sie nimmt >>>> AZREDS BUCH mit auf den Weg.
Wir sind derweil bei

1 Altbier (0,5 ltr)
3 Sekt
4 Grappa
1 Wasser

angekommen. Das ist wichtig, daß man sich sowas merkt. Sonst verliert man die Übersicht auf der Messe.Messe-FFM-6
Jedenfalls ist es plötzlich 17.40 Uhr. Ich hatte noch mit >>>> Niko Gelpke von Mare dagestanden; das ist schon insofern ein Erlebnis, weil er ein Schiff betakeln kann, ohne sich sonderlich strecken zu müssen; man hat also den Kopf immer ganz im Nacken, wenn man ihm in die Augen blickt. „Ich fahre morgen schon wieder.” „Ah schade…” „Kommst du mal nach Hamburg?” „Eigentlich nicht, aber ich würd s c h o n gerne mal wieder… – weißt du was, ich setz mich einfach mal in den Zug, fahr zu euch rüber, dann trinken wir einen Abend was und erzählen.” Handschlag. Jetzt sollte ich’s aber auch tun. „Sizilien”, sag ich, „ich würde gern mal wieder was zu Sizilien schreiben, ist ja ’ne Inseln, paßt ja zum Meer.” – Aber es ist 17.40 Uhr, um 17.45 Uhr soll ich bei dem Kinderbuchverlag sein. Halle 3, ganz woanders, quer übern Messecampus also. Stang ist schon da. Telefonat mit meinem Jungen, ob er das und das haben möchte. Der Verleger ist auch da, nur der Lektor fehlt. Der ist bei den litarary agents hängengeblieben, Lizenzverträge werden auf der Messe abgeschlossen, eigentlich ist d a s Frankfurter Messe. Nicht selten bekommen Lektoren abends fremdsprachige Typoskripte ausgehändigt, die sie die Nacht über lesen, weil sie am nächsten Morgen bereits die Gebote abgeben müssen. Hochdruck. Das mit dem Familientreffen, das die Messe zudem ist, ist letztlich Garnierung. Das Geschäft findet jenseits des Publikums statt, findet auch nachts im >>>> Frankfurter Hof statt, wo der Malt (2 cl) 45 Euro kostet. Da geht es überhaupt erst um Mitternacht los.
Messe-FFM-71Endlich ist der Lektor da, die Flasche Sekt wird geöffnet, plötzlich steht eine ganze Platte Schnittchen vor uns, von deren Canapés Barbara Stang und ich wechselweise die Himbeeren aus der Sahne picken, mit der der Käse garniert ist. Ich erzähle noch von einer Idee, aber keiner für ein Kinderbuch. Messe-FFM-8Der Verleger sieht mich an. „Schreibst du das für uns?” „Das ist nichts für euch.” „Darüber sprechen wir noch.” Zu Stang: „Haben Sie das im Kopf.” Stang: „Ich notiere alles.” Aber es soll eine Novelle werden, denke ich, die muß ganz woanders erscheinen, die gehört zu HanserSuhrkampDumontOderJaOder… ich weiß es eigentlich auch nicht. Und wann soll ich’s schreiben? Auch das noch schreiben? „Das m u ß man machen”, hatte der Elfenbein-Verleger zu ARGO gesagt.
Als wir die Halle verlassen, ruft nicht, nein brüllt >>>> Sascha Lobo, der bei dtv seinen Hof hält, quer über zwanzig Meter herüber: „A L B A N !” Ich also nochmal d a hin, Hand geschüttelt, bei ihm schüttelts den roten Irokesenkamm, bei mir halt nur die Hand, mangelnder Frisurkraft wegen. Stang grinst, als ich Messe-FFM-4-Zettelzurückkomm, weil das Bild wohl wirklich ziemlich komisch war: „Wo hast du diesen Anzug her?” fragte der geniale Buchgestalter >>>> Friedrich Forssmann, als ich nachmittags wieder zu Arno Schmidt zurückgekehrt war. „Neapel”, sag ich. Schon sind wir im Thema. Der Mezzogiorno. Dann wieder Arno Schmidt. Messe-FFM-5-ZettelZettels Traum ist endlich in der gesetzten Version erschienen; für mich liegt eh ein Band bei Suhrkamp bereit, weil nun auch ich an Guido Grafs neuem Webprojekt, >>>> Schauerfeld, teilnehmen werde. J a h r e hat diese Ausgabe gebraucht, die es ohne Forssmann nie gegeben hätte. Die in Pyprus gebundene Version ist rundweg Fetisch; dazu gibt es die „Studienausgabe” im Schuber. Eine halbe Stunde lang plauderten wir.
Aber ich bin ja schon, mit Stang, und auch Faure hat sich dazugesellt, aus der Halle hinaus; und wir streben dem Ausgang zu. „Ich muß noch ins Hotel”, sag ich, „meinen Rucksack abgeben.” Der steht vorne in einer der Garderoben. Mit ihm dann per U-Bahn – wer ein Taxi nimmt, ist Masochist; die Messe-FFM-10Schlange am Taxistand ist etwa einen halben Kilometer lang – ins Nizza, wo auch Stang wohnt; danach zur Friedberger Warte. Der Rest ist privat.

*******Do 7.10.
7.30 Uhr:
[Hotel Nizza.]
Ich werde mal die Löwin wecken. Nach unten in den Frühstücksraum und Latte macchiato besorgen dazu. Den gibt es nämlich hier. Gegen halb zehn werden wir zur Messe losziehn. Guten Morgen, Leser, erst einmal.

Messe-FFM-12-Volltext11.14 Uhr:
[Halle 3.1 Volltext.]

Schön plaziert, mein soeben in >>>> Volltext erschienener Text über Niebelschütz – und mit einer bösen Überschrift versehen: Momentlang zog ich die Luft zwischen die Zähne. – Ich war zuerst, nachdem ich auf die Messe kam, zu den >>>> horen, um Guten Morgen zu sagen, dann weiter zu Elfenbein, wo Ulrich Holbein stand, aber so im Gespräch daß wir nur die Siewissenschon shakten; gleich dann weiter zu Volltext, weil ich meinen Text sehen wollte. Da stand dann Norbert Wehr, der Gründer und Betreiber des berühmten >>>> Schreibhefts; wie immer brauchen wir etwas Anlauf, um ins Gespräch zu kommen. Dann aber planen wir für den Herbst 2011 einen längeren Auszug aus >>>> ARGO. Wie aber das kombinieren, mit was? Da fällt uns Christoph Schlingensieff ein. Das wäre doch wunderbar, gäbe es in seinem Nachlaß – ich bin überzeugt davon, daß das so ist – noch unveröffentlichte Skizzen, die sich für den Band einer Zeitschrift sehr wohl, nicht aber für ein eigenes Buch eignen. Und dazu, diese Idee kommt jetzt von mir, Niebelschütz‘ kleinen herrlichen >>>> Aufsatz über die Provence, der seit den Fünfzigern nirgendwo mehr publiziert worden ist. Wir vereinbaren, daß ich Wehr das Buch, bzw. eine Kopie davon, zuschicke.
Messe-FFM-11Und jetzt sprech ich mit Thomas Keul, dem Volltext-Redakter. Danach geht es zu S. Fischer, wo ich mit Ricarda Junge verabredet bin. Macht übrigens Spaß, immer mal wieder zu gucken, ob sich am Stand nebenan, der ZEIT, Iris Radisch sehen läßt.

Messe-FFM-13-Horen12.44 Uhr:
[Halle 4.1 F137. Die Horen.]
Dann auf dem Weg Susanne Schleyer bei KiWi getroffen, und M.. Mit dem schnell eine Zigarette auf der Terrasse rauchen. Tipps für den diesjährigen Nobelpreis, der in, von nun an gerechnet, fünfzehn Minuten bekanntgegeben wird, also nicht er, sondern sein diesjähriger Träger. Ihn selber kennen wir schließlich sei Jahren, mit mehr und/oder minderer Begeisterung. – Ich sitz jetzt bei den Horen, >>>> Phyllis Kiehl ist aufgetaucht und war sofort von Tammen in Beschlag genommen, der den phänomenalen Satz aussprach:

Ich kann nämlich auch aufrecht giften.Das sind die Hohen Momente der Messe, wenn jemand aus den Tiefen seines Bauches spricht. Lange genießen kann ich das aber nicht, weil ich um 13 Uhr bereits wieder Stang treffe. Also dies hier ist nur ein Miniaturboulevard, um Ihre Mittagspause aufzuheitern. – Ah, >>>> Hartmut Abendschein! Jetzt ist auch >>>> litblogs.net leiblich geworden. Nicht ganz so, aber doch fast wie Phyllis Kiehl. Und immerhin, ihr Betriebsler, es gibt uns.Messe-FFM-14

*****(Abermals nachgetragen, am Morgen eines folgenden Tages:)
Doch nicht nur saß hier >>>> Frau Kiehl herum und >>>> Abendschein schüttelte eine Idee nach der anderen auf ihren Kostümrock, die sie eine nach der anderen abklaubte und ins Licht hielt, wovon ihr Gesicht heller und immer noch heller davon, sondern paar Stände weiter, komplementär ganz dunkel zu Anfang, hatte ich meinen Lektor Delf Schmidt entdeckt, um den Grüblerisches herumstrich, ja der lange Arm des Melancholierens – davon hat es nur einen – hatte sich um seine Schultern gelegt, und eine mir anfangs nicht bestimmbare Spielart von Zorn auf seinen Kopf. Ich mußte näher heran, um dem auf den Grund zu gehen und solchen Influentien, falls es geboten, schließlich zu wehren. „Delf”, sagte ich, das war meine Begrüßung. Dann sagte ich: „Ich möchte dich einem Grappa und einer schönen Frau vorstellen.” Die Dativobjekte nannte ich freilich, meiner Zuneigung halber, in genau vertauschter Reihenfolge. Er aber, Delf Schmidt, sprang bereits auf, nachdem das erste Objekt genannt worden war. Wir gingen also hinüber.
Geschehen war folgendes: Sein Verlag hatte kurzfristig einige Star-Autors unterbringen müssen und dies auf Kosten der Belegschaft getan, die umziehen mußte, nicht komplett, dazu ist der Verlag zu groß, sondern personalunion durch eben Delf Schmidt. Der durfte seither die Erfahrung zu kurz geratener Bettstatten machen und jedenfalls hatte, wenn er einschlafen wollte, die Füße auf der Hausbar liegen. Es gebe ansonsten in ganz EfEfEm keine freien Zimmer mehr.
„Ich reise ab.”
„Erstmal trinkst du Grappa.”
Messe-FFM-16-mit-Stang-TammenSein Gedunkel hellte sich allerdings auf, als er ins Strahlens Frau Kiehlens geriet. Wir stießen an, dann flüsterten wir miteinander, während Frau Kiehl uns beobachtete und Fotos von uns machte und von Frau Stang, die auch schon wieder da war und mit Tammen flüsterte. Abendschein notierte derweil Ideen. Ich kenne keinen anderen Mann, der auch nur ungefähr, geschweige unentwegt ebenso Ideen hat. Zwei davon wollen wir realisieren. Die dritte war meine. Über die spreche ich nicht, auch ihm hab ich sie nicht gesagt, aber man könnte davon seine erste Million verdienen. Nein, keinen Ton! Warten Sie ab.
Messe-FFM-15-mit-DSSchmidt und ich sprachen über Frauen. Das gehört sich so, wenn wir öffentlich beieinandersitzen und gesehen werden können. Über Literatur unterhalten wir uns immer nur hinter geschlossenen Türen: dann ist es uns nicht peinlich. Dann flüstern wir auch nicht. Es ging um das Aufnehmen pheromonaler Duftstoffe, die halt von den einen Frauen versendet würden, in anderen aber, den meisten, seien sie erstaubt. Das Gespräch war so wenig moralisch, daß Tammen, der gar nichts mitbekam, sich dreimal räuspern mußte. „Hier entsteht grad ein neues Projekt”, rügte Stang überdies, „da können Sie beide doch bitte ein bißchen ehrfürchtig sein.” Abendschein sah mardrig auf und fragte im Ideen-Springen: „Ein Projekt?” Da kam Ulrich Faure vom BuchMarkt, und alles verstummte. Nur Phyllis Kiehl ließ ein blitzendes Lachen von hinter ihren Zähnen los. „Noch einen Grappa?” fragte Kirchhoff, der deutlich darum besorgt war, nach der Messe nicht all die Flaschen wieder einladen zu müssen und dem Tammen mit auf den Rückweg nach Bremerhaven zu geben. Es gibt ja ein neues Gesetz, das nicht nur das Trinken im Auto verbietet – generell, nicht nur das von alkoholischen Getränken, denn allen anderen könnte Alkohol ja beigemischt sein -, sondern auch das Mitführen von solchen. So besorgt ist unser Staat um die Gesundheit seiner Bürger. Weshalb ich mir eine Zigarette ansteckte. Messe-FFM-17-Abendschein„Du weißt, daß man in den Hallen nicht rauchen darf?” „Nein, das ist mir neu. Seit wann?” „Oh, seit einigen Jahren”, erklärte mir die schöne horen-Hostess, „und zwar in allen öffentlichen Räumen.” Sie stellte einen Aschenbecher vor mich hin. „Auch in Restaurants und Kneipen nicht”, stellte sie dem Aschenbecher noch hinzu. „Nein!” rief ich aus. „Doch!” rief sie aus. Ich fragte besorgt nach, wollte sichergehen: „Seit einigen Jahren schon?” Sie machte den Eindruck, als wenn ihr Tränen kämen, der Lidschatten rötete sich. „Und das haben die Autoren mit sich machen lassen?” fragte ich. „Ja,” schniefte sie, „fast alle.” „Das kann ich gar nicht glauben. Ich kenne fast alle meine Kollegen als Messe-FFM-18-mit-Ariane-Finkselbstbewußte Menschen.” „Bei Katja Lange-Müller stimmt das”, stimmte die schöne Hostess mir zu. Ich wandte mich an die anderen: „Habt ihr das auch gehört, daß man in öffentlichen Räumen nicht rauchen darf?” Delf: „Wie bitte? Seit wann das denn?” Er ist allerdings Nichtraucher, man darf seiner Kenntnis diesbezüglich nicht trauen. Doch auch Abendschein rief: „Das glaube ich nicht, das ist eine Ente. Hast du mal Feuer?” Usw. Barbara Stang quietschvergnügte mit Frau Kiehl, Kirchhoff machte sich an der nächsten Grappapalette zu schaffen und wuchtete zwei der Kartons vom Stoß. Messe-FFM-19-SukovRicarda Junge rief an. „Würdest du mich heute abend zu dem Verlagsessen begleiten?” „Du bist dir sicher, daß du unbeliebt machen willst?” „Ja, bin ich.” „Ich komm dann gleich mal zu Fischer hoch.” Ich hatte nämlich Denis Scheck ausgemacht, der durch den Gang kam. Er hat für einen Menschen einige Bruttoregistertonnen Verdrängung als andere mehr; das wirkte bei mir so sofort, daß ich spontan nach meinem Panier des schnellsten greifbaren Hasen faßte und auf diesem Besen davonritt. Auf halbem Flug rief Junge abermals an. „Du, ich muß schon los, höre ich gerade. Ich simse dir Name und Adresse des Lokals. Einverstanden?” So daß ich zwischenlandete, ich weiß nicht mehr, wo.
Als ich an den horen-Stand zurückkam, waren >>>> die Kulturmaschinen eingetroffen und hatten nächste Bücher bei sich. Auch Bettina Hesse kam, meine voriger Verlegerin, die >>>> Die Niedertracht der Musik herausgebracht hat. Wir schwiegen drüber, aber das Buch war an dem Mißstand wenigstens mitschuld, der den Verlag zur Auflösung brachte. Ich bin mir dessen gewiß. Zumal Bettina klagte, es sei sogar teuer, den Herbst zu makulieren. „Dann sollten Sie das nicht tun”, sagte Abendschein. „Auch ich”, sagte Frau Kiehl, „halte das für einen Fehler.” „Aber was soll ich denn tun?” fragte Bettina. Sie war der Verzweiflung sehe nahe. Worauf Delf Schmid sie in den Arm nahm und erzählte, man habe noch in den Dreißigerjahren den Goethe in Cottas Originalausgaben billig kaufen können. „Das dürfen Sie”, sagte er, „dem Alban nicht ersparen.” Allgemeine Zustimmung fand sein Einwand. „Einen Grappa, Bettina?” fragte ich. Wir kamen überein. Die Idee stammte von Ulrich Faure, der ebenfalls wieder erschienen war. Auch Iris Radisch war erschienen, mit ihm, sie stellte jetzt ihre Garage zur Disposition. Da sollen die Bücher gelagert werden bis, sagen wir, 2132, die Bücher Cottas von Goethen beerbend. Bettina erstrahlte im Arm Delf Schmidts. „Wunderbar!” rief sie. Aber die Radisch war schon zerploppt. Ich hatte sie mir eingebildet, glaube ich jetzt. Immerhin war ihre Garage geblieben, da kommen die Bücher nun wirklich hin. „Aber du mußt die Speditionskosten tragen.” „Wieviel macht das?” „Zweihundertfuffzich.” „Die Wette gilt.” „Wir nehmen sie mit >>>> in den Webshop”, sagte die KulturmaschinIn da. „Und du”, sagte Faure, „solltest sie in Der Dschungel anbieten.” „Auf jeder Lesung Exemplare dabeihaben”, sagte Abendschein, „aber da wir schon dabeisind: ich würde nach der Kleinen Theorie des Literarischen Bloggens auch gern deine >>>> Paralipomena verlegen.” „Neue fröhliche Wissenschaft”, sagte ich. „Geht nicht”, sagte er, „das gibt es schon bei Matthes & Seitz.” „Das wußte ich nicht”, sagte ich. „Das”, sagte Delf Schmidt, „heißt da anders, ist eine Reihe, kein Buch, und heißt n u r Fröhliche Wissenschaft.” „Ich finde das ungehörig”, sagte ich, „Nietzsche zu reihen und glieden.”Bettina Hesse enteilte. Bettina Hesse kam wieder. „Alban, ich mache ja bisweilen für >>>> Ricco Bilger das Lektorat, und…” „Du?” Wir blickten aber a l l e auf: Kirchhoff, Stang, Schmidt, Kiehl, Abendschein, die schöne Hostess und ich auch. „Na ja, eigentlich lektoriert da Christian Döring.” „Wie?” „Was?” „Ehrlich?” – „Sapperlot!” rief Tammen. „So ist er”, sagte Faure, „der Christian.” Er ist einer der wichtigsten Lektoren, auch der kenntnisreichsten, Deutschlands. „Na ja, seit er Herausgeber der Anderen Bibliothek geworden ist, hat er nicht mehr so viel Zeit”, erkläre Bettina. „Aber deswegen bin ich nicht hier.” „Ich lektoriere auch nicht”, sagte ich, „ich würde nur Fehler in die Sätze machen. Nein, Bettina, ich bin keine Empfehlung.” „Nie”, rief sie aus, „wäre ich auch nur auf den Gedanken gekommen!” Man sah Delf Schmidt förmlich sich besänften. „Grappa”, sagte er, als Bettina sagte: „Aber da gibt es so ein Buch bei Ricco… das mußt d u rezensieren. Das k a n n s t nur du rezensieren. ‚Das ist gute Literatur’, hat eine Schweizer Kritikerin geschrieben. Und dann hat sie geschrieben, gleich darunter: ‚Das ist Pornographie’. In Deutschland traut sich aber keiner da dran.” „Die Schweiz”, sagte ich, „ist halt ein freies Land.” „Ich fände das echt klasse, wenn du…” Undsoweiter schleppte sie mich zu Bilger ab, den ich noch aus Zeiten kenne, da er das Leukerbader Literaturfestival gegründet hat. Einmal las ich bei ihm als Ehrengast nachts ganz oben auf einem Gipfel. Es schneite. Es stürmte. Die Heizung ging nicht. Aber es waren fünfhundert Leute da und hörten zu, wie Europa unterging, nachdem er bereits vor mir wienerisch verbessert worden war, wenn auch nur in der Mitte. Jedenfalls umarmten wir uns, und er begann umgehend, von diesem Buch zu schwärmen. Er hörte gar nicht mehr auf. Das hatte was Ansteckendes. Da konnte man sich nicht wehren. Da wurde man verführt. Also ohne es schon gelesen zu haben, doch nahm ich es mit, empfehle ich es hier:

Roland Heer
>>>> Fucking Friends <<<<
Roman
Bilgerverlag
Zürich 2010
Fucking-friends
Lektorat: Christian Döring
Ich bin sowieso dafür, immer die Lektoren der Bücher in den Büchern zu nennen. Wie das unterdessen bei Übersetzern mit Recht gehalten wird, endlich, ist dazuzusagen. Denn nicht selten übersetzen Lektoren die Bücher weit mehr als die Übersetzer zu Büchern. Ich meine das im Ernst. Auch Delf meint das im Ernst, will aber nicht genannt werden.
Als ich zu den horen zurückkam, war der Stand bis auf Kichhoff um alle anderen geleert. „Was ist denn passiert?” fragte ich. Er sagte: „Die Bundeskanzlerin.” „Bitte?” „Die Bundeskanzlerin”: Das sagte er so deutlich schärfer, daß ich mich zurechtgewiesen fühlte und verstummte.
Messe-FFM-20-Barrientos-KraussWas sollte ich jetzt tun? Daß die Bundeskanzlerin eine Argument ist, ließ sich nicht bezweifeln.
„Meine Güte, Alban! Schnittchen!”
Ich beschloß, bei der Berlin University Press vorbeizuschauen, um mal zu sehen, ob >>>> Mariam Kühsel-Hussaini anwesend war, von der mir irgendwann danach >>>> Klaus Siblewski vorgeschwärmt hatte: eine derart schöne Frau, daß einem der Atem stocke, wenn man Mann sei, zu dem er mahnend das Fähnchen fügte: „Aber erst zweiundzwanzig, Alban.” Ich habe ja beschlossen, und er weiß das, daß nichts unter fünfundzwanzig für mich mehr infrage kommt. Im Gegenzug hatte ich vor Jahren Ricarda Junge in die Hand versprechen müssen, niemals älter als 43 zu werden. Was ich gehalten habe. Und wer das eine hält, darf auch beim andern nicht schwächeln. Frau v. Lovenberg hat die schöne Afghanin in die erste ihrer Seiten bei der FAZ gegossen. Hörte ich. Ich schreibe zwar für Zeitungen, aber ich lese sie doch nicht. Es gibt einfach Grenzen. Doch laß ich mir erzählen. Denn glauben muß man sowieso, was in der Zeitung steht –

aber, Leser, es ist

FR 8. 10.Messe-FFM-21

und ich muß mich rasieren, dann duschen, dann zur Messe hinüber. Mein erster Termin ruft „Punkt zehn Uhr!“ – Ich werde nachher weitererzählen. Unbedingt. Von dem Abend bei Fischer. Und vielerlei anderem mehr. Zum Beispiel von dem Dreh, bei dem ich Ariane Fink wiedertraf, die aus New York geflohen ist und auf dem Laufband Unterschlupf suchte, aber dabei in meine Arme lief.

10.40 Uhr:
[Halle 4.1. D an der T-Kreuzung.]
Ich kam bei >>>> André Thiele zu spät, er saß bereits im nächsten Termin. „Können Sie in zwanzig Minuten wiederkommen?“ „Aber ja, dann schreib ich noch etwas.“

Was ich jetzt tue.

Also. Nachmittags der Drehtermin für >>>> FAUST Kultur, bei dem mir, weil wir auf den Laufbändern drehten, Arina Fink in die Arme lief, die ich seit bestimmt drei Jahren nicht mehr gesehen hatte. Sie war in meiner kleinen New Yorker Zeit wie eine Schutzgöttin für mich, weil vertraut mit nahezu allem und jedem. Jetzt fällt es mir schwer, sie mir ohne NYC vorstellen zu müssen; aber sie sei die Stadt geflohen, sagte sie; sie habe sie nicht mehr ausgehalten. So umarmt standen wir da auf dem Laufband, ich hatte den Dreh unterbrochen, das Laufwand trug uns hin, das andre wieder her, und dieses wieder hin – bis der Regisseur dann doch weitermachen wollte. „Frankfurter Hof? Nachts?“ Ich überschlug meine Barschaft. Zu den Agents ’n Scouts kann ich nur dann, wenn mich wer einlädt. Das sagte ich ihr aber nicht.
Die Fragen für den Podcast: Welches Werk Goethes ist Ihnen am nahsten? Ich hätte sagen können: „Moby Dick“, aber das wäre dann aufgefallen, daß man mir niemals glauben darf. So entschied ich mich für Faust II, weil ich, aber sagen Sie’s nicht weiter, in Helena verliebt bin. Zweite Frage: Wen würden Sie in einem Spielfilm lieber spielen, Faust oder Mefistofele. Ich: Kaptän Ahab. Die Interviewerin: Bitte? Ich: Kapitän Ahab. Da wußten Sie denn, mit wem sie es zu tun hatten. So daß mein bitterernster Vorschlag, Renate Chotjewitz posthum die nächste Goethe-Plakette zu verleihen, wenige Chancen hat, für eine Mehrheitenmeinung zu stehen. Schade eigentlich. Für meine zweite Wahl habe ich Thomas Steinfeld vorgeschlagen, „also“, sagte ich, „wenn es sowas wie eine Förderplakette gibt.“ Die Interviewerin ließ sich den Namen buchstabieren, dreimal setzte sie neu an. Der Kameramann schnitt das mit. Ob ich Pudel möge? war ebenfalls eine Frage. Und wie ich es mit dem Lieben Gott halte. Dies kam so direkt an die Pudelfrage, daß ich erschrocken meinte, einen Zusammenhang zu erkennen. Sie wissen schon: das Ebenbild.
Das ging so bis halb sechs. Dann war Zeit bis halb sieben zu überbrücken; ich wollte ja nicht stundenlang vorm Italiener auf- und abgehn. Aber es traf sich sehr gut, daß bei >>>> Mare, ebenfalls in Halle 4, Ricarda Junges Lektorin stand, wo sie Wein trank. Erinnern Sie sich? Wir sind vor zweieinhalb Jahren deftig aneinandergeraten; sie hat mich damals, weil ich auf korrekten Konjunktiven bestand, >>>> einen Sprachfaschisten gennant. Das fand ich damals stark. Heute denke ich zwar immer noch, daß das stark gewesen sei, aber nunmehr: daß es stimmt. Also dachte ich, wenn wir im Krach sind, aber Ricarda nimmt mich als ihre Begleitperson mit, dann ist das für sie nicht schön. Weshalb ich auf die Lektorin zuging, lächelte (ich kann das) und fragte, ob wie das Beil nicht untern Messeteppich kehren wollten, sie mit dem linken ihrer wunderschönen Pumps (zu dem die Knöchel sehr paßten), ich mit meiner rechten Asics. Sie lachte. „Ja“, sagte sie, „gut“. So scharrten wir beide, wobei wir versuchten anzustoßen. Mit Sekt, der über die Glasränder perlte. Wir lachten wieder. „Ich finde, Ricarda soll sich wohlfühln.“ Das sah die Lektorin auch ein. Seither lächeln wir uns zu, wenn wir uns sehen; zwar, sie immer mit spürbarem Vorbehalt, aber auch da hat sie recht, den Unhold in mr zu wittern und irgend eine Falle zu ahnen, einen Teufelsfuß, der mich auf Goethe zurückbringt. Dazu aber später. Jetzt geh ich zum Termin.

*****17.40 Uhr:
Und so blieb’s dann erstmal auch, Termin um Termin, wobei „Termin“ nicht ganz richtig ist; es waren vor allem Gespräche ohne hintergründige oder wenigstens ohne zielgerichtete Intention. Eine Zeit lang mit Klaus Siblewski geplaudert, der den Einfall der neuen Medien in den Buchmarkt ähnlich einschätzt wie ich, indes Michael Hohmann, Leiter der Frankfurtmainer Romanfabrik, g a r keine „Gefährdung“ sieht, sondern fest der Meinung ist, das Buch werde dasjenige Leitmodium bleiben, das es schon längst nicht mehr ist. „Man kann nicht auf einem Ipod lesen, man kann nicht am Bildschirm lesen, keine langen Texte, sondern dazu braucht man den Geruch eines Buches, das Anfühlen eines Buches, überhaupt das Buch.“ Daß dies eine reine Frage der Sozialisation sei, ließ er nicht gelten. Das Buch sei, kann man ihn interpretieren, eine geradezu ontologische Größe. Mir fällt dazu immer nur Wilhelm II ein: „Ich glaube an die Zukunft des Pferdes. Das Automobil hat keine Chance.“ Was mich dabei prinzipiell nicht nur erstaunt, sondern nervt, ist der Umstand, wie wenig an die Jungen gedacht wird, wie wenig bedacht wird, wie sehr diese sind ändern und längst schon geändert haben. Ich finde, daß das ein Zeichen von Altern ist, von Altgewordensein. Für Fünfzigjährige ist das zu früh. Auch Honnefelder habe gesagt, das Ebook spiele keine Rolle und werde niemals eine spielen. So schlägt sich die Buchindustrie selber auf die Schulter.

Aber ich wollte doch von S. Fischer erzählen, von gestern abend. Nur holt mich gegen 18 Uhr meine Löwin ab; wir ziehen dann hinüber zum traditionellen Empfang von C.H. Beck. Danach Party der sog. Independents, der kleinen unabhängigen Verlage also, in der Diamentenbörse. Ich habe eine starke Tendenz, das zu schwänzen und statt dessen mit der Löwin essen zu gehen. Morgen abend ist eh wieder Party. Hm. Gut, ich lade mal Fotos hoch –

à propos: So raucht man, wenn man sich ans Rauchverbot hält, jedenfalls in der 4.1:

Messe-FFM-22-Rauchen-1Messe-FFM-23-Rauchen-2Aber meine alte Freundin A. hab ich wiedergetroffen. Wir sprachen fast zwei Stunden, dann flanierten wir Hand in Arm durch den Gang. Und bei Marebuch trank ich Wein. Sowie Alissa Walser war da, glücklich, wie Sie sehen:Messe-FFM-24-AlissaIch muß los. Mehr, wenn Sie mögen, lesen Sie später. In Der Dschungel. Wo denn sonst?

*******
SA 9. 10. Mit Amartya Sen, nämlich anfangs vom Vortag5.40 Uhr:
[Hotel Nizza.]Messe-FFM-25-WieserWas denn war gestern noch? Der Reihenfolge nach? Tatsächlich mit dem Fest bei S. Fischer beginnen? Oder, >>>> worum Teresa bittet, erst einmal von den Argentiniern erzählen? Die gar nicht recht auffallen auf dieser Messe, welche doch sie zum Thema hat? In der „Edel”- und also Sonderhalle bin ich bislang so wenig gewesen wie bei den Kunstbuchverlagen. Sie dürfen nicht vergessen, daß eine Buchmesse für mich kein Sightseeing ist, sondern es dient, wovon ich hier mehr oder minder launig (nicht zu verwechseln mit „launisch”) erzähle, einem zielgerichteten Vorankommen durchaus; sprich: es ist eine Serie von Berufsveranstaltungen, zu denen das allerdings an allen Ufern oft zum kommunikativen Delta ausgespülte Gerede als, sagen wir, Stapelfahrt eines Bootes sehr wohl gehört, dessen Hornblower recht wohl das Meer, auf das es zugehen soll, in Blick und Kurs behält. Behalten m u ß, eben, s o muß das heißen. Dazu gehörte denn auch, nicht das Segel ins Korn zu werfen, weil es die eigene Müdigkeit für eine Flinte hält, und eben d o c h, n a c h dem Messetag, zu dem Empfang bei C.H.Beck zu gehen. Wollte ich sowieso. Aber die Löwin rief an, daß sie keine Lust darauf habe; sie wolle endlich, endlich malen, stehe sowieso mit beiden Füßen bis zu den Waden in der Farbe. Sie merke überhaupt jetzt erst, wie dieses Wien – ja, sie betonte den Städtenamen kursiv – sie von ihrer wirklichen Arbeit abgehalten habe usw. Ich solle mich aber nicht beeinflussen lassen, sondern meiner Wege weitergehen und mich danach, auch wenn’s dann bereits Nacht sei, von einem Taxi zu ihr fahren lassen. Frankfurt, Leser, ist zwar >>>> ein Her Turtur, aber das Atelier der Löwin befindet sich in Offenbach, was dann d o c h ein Stück Weges ist, den man nachts nicht gern zu Fuß geht, zumal ganz sicher: angetrunken. Und mir ein Fahrrad zu besorgen, hab ich nicht mehr geschafft. So weit, so blöd, es hat keinen Sinn, einen Künstler umstimmen zu wollen, den es gepackt hat, und Künstlerinnen schon gar nicht. Ich knirschte also ins Ifönchen, aber charmant (Sie müßten mich mal knirschen hören)… – charknirschte also von Verständnis manches und einiges von Achwieschade!, dann suchte ich nach abendgemäßem Ersatz… worin mich Delf Schmidt abhielt, der eng mit Isolde Ohlbaum beim Verlag saß, und auch sie hielt mich ab. War aber nicht der Ersatz den ich brauchte. Schon weil es Ersatz für die Löwin nicht gibt. Aber auch >>>> Phyllis Kiehl saß dort, ich kenne meinen Delf. Mit dabei, beim Berlin Verlag, saß ein neuer Lektor, von dem ich allen Eindruck gewann, daß Schmidt ihn als seinen Dauphin sieht. Das Wort paßt in wenigstens zweifacher, nicht nur jener Hinsicht, daß wir nach 1349 leben. Sagen wir’s mal so: der Rebell Schmidt dauphinierte den jungen Mann gestern abend. Ob dem das selber klarwar, weiß ich nicht. Aber wir hatten viel zu lachen. Jedenfalls fragte ich, während Schmidt von mir auf eine Weise sprach – von meiner Arbeit, will das sagen -, die nicht nur ehrenhaft, sondern auch –rührig war… fragte ich Kiehl, ob sie mich nicht zu Beck begleiten möge. Sie trug ein Kleid, das fand ich passend. Ich wolle sie Martin Hielscher vorstellen, der ganz gewiß dort sein werde; wichtiger Mann für neue, n i c h t gelöfflerte Literaturen: von ihrem, Kiehls, Weblog her weiß ich, daß sie ja nicht nur zeichnet, sondern etwa auch >>>> L.’s hochliterarische Briefe verfaßt, das könnte für Hielscher was sein. Und wie’s nun die Gelegenheit wollte… kurz: sie kam mit.
Weniger kurz, daß ich bei Schmidt & Ohlbaum erst einmal noch hängenblieb. „Ich fahr doch morgen wieder.” Da hatte er schon die Flasche Sekt entploppt. Alles das in Feindesland, also für mich, seit ich mit Conradi, dem Verlagsleiter ehmals, in Streit und Trennung geraten. Ich hatte ihn einen Verlagsspekulanten genannt. Das war, als er noch Naumanns Nachfolger als Minister für Kultur werden wollte; unter Schröder, erinnern Sie sich Schröders noch? Jaja, ich meine den Putin-Kumpan. Schon d i e s e Verbindung war mir nur schwer erträglich gewesen. Daß er, nicht Schröder, sondern Conradi, aber jener sicher auch, meinen Arbeiten Margret Atwoods vorzog, hingegen, hatte ich noch verzeihlich gefunden. Knapp nacherzählt: das ging nicht mit uns (doch mit Atwood wäre es gegangen). So kam ich zu tisch7, den es nun auch schon nicht mehr gibt. Messe-FFM-26Man kann sagen, daß das Buch, dessen der Makulierung entzogene Exemplare nunmehr in Iris Radischs Garage gehen, eine Publikation des Berlin Verlages ist, die sogar schon gut bevorschußt war. Aber da war halt Gerhard Schröder. Man sage nicht, ich sei kein politischer Mann!
Darauf tranken wir fünf, nicht nur einen: Schmidt, Ohlbaum, Kiehl, der Dauphin und ich; hätten wir wir nur einen darauf getrunken, hätt das zu sehr nach einem Joint ausgesehen, den man herumreicht. Hab ich erzählt, daß ich nachmittags noch mit Ricarda Junge unterwegs war? Wir sprachen über Männer. Sehn Sie, auch dazu bin ich in der Lage. Seit ihrer Trennung will sie dauernd wer verkuppeln. Das nehme schon bizarre Formen an, sei unterm Strich aber lustig. Sie verbrenne, Messe-FFM-27-Junge-bei-Fischersagte sie, Männer, also d i e verbrennten; sie selber halte sich zurück. Sowieso. Der Tag kommt, in ihm die Stunde… eine Straßenecke, ein Zugabteil, vielleicht auch ein kleiner Autounfall, nein, nix Bedeutsames, aber doch so, daß der Fahrer des schuldhaft verunfallten Wagens aussteigen müsse, um sich bei der noch ganz schockierten Lenkerin des gegnerischen Fahrzeugs wenigstens zu entschuldigen. Er hat schon seinen Ausweis in der Hand, lächelt sehr, weil’s ihm so leidtut. Es regnet furchtbar, eigentlich kann man erst gar nichts sehen, das Wasser trieft ihm nur so aus dem Haar. Das Töchterchen auf der Rückbank, das auch schon immer frage, Mama, gefällt dir nicht der oder der oder der? Das sind dann Sparkassenangestellte oder auch schon mal ein Briefträger, was nicht so wirklich, sagt Junge, in ihre Präferenzen fällt, allein, sagt sie, genetisch gesehen: das Töchterchen möcht doch so gern ein Geschwister. Ich habe bei sowas sofort Geschichten im Kopf. Jedenfalls lächelt der die Angelächelte vergeunfallte Mann so…ja, wie soll ich sagen? so… Man kann da als Frau aus dem Blick nicht mehr raus, und wir haben, müssen Sie bedenken, keine Zeiten mehr, in denen die Frau ihn dann senkt. Wir achten auch nicht mehr auf Stand und Benehmen, man hält auch nicht eigentlich mehr um die Hand an, bevor es geschieht. Wir haben ja alles verloren, was eine Frau sonst geschützt hat vor sich, dem Begehren und ergo ihm –
Unterdessen hatten wir schon zehne drauf getrunken. Es war wirklich Zeit für den Abschied und für den Hessischen Hof.Hessischer-HofDas ist ein mythischer Ort, und zwar, weil man ihm das von außen nicht ansieht. Man sieht ihm von außen den Nachkrieg an, und zwar den von der nüchternsten Funktional-Hotellerie. Aber dann! Man tritt ein, muß seine Einladung zeigen, dann in den Keller. Es glänzt der marmorne gelbliche Stein, in dem man sich auch spiegeln könnte, gäb es nicht dafür Toilettenräume. Läufer sind ausgelegt. Links geht’s in die berühmte Jimmie’s Bar, dahinter >>>> Friedas Laise Laube, über die ich einmal schrieb. Auch die eben genannten Toiletten sind da. Daran vorbei. Noch tiefer. Dann ein horizontaler Gang. Dann wieder aufwärts… eine Flügeltür… ein w e i t e r Gang dahinter, doch vorne schon steht der alte vornehme Herr Beck und begrüßt jeden Gast mit Handschlag… es kommen Hunderte Gäste… gut, nicht alle bekommen seine Hand, schon deshalb, sehr einfach, weil er gar nicht weiß, wen alles seine Adjutantur eingeladen hat, kann er nicht wissen; und vollzöge sich die Begrüßung auf sagen wir höfische Weise, sie dauerte Stunden. Doch Iring Fetscher, unterdessen sehr alt geworden und Messe-FFM-28-Beck-1vorgebeugt, ich hab noch bei ihm in den Seminaren gesessen, selbstverständlich mein unterdessen ebenfalls alter Lektor Hansjörg Graf, der ein Nestor ist der deutschen Literaturgeschichte – wir treffen uns auf jeder Messe, und diesmal duzte er mich, lächelte dann, sagte: „Dabei bleiben wir jetzt” – da war ich stolz, ganz, glauben Sie mir, uneitel stolz -, wiederum Klaus Reichert selbstverständlich – also diese alle b e k a m e n die Hand. Überhaupt war, was sich gestern abend im Hessischen Hof versammelte, wie noch-einmal-die-Woge einer untergehenden großen Kultur, einer humanistischen im tiefsten Sinn; da ist noch nicht die glatte betriebsschicke Replikanz, sondern wer hier denkt, der dachte auch. Ich sah die Wiggershausens, ich sah mancherlei mehr der entschwundenen Frankfurter Schule.
Grund der Versammlung war >>>> Amartya Sen. Messe-FFM-29-Beck-2Und, liebe Leser, da mag ich nicht mehr scherzen. Da möchte ich, daß aus dem Boulevard doch wenigstens ein Feuilleton werde, eines im alten Stil, geschliffen essayistisch.Das paßt hier aber nicht hin. Weshalb ich beide Bücher Sens, die bei C.H.Beck erschienen, in einem getrennten Beitrag besprechen werde. Es sind politische Bücher, es sind humanistische Bücher, es sind die Bücher eines Wirtschaftsphilosophen. Das Gespräch mit Sen führte >>>> Christoph Möllers vielleicht um eine Spur zu lässig-eloquent, vielleicht um eine Spur zu kühl in seiner geschliffenen Freundlichkeit. Da war die Begrüßungsrede des alte Verlegers, eines Herren, von andrem Kaliber: „I beg yor pardon for my English, but it’s qiete another thing to understand a langage than to speak it.” Das hatte nun Grandezza. Man muß nicht vorführen, daß man im Ausland studiert hat, King’s College & Co, und seine Muttersprache formflexibel verleugnen. „Und selbstverständlich”, sagte Beck, „liegt es mir am Herzen, die deutsche Übersetzung Ihnen vorzustellen, von der wir meinen, sie sei sehr gelungen. Ich danke Christa Krüger dafür.” Ich habe ein Gefühl für Autoritäten, die das auch sind. Da werde ich still und höre zu, weil sich so merken läßt, welch ein Unterschied es ist, ob einer Autorität hat oder bloß Macht. Nur selten kommt beides zueinander.

Sen-1***Sen-2Nach Rede und Gespräch wurde zum Empfang gebeten. Vor den Gobelins an den Wänden. Vor Fresken, die islamische Kämpfer zeigen. Auf Teppichen. Die Kellnerinnen und Kellner, ganz jung noch, ausgesucht, formvollendet. „Das ist wohl die härtest Schule, durch die man gehen kann in der Gastronomie”, sagte >>>> Frau Döring, mit der ich zusammenstand, nachdem ich
1) Frau Kiehl mit Martin Hielscher in Kontakt gebracht und
2) Monika Eden entdeckt hatte, die Leiterin des Oldenburger Literaturbüros, welche wiederum mit jener beisammenstand, und wir uns, also diese und ich,
3) umarmt hatten.
Darf man das in diesem Rahmen sagen: es habe „die Chemie gestimmt”? Auf jeden Fall mochten wir uns, Frau Döring und ich, sofort. Rede zur Bildung, was Bildung s e i. Da ist etwas angenehm Konservatives – im gemeinten Sinn des Wortes: etwas, das bewahren und nicht gleich anheimgeben will, weil was die glatten Durchläufe stört, nämlich die Bilanzen. Keine Merkelismus, der die Tradition der deutschen Universitäten an – englisch auszusprechen: – international standards hinwegegalisieren will; „international” selbstverständlich US-amerikanisch und nicht etwa französisch gemeint, imgrunde auch nicht englisch. Egal. Wir wußten schon, wovon wir sprachen.
Frau Kiehl kam herüber, verabschiedete sich; Hielscher werde sie nachhause fahren, sagte sie. Ich grinste ihn an. Schwerenöter. Aber so ist Hielscher nicht. Hielscher ist, so jung er ist, alte Schule, er kann das und paßt deshalb besser zu Beck als seinerzeit zu KiWi. Ich blieb bei der Professorin stehen und Monika Eden; jene kennt Kühlmann gut, aus seinen Publikationen. Sie hatte denn doch lächeln müssen, als ich gefragt hatte: Philologin oder Germanistin? Kiehl und Hielscher gingen: hübsch, diese beide „ie”s in den Namen. Das wird was, ich bin mir völlig sicher. Auch wenn die >>>> Kulturmaschinen das betrübt. Ich mag das, wenn ich Leute, die ich schätze, an Häuser vermitteln kann, die ihnen etwas geben können, das mir selber versagt bleibt. Es kommt auch nicht drauf an. „Vielleicht”, hatte nachmittags Klaus Siblewski gesagt, mit dem ich auf den Luchterhandkissen bei Random House saß, „ist das sogar sehr gut mit den kleinen Verlage für dich. Denn was du alles machst, das können große Häuser, deren Organisation gleichermaßen straff wie unflexibel sind und das auch sein müssen, nicht leisten: du würdest alles stören, jeden Ablauf, jede Planung, jede Präsentation. Kleine Verlage leisten das aber, die sind allein terminlich nicht im Korsett.” Daß ich alles stören würde, hatte mir meine Anne schon gesagt, die unterdessen im ältesten Verlagshaus Europas arbeitet; so viel ich weiß, ist Schwabe sogar… ja, >>>> es stimmt: der älteste Verlag der Welt. „Du erwartest Sonderbehandlung, überall. Du hältst dich an nichts. Du entscheidest Sartyrspontan allein nach deinem eigenen Kopf. Das ist der reine Horror für Verlage, die geregelte Abläufe brauchen. Stell dir doch bitte vor, was passiert, wenn das alle Autoren verlangen oder doch einige. Und das ist so. Man kann dich auch nicht bändigen, nicht mal zivilisieren. Da wird man als normaler Mitarbeiter verrückt, wenn nicht genervt. Und will einfach nicht mehr.” „Außerdem”, sagte Siblewski, „was du da allein an Masse ausstößt, das läßt sich von einem großen Verlag gar nicht bewältigen. Von mehreren kleinen Verlagen aber sehr wohl. Das ist die Chance der kleinen Verlage, und sie nutzen sie. Deshalb erscheint in ihnen so viele wirklich gute Literatur.” „Aber”, wandte ich ein, „weißt du… das Geld.” „Ja”, sagte er, „ich weiß. Aber so ist die Konsequenz.”

***Wir sprachen auch über Verachtung, Anne und ich. „Du bist letztlich nicht menschlich”, sagte sie. „Du mißt die Menschen an dir. Und berücksichtigst ihre Ängste nicht.” „Angst ist dazu da, daß man sie überwindet”, sagte ich. Und sie: „Eben, Alban, eben. Schon wieder. Merkst du da denn gar nicht?” Da lag, zusammengetreten und blutend, verkrümmt, ein Adolf Hitlerchen in der Ecke des Standes des ältesten Verlages der Welt. „Wie, Alban, hältst du es mit dem Mitleid?” Und sie fügte hinzu, als ich mir eine Zigarette drehte: „Bitte nicht hier. Niemand würde etwas sagen, keiner sich trauen, dich zurechtzuweisen. Aber nachher, wenn du wegbist, bekommen wir das ab.” Dabei legte sie ihre linke Hand auf meine rechte.

***Die Löwin, übrigens, hält mir nicht vor, nein, falsche Formulierung… aber sanft, zumal für eine solche Raubkatze, gibt sie mir immer wieder ganz Ähnliches zu bedenken. Wobei auch dieses Wort unrichtig ist. „Du solltest lernen, es zu fühlen.”
Bei allem Spott: Man kann auch auf Buchmessen sich herzenszubilden lernen. Sogar, ja, hier.

***7.27 Uhr:
Also meine Termine heute. Vor allem um 10 das Gespräch mit >>>> Stefanie Klein bei Langen Müller. Mein Aufnahmegerät ist geschärft. Danach Fototermin. Wiederum danach, mittags, Treffen bei >>>> Elfenbein, zusammen mit Barbara Stang. Ich möchte auch gern die Kulturmaschinen mit Elfenbein zusammenbringen. Da wird es dann, skizziert, um ARGO gehen. Zwischendurch Treffen mit >>>> Guido Rohm. Und abends dann meine erste Lesung aus AZREDS BUCH:

Alban Nikolai Herbst

liest

Azreds Buch.

Buchhandlung Camp
Bücher & Espresso
Eckenheimer Landstraße 352
Frankfurt am Main

um 19 Uhr, davor:
>>>> Markus Michalek
____________

Messe-FFM-30-ANHWir laden Sie ein. Kostet auch nichts. Danach dann, wir alle zusammen, >>>> ins Literaturhaus.

***<>9.55 Uhr:
[Halle 3.1 D, LangenMüller.]Messe-FFM-31-ZweigBin bereits etwas früher hier; gleich geht es los. Auch Stefanie Zweig ist schon da, aber ich halte mich noch im Hintergrund, bis Barbara Stang hiersein wird.

Anders als an den Tagen zuvor, während der ich den Eindruck hatte, die Messe sei doch erstaunlich wenig besucht, knüllte es sich schon vorm Haupteingang, und eine Lautsprecherstimme machte bekannt, es werde hie und da Personenkontrollen geben. Nun hatte ich keine sonderlich Lust darauf, meinen Arbeitsrucksack zu entleeren, wiewohl die entsprechenden Maßnahmen einsichtig sind; jedenfalls nahm ich einen der Nebeneingänge, durch die nur Aussteller, Presseleute und dergleichen kommen. Aber auch da: Kontrollen. Irrerweise winkte man mich durch und schnappte sich den Menschen, der gleich nach mir kam. Jetzt weiß ich nicht, ob ich beleidigt oder froh sein soll: Seh ich derartig harmlos aus seit neustem? Denn sonst, an jeder Grenze, bin immer ich es, der sich ausziehen muß. Hm. Seltsame Ambivalenz. Aber nun gut. So war ich sehr schnell hier.

Wo bleibt Stang?

15.18 Uhr:
Dann kam sie, zwei Minuten und acht Sekunden zu spät; ich bin halt, was Termine angeht, Zwängler. Vorstellung mit Frau Zweig, zwischendurch erscheint ein Fotograf der dpa, um Fotos von mir zu machen, also noch mal unterbrechen, aber wir hatten eh noch Zeit bis halb elf. Ich nutze die Fotopause, um zu rauchen, dann wieder hinein, das Aufnahmegerät scharfgemacht ( n i c h t: „scharf gemacht“!!!) und das Gespräch geführt, im Kabinchen. Schönes, freundliches Plaudern, Erzählen aus der Werkstatt, Hintergründe, das tatsächliche Leben 1947. Hiernach zu Elfenbein hoch, wo Ulrich Holbein im Gespräch mit dem Verleger stand; wir beide ein wenig kabbelnd, schließlich checkt er über meinen Laptop seine Post. Jörg Sundermeier vom >>>> Verbrecher Verlag erscheint, sieht uns, ruft: „Zwei Götter an einem Stand: Welch ein Faustschlag in das Gesicht von Rowohlt.“ Daraufhin wird er, selbstverständlich, von uns beiden nicht nur freundlichst begrüßt, nein hofiert. Wir sind so, so daß Holbein ohne aufzusehen seine Mails weitercheckt und ich in meinem Erzählband lese. Bis mich Holbein darin stört und eröffnet, Dr. Goldmann werde der ETA-Hoffmann-Preis erhalten. „Ja-wofür-das-denn?“ „Dafür, daß er die Villa Concordia geleitet hat und dafür auch ein Gehalt erhielt.“ „Stimmt, das ist ein Grund.“ „Aber keiner, der dich berechtigt, Döblin zu plagiieren.“ „Ähm?“ „Ich hab nur bis S. 20 gelesen, daher weiß ich das. Ich hab das auch damals geschrieben in der ZEIT.“ „So’chen, so’chen.“ „Du solltest meine Hörspiele hören. Ich weiß, du kannst davon lernen.“ Usw. Das ist so, wenn zwei im selben Verlag verlegen. Zumal ich die ersten elf Fehler in Azreds Buch gefunden habe…“

—- Moment, es kommt gerade Besuch. Von der Argentinien-Halle erzähle ich gleich.

>>>>> Fortsetzung dieser Buchmessen-Erzählung d o r t..

Adel, der aufrecht blutet Messe-FFM-Titelbild

BUCHMESSE FRANKFURT AM MAIN 2010

FR 6. 10.

7.09 Uhr:
[Arbeitswohnung, Berlin.]
morgens-061010Latte macchiato. – Verschlafen, Mist. Aber aus einem mysteriösen Grund: Mein Ifönchen zeigt nämlich soeben 15.45 als Uhrzeit an; da k a n n das Weckerchen um 4.30 Uhr nicht geklingelt haben. Seltsam daran ist, daß völlig korrekt „automatisch einstellen” eingestellt war; ich mußte Uhrzeit und Datum, das überdies den 1. Januar 1969 (!) anzeigte, jetzt manuell umprogrammieren. Möglicherweise ist >>>> bei der kleinen Reparatur gestern mit diesen Angaben etwas falschgelaufen; bzw. könnten die Werkeinstellungen wiederhergestellt worden sein. Aber 1969 gab es noch gar keine Iphones… – Das meine ich mit „mysteriös”.
Also ich nehme nun nicht den obwohl ebenfalls direkten, dennoch preiswerteren Zug über Leipzig um 5.17 Uhr, sondern den teureren über Fulda; möglicherweise werde ich zuzahlen müssen. Aber ich will nicht a l l z u spät auf der Buchmesse sein. Statt 10.41 Uhr wird es nun 12.44 Uhr werden. Für die Fahrzeit selbst ist’s mir wurscht; da wird gearbeitet. Für das ab nunmehr wie bei den entsprechenden Journalen der Vorjahre, wieder am Stück entstehende Messejournal werde ich ich die meisten Schilderungen nicht im OpenOffice vorformulieren, sonderrn direkt in den Laptop schreiben. Sehen Sie mir dabei etwaige der Eile verschuldete Tippfehler bitte nach, allein schon, weil des Zustand meiner Tastatur nicht mehr verläßlich ist („hängende” u und n usw.).
In einer halben Stunde geht’s los; ich will noch >>>> das DTs korrigieren und einstellen und >>>> das neue Buch fix in der rechten Seitenspalte annoncieren.

Messe-FFM-114.03 Uhr: Mit Thomas Hettches Die Liebe der Väter.
[Messe FFM, Halle 4, D171.]
Angekommen, gleich losgespurtet in die 3.1, um >>>> das neue Buch abzuholen. Aber es war noch nicht da. Schon ein Anruf >>>> Stang, sie sitze auf der Dachterrasse des Pessezentrums Halle 6.1 draußen; ob ich nicht eben hinzukommen könne. Also ging es gleich weiter; so wird das bis zum Abend wohl auch bleiben. Jetzt am >>>> BuchMarkt, das erste Alt des Tages nehmen und Ihnen diesen ersten Eintrag direkt von der Messe schreiben.
Ich war während der Zugfahrt noch etwas zu diffus, um wirklich gut zu arbeiten; immerhin, zwei weitere Seiten Der Fenster von Sainte Chapelle „geschafft”. ABER: Hettche-Liebe-der-Vaeter>>>> Den neuen Hettche zu lesen angefangen, bis S. 47 gekommen, und bei allen Sträußen, die ich mit ihm auszufechten habe oder er mit mir: d a s läßt sich sagen, daß das eine große Sprache ist, die er hat. Ein fesselndes Buch und ein in seiner Genauigkeit auch der Sicht auf die Personen überaus schönes.

Stang plaudert mit dem Juniorchef von BuchMarkt; sowie ich dies hier eingestellt haben werden, ziehen wir weiter zu den >>>> horenMesse-FFM-3

… wo wir dann

nachmittags:
(dies nachgetragen am Morgen des folgenden Tages,
der heute nun schon heute ist, nämlich das Tattoo des 7.10.
im Nacken trägt, dessen Gegen- und Zupart, das Gesicht,
Sie weiter unten anlächeln wird
)

…wo wir dann, unterdessen um >>>> Ulrich Faure erweitert, den ersten Grappa des Tages nahmen, nach ein wenig dezentem Hallo bei Johann P. Tammen und Peter K. Kirchhoff; auch >>>> der Braunschweiger Dichter Cott saß da und lächelte in seiner stets vornehmen Art eines wissend-distanzierten, neugierigen Spotts. Zweidrei Projekte mit Tammen durchgesprochen, indes Stang bereits zu dem Verlag aufbrechen muß, um letzte Details für den Kinderbuchvertrag einzuklopfen. Wir verkehren den restlichen Tag immer so: Sie schickt eine SMS, ich antworte telefonisch-direkt, sie schickt wieder eine SMS usw. So kam dann auch eine halbe Stunde eine SMS des Inhalts, wir sollten uns um 15.40 Uhr am Stand des BuchMarkts treffen. Was wir dann taten. Die von mir ausgesprochen geschätzte >>>> Dorothea Dieckmann, die mich bereits morgens im ICE angerufen hatte, kam dazu… was heißt: sie war früher da als Stang, so daß wir fast ein halbes Stündchen sprechen konnten, bei Sekt diesmal. Da war ich aber schon bei der Arno-Schmidt-Stiftung gewesen und hatte Rauschenbach die Pranke geschüttelt, doch im Vorübereilen zu dem neuen Buch. Das dann wirklich auch da war. Ich schnappte mir sieben Stück und zog weiter; die >>>> Kulturmaschinen-Verleger kämen ja erst nächstentags (also heute: nachher). Saß dann also am BuchMarkt, wir hechelten Neu- und Alterscheinungen durch, „so angepaßt alles”, so Dieckmann, ich den neuen Hettche empfohlen, nein: ihr ans Herz gelegt; sie war noch von >>>> Arbogast enttäuscht: Reißbrettbuch, auf den Bestseller hin geschrieben, was schließlich ja auch funktioniert hat, Hettche Geld brachte, Ansehen, Macht; ich: „aber das hier ist etwas anderes, jede Zeile hat Wahrheit, virbriert, leuchtet, ja: Wahrheit ist das richtige Wort:: poetische Wahrheit, selbstveständlich”. „Selbstverständlich.” „Wir schreiben aus dem Leben.” Dann setzte sich Stang zu uns, die parallel >>>> mit dem Buchhändler sprach, bei dem ich am Sonnabend lesen werde, der wiederum Flyer zu meiner Lesung dabeihatte, ein Filou übrigens, wie man hört;Flyer-Lesung-Camper reichte mir die Hand, Dieckmann und Stang reichten einander die Hand, man reicht sie auf der Messe Hunderten, das ist rigoros inflationär. Stang zu mir: „Können wir vielleicht einen Moment allein..?” Ich zu Dieckmann. – Dieckmann zu mir. – „Also, ich habe”, Messe-FFM-9-StangS t a n g hatte also, „folgendes ausgemacht: -” Ich werd den Teufel tun und Ihnen meine Konditionen sagen. „Ein Zwei-Buch-Vertrag erstmal, danach sieht man weiter.” Feine Konditionen. „Wir treffen uns um 17.45 Uhr am Stand zum Sekt mit dem Verleger und dem Lektor. Schaffen Sie das?” Klar schaffte ich das. Abgabe des ersten Buches: März 2011, Abgabe des zweiten: September 2011, je ein halbes Jahr vor dem Erscheinen.
Nun könnte ich jetzt ja die Katze aus dem Säckerl lassen. Tu ich aber nicht. Und zwar, weil die Bücher unter einem so witzigen Autorennamen erscheinen werden, daß es zu schad wär, den Vorhang zu lüpfen. „Das ist klar zwischen uns, oder?: Du bleibst in den Dschungeln bei deinen Andeutungen.” „A u c h das ist klar zwischen uns.” „Wolln doch mal sehen, ob wir damit nicht a u c h einen Renner hinbekommen.” Ich dann gleich wegen THETIS weitergefragt, weil ich damit eine Idee hatte… immerhin: ein riesiges Haus, da wär dann ja ebenfalls, und diesmal ein großer, Vorschuß drin und viel Macht daran, ANDERSWELT unter die Massen zu bringen. Andererseits, nun, ich zog vorher zu >>>> Elfenbein weiter, dessen Verleger grad >>>> Ulrich Holbein auf der Buchpreis-Hotlist hatte und im Frühjahr die >>>> BAMBERGER ELEGIEN herausbringt. „Ich bin aber gerade ganz woanders, ich bin sowas von in-Thetis-drin!” Abermals die Idee besprochen, daß die Kulturmaschinen Anderswelt I-III als Paperback im Schuber herausbringen könnten und er verlegt parallel nur den Band III, >>>> ARGO, in gebundenem Leinen. „Das m u ß man machen”, sagte er. Also liest er jetzt erstmal Band II, dann bekommt er das Typoskript von Band III und ist sowieso schon mal in dieser Welt d r i n. Hat jetzt aber nicht viel Zeit, weil anderweitig im Termin. „Wir haben ja unser Treffen am Sonnabend.” „Ich bringe dann Barbara Stang mit.”
Unterdessen ist von schräg gegenüber Würker, der Verleger von >>>> Manutius, wo >>>> die Heidelberger Vorlesungen als Buch erschienen sind, zu uns getreten und reicht mir die Siewissenschon. Er und der Elfenbein-Verleger kennen sich noch aus dessen Heidelberger Zeiten; als ich weiterziehe, winkt mich im Gang >>>> Roland Reuß zu sich, der zwischen drei hübschen Studentinnen und zwei Studenten steht, über deren Schön- und Hübschheit ich unfähig bin, Ihnen angemessen Rede zu stehen. Ich hab sie einfach nicht angeguckt.„Wann bist du wieder in Heidelberg? Wollen wir einen Kaffee trinken gehen?” Schnelles Winken, dahinskizzierte Verabredung… – : sowas ist Messe vor allem andern a u c h.
„Gehn Sie zu Rowohlt heute abend?” fragt Dieckmann. Wir sind, meine Leser, zurück am BuchMarktstand Halle 4.1. D 171. Sascha Anderson war kurz da, >>>> sein kleiner Gutleut-Verlag macht wunderschöne Bücher. „Schaust du nachher vorbei?” „Nein, zu Rowohlt geh ich nicht”, sag ich dann Dieckmann. „Sehn Sie, nachdem Delf Schmidt Rowohlt verlassen hatte und Jelinek und ich mitgegangen waren und die Verlagsleitung gewechselt hatte, selbst Krausser ging ja weg, da war das noch irgendwie sportlich, sich Einladungen für das Fest zu beschaffen und dann die langen Gesichter zu sehen… aber dazu bin ich unterdessen zu alt, der Reiz ist schal. Ich mag einfach nicht mehr sein, wo ich nicht auch gewollt bin.” „Ist ’ne Haltung”, sagt Dieckmann. „Ja”, sag ich. „Aber”, sagt sie, „man trifft dort eben alle.” „Mich nicht”, sag ich, „von alle kann keine Rede sein.” Sie nimmt >>>> AZREDS BUCH mit auf den Weg.
Wir sind derweil bei

1 Altbier (0,5 ltr)
3 Sekt
4 Grappa
1 Wasser

angekommen. Das ist wichtig, daß man sich sowas merkt. Sonst verliert man die Übersicht auf der Messe.Messe-FFM-6
Jedenfalls ist es plötzlich 17.40 Uhr. Ich hatte noch mit >>>> Niko Gelpke von Mare dagestanden; das ist schon insofern ein Erlebnis, weil er ein Schiff betakeln kann, ohne sich sonderlich strecken zu müssen; man hat also den Kopf immer ganz im Nacken, wenn man ihm in die Augen blickt. „Ich fahre morgen schon wieder.” „Ah schade…” „Kommst du mal nach Hamburg?” „Eigentlich nicht, aber ich würd s c h o n gerne mal wieder… – weißt du was, ich setz mich einfach mal in den Zug, fahr zu euch rüber, dann trinken wir einen Abend was und erzählen.” Handschlag. Jetzt sollte ich’s aber auch tun. „Sizilien”, sag ich, „ich würde gern mal wieder was zu Sizilien schreiben, ist ja ’ne Inseln, paßt ja zum Meer.” – Aber es ist 17.40 Uhr, um 17.45 Uhr soll ich bei dem Kinderbuchverlag sein. Halle 3, ganz woanders, quer übern Messecampus also. Stang ist schon da. Telefonat mit meinem Jungen, ob er das und das haben möchte. Der Verleger ist auch da, nur der Lektor fehlt. Der ist bei den litarary agents hängengeblieben, Lizenzverträge werden auf der Messe abgeschlossen, eigentlich ist d a s Frankfurter Messe. Nicht selten bekommen Lektoren abends fremdsprachige Typoskripte ausgehändigt, die sie die Nacht über lesen, weil sie am nächsten Morgen bereits die Gebote abgeben müssen. Hochdruck. Das mit dem Familientreffen, das die Messe zudem ist, ist letztlich Garnierung. Das Geschäft findet jenseits des Publikums statt, findet auch nachts im >>>> Frankfurter Hof statt, wo der Malt (2 cl) 45 Euro kostet. Da geht es überhaupt erst um Mitternacht los.
Messe-FFM-71Endlich ist der Lektor da, die Flasche Sekt wird geöffnet, plötzlich steht eine ganze Platte Schnittchen vor uns, von deren Canapés Barbara Stang und ich wechselweise die Himbeeren aus der Sahne picken, mit der der Käse garniert ist. Ich erzähle noch von einer Idee, aber keiner für ein Kinderbuch. Messe-FFM-8Der Verleger sieht mich an. „Schreibst du das für uns?” „Das ist nichts für euch.” „Darüber sprechen wir noch.” Zu Stang: „Haben Sie das im Kopf.” Stang: „Ich notiere alles.” Aber es soll eine Novelle werden, denke ich, die muß ganz woanders erscheinen, die gehört zu HanserSuhrkampDumontOderJaOder… ich weiß es eigentlich auch nicht. Und wann soll ich’s schreiben? Auch das noch schreiben? „Das m u ß man machen”, hatte der Elfenbein-Verleger zu ARGO gesagt.
Als wir die Halle verlassen, ruft nicht, nein brüllt >>>> Sascha Lobo, der bei dtv seinen Hof hält, quer über zwanzig Meter herüber: „A L B A N !” Ich also nochmal d a hin, Hand geschüttelt, bei ihm schüttelts den roten Irokesenkamm, bei mir halt nur die Hand, mangelnder Frisurkraft wegen. Stang grinst, als ich Messe-FFM-4-Zettelzurückkomm, weil das Bild wohl wirklich ziemlich komisch war: „Wo hast du diesen Anzug her?” fragte der geniale Buchgestalter >>>> Friedrich Forssmann, als ich nachmittags wieder zu Arno Schmidt zurückgekehrt war. „Neapel”, sag ich. Schon sind wir im Thema. Der Mezzogiorno. Dann wieder Arno Schmidt. Messe-FFM-5-ZettelZettels Traum ist endlich in der gesetzten Version erschienen; für mich liegt eh ein Band bei Suhrkamp bereit, weil nun auch ich an Guido Grafs neuem Webprojekt, >>>> Schauerfeld, teilnehmen werde. J a h r e hat diese Ausgabe gebraucht, die es ohne Forssmann nie gegeben hätte. Die in Pyprus gebundene Version ist rundweg Fetisch; dazu gibt es die „Studienausgabe” im Schuber. Eine halbe Stunde lang plauderten wir.
Aber ich bin ja schon, mit Stang, und auch Faure hat sich dazugesellt, aus der Halle hinaus; und wir streben dem Ausgang zu. „Ich muß noch ins Hotel”, sag ich, „meinen Rucksack abgeben.” Der steht vorne in einer der Garderoben. Mit ihm dann per U-Bahn – wer ein Taxi nimmt, ist Masochist; die Messe-FFM-10Schlange am Taxistand ist etwa einen halben Kilometer lang – ins Nizza, wo auch Stang wohnt; danach zur Friedberger Warte. Der Rest ist privat.

*******Do 7.10.
7.30 Uhr:
[Hotel Nizza.]
Ich werde mal die Löwin wecken. Nach unten in den Frühstücksraum und Latte macchiato besorgen dazu. Den gibt es nämlich hier. Gegen halb zehn werden wir zur Messe losziehn. Guten Morgen, Leser, erst einmal.

Messe-FFM-12-Volltext11.14 Uhr:
[Halle 3.1 Volltext.]

Schön plaziert, mein soeben in >>>> Volltext erschienener Text über Niebelschütz – und mit einer bösen Überschrift versehen: Momentlang zog ich die Luft zwischen die Zähne. – Ich war zuerst, nachdem ich auf die Messe kam, zu den >>>> horen, um Guten Morgen zu sagen, dann weiter zu Elfenbein, wo Ulrich Holbein stand, aber so im Gespräch daß wir nur die Siewissenschon shakten; gleich dann weiter zu Volltext, weil ich meinen Text sehen wollte. Da stand dann Norbert Wehr, der Gründer und Betreiber des berühmten >>>> Schreibhefts; wie immer brauchen wir etwas Anlauf, um ins Gespräch zu kommen. Dann aber planen wir für den Herbst 2011 einen längeren Auszug aus >>>> ARGO. Wie aber das kombinieren, mit was? Da fällt uns Christoph Schlingensieff ein. Das wäre doch wunderbar, gäbe es in seinem Nachlaß – ich bin überzeugt davon, daß das so ist – noch unveröffentlichte Skizzen, die sich für den Band einer Zeitschrift sehr wohl, nicht aber für ein eigenes Buch eignen. Und dazu, diese Idee kommt jetzt von mir, Niebelschütz‘ kleinen herrlichen >>>> Aufsatz über die Provence, der seit den Fünfzigern nirgendwo mehr publiziert worden ist. Wir vereinbaren, daß ich Wehr das Buch, bzw. eine Kopie davon, zuschicke.
Messe-FFM-11Und jetzt sprech ich mit Thomas Keul, dem Volltext-Redakter. Danach geht es zu S. Fischer, wo ich mit Ricarda Junge verabredet bin. Macht übrigens Spaß, immer mal wieder zu gucken, ob sich am Stand nebenan, der ZEIT, Iris Radisch sehen läßt.

Messe-FFM-13-Horen12.44 Uhr:
[Halle 4.1 F137. Die Horen.]
Dann auf dem Weg Susanne Schleyer bei KiWi getroffen, und M.. Mit dem schnell eine Zigarette auf der Terrasse rauchen. Tipps für den diesjährigen Nobelpreis, der in, von nun an gerechnet, fünfzehn Minuten bekanntgegeben wird, also nicht er, sondern sein diesjähriger Träger. Ihn selber kennen wir schließlich sei Jahren, mit mehr und/oder minderer Begeisterung. – Ich sitz jetzt bei den Horen, >>>> Phyllis Kiehl ist aufgetaucht und war sofort von Tammen in Beschlag genommen, der den phänomenalen Satz aussprach:

Ich kann nämlich auch aufrecht giften.

Das sind die Hohen Momente der Messe, wenn jemand aus den Tiefen seines Bauches spricht. Lange genießen kann ich das aber nicht, weil ich um 13 Uhr bereits wieder Stang treffe. Also dies hier ist nur ein Miniaturboulevard, um Ihre Mittagspause aufzuheitern. – Ah, >>>> Hartmut Abendschein! Jetzt ist auch >>>> litblogs.net leiblich geworden. Nicht ganz so, aber doch fast wie Phyllis Kiehl. Und immerhin, ihr Betriebsler, es gibt uns.Messe-FFM-14

*****

(Abermals nachgetragen, am Morgen eines folgenden Tages:)
Doch nicht nur saß hier >>>> Frau Kiehl herum und >>>> Abendschein schüttelte eine Idee nach der anderen auf ihren Kostümrock, die sie eine nach der anderen abklaubte und ins Licht hielt, wovon ihr Gesicht heller und immer noch heller davon, sondern paar Stände weiter, komplementär ganz dunkel zu Anfang, hatte ich meinen Lektor Delf Schmidt entdeckt, um den Grüblerisches herumstrich, ja der lange Arm des Melancholierens – davon hat es nur einen – hatte sich um seine Schultern gelegt, und eine mir anfangs nicht bestimmbare Spielart von Zorn auf seinen Kopf. Ich mußte näher heran, um dem auf den Grund zu gehen und solchen Influentien, falls es geboten, schließlich zu wehren. „Delf”, sagte ich, das war meine Begrüßung. Dann sagte ich: „Ich möchte dich einem Grappa und einer schönen Frau vorstellen.” Die Dativobjekte nannte ich freilich, meiner Zuneigung halber, in genau vertauschter Reihenfolge. Er aber, Delf Schmidt, sprang bereits auf, nachdem das erste Objekt genannt worden war. Wir gingen also hinüber.
Geschehen war folgendes: Sein Verlag hatte kurzfristig einige Star-Autors unterbringen müssen und dies auf Kosten der Belegschaft getan, die umziehen mußte, nicht komplett, dazu ist der Verlag zu groß, sondern personalunion durch eben Delf Schmidt. Der durfte seither die Erfahrung zu kurz geratener Bettstatten machen und jedenfalls hatte, wenn er einschlafen wollte, die Füße auf der Hausbar liegen. Es gebe ansonsten in ganz EfEfEm keine freien Zimmer mehr.
„Ich reise ab.”
„Erstmal trinkst du Grappa.”
Messe-FFM-16-mit-Stang-TammenSein Gedunkel hellte sich allerdings auf, als er ins Strahlens Frau Kiehlens geriet. Wir stießen an, dann flüsterten wir miteinander, während Frau Kiehl uns beobachtete und Fotos von uns machte und von Frau Stang, die auch schon wieder da war und mit Tammen flüsterte. Abendschein notierte derweil Ideen. Ich kenne keinen anderen Mann, der auch nur ungefähr, geschweige unentwegt ebenso Ideen hat. Zwei davon wollen wir realisieren. Die dritte war meine. Über die spreche ich nicht, auch ihm hab ich sie nicht gesagt, aber man könnte davon seine erste Million verdienen. Nein, keinen Ton! Warten Sie ab.
Messe-FFM-15-mit-DSSchmidt und ich sprachen über Frauen. Das gehört sich so, wenn wir öffentlich beieinandersitzen und gesehen werden können. Über Literatur unterhalten wir uns immer nur hinter geschlossenen Türen: dann ist es uns nicht peinlich. Dann flüstern wir auch nicht. Es ging um das Aufnehmen pheromonaler Duftstoffe, die halt von den einen Frauen versendet würden, in anderen aber, den meisten, seien sie erstaubt. Das Gespräch war so wenig moralisch, daß Tammen, der gar nichts mitbekam, sich dreimal räuspern mußte. „Hier entsteht grad ein neues Projekt”, rügte Stang überdies, „da können Sie beide doch bitte ein bißchen ehrfürchtig sein.” Abendschein sah mardrig auf und fragte im Ideen-Springen: „Ein Projekt?” Da kam Ulrich Faure vom BuchMarkt, und alles verstummte. Nur Phyllis Kiehl ließ ein blitzendes Lachen von hinter ihren Zähnen los. „Noch einen Grappa?” fragte Kirchhoff, der deutlich darum besorgt war, nach der Messe nicht all die Flaschen wieder einladen zu müssen und dem Tammen mit auf den Rückweg nach Bremerhaven zu geben. Es gibt ja ein neues Gesetz, das nicht nur das Trinken im Auto verbietet – generell, nicht nur das von alkoholischen Getränken, denn allen anderen könnte Alkohol ja beigemischt sein -, sondern auch das Mitführen von solchen. So besorgt ist unser Staat um die Gesundheit seiner Bürger. Weshalb ich mir eine Zigarette ansteckte. Messe-FFM-17-Abendschein„Du weißt, daß man in den Hallen nicht rauchen darf?” „Nein, das ist mir neu. Seit wann?” „Oh, seit einigen Jahren”, erklärte mir die schöne horen-Hostess, „und zwar in allen öffentlichen Räumen.” Sie stellte einen Aschenbecher vor mich hin. „Auch in Restaurants und Kneipen nicht”, stellte sie dem Aschenbecher noch hinzu. „Nein!” rief ich aus. „Doch!” rief sie aus. Ich fragte besorgt nach, wollte sichergehen: „Seit einigen Jahren schon?” Sie machte den Eindruck, als wenn ihr Tränen kämen, der Lidschatten rötete sich. „Und das haben die Autoren mit sich machen lassen?” fragte ich. „Ja,” schniefte sie, „fast alle.” „Das kann ich gar nicht glauben. Ich kenne fast alle meine Kollegen als Messe-FFM-18-mit-Ariane-Finkselbstbewußte Menschen.” „Bei Katja Lange-Müller stimmt das”, stimmte die schöne Hostess mir zu. Ich wandte mich an die anderen: „Habt ihr das auch gehört, daß man in öffentlichen Räumen nicht rauchen darf?” Delf: „Wie bitte? Seit wann das denn?” Er ist allerdings Nichtraucher, man darf seiner Kenntnis diesbezüglich nicht trauen. Doch auch Abendschein rief: „Das glaube ich nicht, das ist eine Ente. Hast du mal Feuer?” Usw. Barbara Stang quietschvergnügte mit Frau Kiehl, Kirchhoff machte sich an der nächsten Grappapalette zu schaffen und wuchtete zwei der Kartons vom Stoß. Messe-FFM-19-SukovRicarda Junge rief an. „Würdest du mich heute abend zu dem Verlagsessen begleiten?” „Du bist dir sicher, daß du unbeliebt machen willst?” „Ja, bin ich.” „Ich komm dann gleich mal zu Fischer hoch.” Ich hatte nämlich Denis Scheck ausgemacht, der durch den Gang kam. Er hat für einen Menschen einige Bruttoregistertonnen Verdrängung als andere mehr; das wirkte bei mir so sofort, daß ich spontan nach meinem Panier des schnellsten greifbaren Hasen faßte und auf diesem Besen davonritt. Auf halbem Flug rief Junge abermals an. „Du, ich muß schon los, höre ich gerade. Ich simse dir Name und Adresse des Lokals. Einverstanden?” So daß ich zwischenlandete, ich weiß nicht mehr, wo.
Als ich an den horen-Stand zurückkam, waren >>>> die Kulturmaschinen eingetroffen und hatten nächste Bücher bei sich. Auch Bettina Hesse kam, meine voriger Verlegerin, die >>>> Die Niedertracht der Musik herausgebracht hat. Wir schwiegen drüber, aber das Buch war an dem Mißstand wenigstens mitschuld, der den Verlag zur Auflösung brachte. Ich bin mir dessen gewiß. Zumal Bettina klagte, es sei sogar teuer, den Herbst zu makulieren. „Dann sollten Sie das nicht tun”, sagte Abendschein. „Auch ich”, sagte Frau Kiehl, „halte das für einen Fehler.” „Aber was soll ich denn tun?” fragte Bettina. Sie war der Verzweiflung sehe nahe. Worauf Delf Schmid sie in den Arm nahm und erzählte, man habe noch in den Dreißigerjahren den Goethe in Cottas Originalausgaben billig kaufen können. „Das dürfen Sie”, sagte er, „dem Alban nicht ersparen.” Allgemeine Zustimmung fand sein Einwand. „Einen Grappa, Bettina?” fragte ich. Wir kamen überein. Die Idee stammte von Ulrich Faure, der ebenfalls wieder erschienen war. Auch Iris Radisch war erschienen, mit ihm, sie stellte jetzt ihre Garage zur Disposition. Da sollen die Bücher gelagert werden bis, sagen wir, 2132, die Bücher Cottas von Goethen beerbend. Bettina erstrahlte im Arm Delf Schmidts. „Wunderbar!” rief sie. Aber die Radisch war schon zerploppt. Ich hatte sie mir eingebildet, glaube ich jetzt. Immerhin war ihre Garage geblieben, da kommen die Bücher nun wirklich hin. „Aber du mußt die Speditionskosten tragen.” „Wieviel macht das?” „Zweihundertfuffzich.” „Die Wette gilt.” „Wir nehmen sie mit >>>> in den Webshop”, sagte die KulturmaschinIn da. „Und du”, sagte Faure, „solltest sie in Der Dschungel anbieten.” „Auf jeder Lesung Exemplare dabeihaben”, sagte Abendschein, „aber da wir schon dabeisind: ich würde nach der Kleinen Theorie des Literarischen Bloggens auch gern deine >>>> Paralipomena verlegen.” „Neue fröhliche Wissenschaft”, sagte ich. „Geht nicht”, sagte er, „das gibt es schon bei Matthes & Seitz.” „Das wußte ich nicht”, sagte ich. „Das”, sagte Delf Schmidt, „heißt da anders, ist eine Reihe, kein Buch, und heißt n u r Fröhliche Wissenschaft.” „Ich finde das ungehörig”, sagte ich, „Nietzsche zu reihen und glieden.”Bettina Hesse enteilte. Bettina Hesse kam wieder. „Alban, ich mache ja bisweilen für >>>> Ricco Bilger das Lektorat, und…” „Du?” Wir blickten aber a l l e auf: Kirchhoff, Stang, Schmidt, Kiehl, Abendschein, die schöne Hostess und ich auch. „Na ja, eigentlich lektoriert da Christian Döring.” „Wie?” „Was?” „Ehrlich?” – „Sapperlot!” rief Tammen. „So ist er”, sagte Faure, „der Christian.” Er ist einer der wichtigsten Lektoren, auch der kenntnisreichsten, Deutschlands. „Na ja, seit er Herausgeber der Anderen Bibliothek geworden ist, hat er nicht mehr so viel Zeit”, erkläre Bettina. „Aber deswegen bin ich nicht hier.” „Ich lektoriere auch nicht”, sagte ich, „ich würde nur Fehler in die Sätze machen. Nein, Bettina, ich bin keine Empfehlung.” „Nie”, rief sie aus, „wäre ich auch nur auf den Gedanken gekommen!” Man sah Delf Schmidt förmlich sich besänften. „Grappa”, sagte er, als Bettina sagte: „Aber da gibt es so ein Buch bei Ricco… das mußt d u rezensieren. Das k a n n s t nur du rezensieren. ‚Das ist gute Literatur’, hat eine Schweizer Kritikerin geschrieben. Und dann hat sie geschrieben, gleich darunter: ‚Das ist Pornographie’. In Deutschland traut sich aber keiner da dran.” „Die Schweiz”, sagte ich, „ist halt ein freies Land.” „Ich fände das echt klasse, wenn du…” Undsoweiter schleppte sie mich zu Bilger ab, den ich noch aus Zeiten kenne, da er das Leukerbader Literaturfestival gegründet hat. Einmal las ich bei ihm als Ehrengast nachts ganz oben auf einem Gipfel. Es schneite. Es stürmte. Die Heizung ging nicht. Aber es waren fünfhundert Leute da und hörten zu, wie Europa unterging, nachdem er bereits vor mir wienerisch verbessert worden war, wenn auch nur in der Mitte. Jedenfalls umarmten wir uns, und er begann umgehend, von diesem Buch zu schwärmen. Er hörte gar nicht mehr auf. Das hatte was Ansteckendes. Da konnte man sich nicht wehren. Da wurde man verführt. Also ohne es schon gelesen zu haben, doch nahm ich es mit, empfehle ich es hier:

Roland Heer
>>>> Fucking Friends <<<<
Roman
Bilgerverlag
Zürich 2010
Fucking-friends
Lektorat: Christian Döring

Ich bin sowieso dafür, immer die Lektoren der Bücher in den Büchern zu nennen. Wie das unterdessen bei Übersetzern mit Recht gehalten wird, endlich, ist dazuzusagen. Denn nicht selten übersetzen Lektoren die Bücher weit mehr als die Übersetzer zu Büchern. Ich meine das im Ernst. Auch Delf meint das im Ernst, will aber nicht genannt werden.
Als ich zu den horen zurückkam, war der Stand bis auf Kichhoff um alle anderen geleert. „Was ist denn passiert?” fragte ich. Er sagte: „Die Bundeskanzlerin.” „Bitte?” „Die Bundeskanzlerin”: Das sagte er so deutlich schärfer, daß ich mich zurechtgewiesen fühlte und verstummte.
Messe-FFM-20-Barrientos-KraussWas sollte ich jetzt tun? Daß die Bundeskanzlerin eine Argument ist, ließ sich nicht bezweifeln.
„Meine Güte, Alban! Schnittchen!”
Ich beschloß, bei der Berlin University Press vorbeizuschauen, um mal zu sehen, ob >>>> Mariam Kühsel-Hussaini anwesend war, von der mir irgendwann danach >>>> Klaus Siblewski vorgeschwärmt hatte: eine derart schöne Frau, daß einem der Atem stocke, wenn man Mann sei, zu dem er mahnend das Fähnchen fügte: „Aber erst zweiundzwanzig, Alban.” Ich habe ja beschlossen, und er weiß das, daß nichts unter fünfundzwanzig für mich mehr infrage kommt. Im Gegenzug hatte ich vor Jahren Ricarda Junge in die Hand versprechen müssen, niemals älter als 43 zu werden. Was ich gehalten habe. Und wer das eine hält, darf auch beim andern nicht schwächeln. Frau v. Lovenberg hat die schöne Afghanin in die erste ihrer Seiten bei der FAZ gegossen. Hörte ich. Ich schreibe zwar für Zeitungen, aber ich lese sie doch nicht. Es gibt einfach Grenzen. Doch laß ich mir erzählen. Denn glauben muß man sowieso, was in der Zeitung steht –

aber, Leser, es ist

FR 8. 10.Messe-FFM-21

und ich muß mich rasieren, dann duschen, dann zur Messe hinüber. Mein erster Termin ruft „Punkt zehn Uhr!“ – Ich werde nachher weitererzählen. Unbedingt. Von dem Abend bei Fischer. Und vielerlei anderem mehr. Zum Beispiel von dem Dreh, bei dem ich Ariane Fink wiedertraf, die aus New York geflohen ist und auf dem Laufband Unterschlupf suchte, aber dabei in meine Arme lief.

10.40 Uhr:
[Halle 4.1. D an der T-Kreuzung.]
Ich kam bei >>>> André Thiele zu spät, er saß bereits im nächsten Termin. „Können Sie in zwanzig Minuten wiederkommen?“ „Aber ja, dann schreib ich noch etwas.“

Was ich jetzt tue.

Also. Nachmittags der Drehtermin für >>>> FAUST Kultur, bei dem mir, weil wir auf den Laufbändern drehten, Arina Fink in die Arme lief, die ich seit bestimmt drei Jahren nicht mehr gesehen hatte. Sie war in meiner kleinen New Yorker Zeit wie eine Schutzgöttin für mich, weil vertraut mit nahezu allem und jedem. Jetzt fällt es mir schwer, sie mir ohne NYC vorstellen zu müssen; aber sie sei die Stadt geflohen, sagte sie; sie habe sie nicht mehr ausgehalten. So umarmt standen wir da auf dem Laufband, ich hatte den Dreh unterbrochen, das Laufwand trug uns hin, das andre wieder her, und dieses wieder hin – bis der Regisseur dann doch weitermachen wollte. „Frankfurter Hof? Nachts?“ Ich überschlug meine Barschaft. Zu den Agents ’n Scouts kann ich nur dann, wenn mich wer einlädt. Das sagte ich ihr aber nicht.
Die Fragen für den Podcast: Welches Werk Goethes ist Ihnen am nahsten? Ich hätte sagen können: „Moby Dick“, aber das wäre dann aufgefallen, daß man mir niemals glauben darf. So entschied ich mich für Faust II, weil ich, aber sagen Sie’s nicht weiter, in Helena verliebt bin. Zweite Frage: Wen würden Sie in einem Spielfilm lieber spielen, Faust oder Mefistofele. Ich: Kaptän Ahab. Die Interviewerin: Bitte? Ich: Kapitän Ahab. Da wußten Sie denn, mit wem sie es zu tun hatten. So daß mein bitterernster Vorschlag, Renate Chotjewitz posthum die nächste Goethe-Plakette zu verleihen, wenige Chancen hat, für eine Mehrheitenmeinung zu stehen. Schade eigentlich. Für meine zweite Wahl habe ich Thomas Steinfeld vorgeschlagen, „also“, sagte ich, „wenn es sowas wie eine Förderplakette gibt.“ Die Interviewerin ließ sich den Namen buchstabieren, dreimal setzte sie neu an. Der Kameramann schnitt das mit. Ob ich Pudel möge? war ebenfalls eine Frage. Und wie ich es mit dem Lieben Gott halte. Dies kam so direkt an die Pudelfrage, daß ich erschrocken meinte, einen Zusammenhang zu erkennen. Sie wissen schon: das Ebenbild.
Das ging so bis halb sechs. Dann war Zeit bis halb sieben zu überbrücken; ich wollte ja nicht stundenlang vorm Italiener auf- und abgehn. Aber es traf sich sehr gut, daß bei >>>> Mare, ebenfalls in Halle 4, Ricarda Junges Lektorin stand, wo sie Wein trank. Erinnern Sie sich? Wir sind vor zweieinhalb Jahren deftig aneinandergeraten; sie hat mich damals, weil ich auf korrekten Konjunktiven bestand, >>>> einen Sprachfaschisten gennant. Das fand ich damals stark. Heute denke ich zwar immer noch, daß das stark gewesen sei, aber nunmehr: daß es stimmt. Also dachte ich, wenn wir im Krach sind, aber Ricarda nimmt mich als ihre Begleitperson mit, dann ist das für sie nicht schön. Weshalb ich auf die Lektorin zuging, lächelte (ich kann das) und fragte, ob wie das Beil nicht untern Messeteppich kehren wollten, sie mit dem linken ihrer wunderschönen Pumps (zu dem die Knöchel sehr paßten), ich mit meiner rechten Asics. Sie lachte. „Ja“, sagte sie, „gut“. So scharrten wir beide, wobei wir versuchten anzustoßen. Mit Sekt, der über die Glasränder perlte. Wir lachten wieder. „Ich finde, Ricarda soll sich wohlfühln.“ Das sah die Lektorin auch ein. Seither lächeln wir uns zu, wenn wir uns sehen; zwar, sie immer mit spürbarem Vorbehalt, aber auch da hat sie recht, den Unhold in mr zu wittern und irgend eine Falle zu ahnen, einen Teufelsfuß, der mich auf Goethe zurückbringt. Dazu aber später. Jetzt geh ich zum Termin.

*****

17.40 Uhr:
Und so blieb’s dann erstmal auch, Termin um Termin, wobei „Termin“ nicht ganz richtig ist; es waren vor allem Gespräche ohne hintergründige oder wenigstens ohne zielgerichtete Intention. Eine Zeit lang mit Klaus Siblewski geplaudert, der den Einfall der neuen Medien in den Buchmarkt ähnlich einschätzt wie ich, indes Michael Hohmann, Leiter der Frankfurtmainer Romanfabrik, g a r keine „Gefährdung“ sieht, sondern fest der Meinung ist, das Buch werde dasjenige Leitmodium bleiben, das es schon längst nicht mehr ist. „Man kann nicht auf einem Ipod lesen, man kann nicht am Bildschirm lesen, keine langen Texte, sondern dazu braucht man den Geruch eines Buches, das Anfühlen eines Buches, überhaupt das Buch.“ Daß dies eine reine Frage der Sozialisation sei, ließ er nicht gelten. Das Buch sei, kann man ihn interpretieren, eine geradezu ontologische Größe. Mir fällt dazu immer nur Wilhelm II ein: „Ich glaube an die Zukunft des Pferdes. Das Automobil hat keine Chance.“ Was mich dabei prinzipiell nicht nur erstaunt, sondern nervt, ist der Umstand, wie wenig an die Jungen gedacht wird, wie wenig bedacht wird, wie sehr diese sind ändern und längst schon geändert haben. Ich finde, daß das ein Zeichen von Altern ist, von Altgewordensein. Für Fünfzigjährige ist das zu früh. Auch Honnefelder habe gesagt, das Ebook spiele keine Rolle und werde niemals eine spielen. So schlägt sich die Buchindustrie selber auf die Schulter.

Aber ich wollte doch von S. Fischer erzählen, von gestern abend. Nur holt mich gegen 18 Uhr meine Löwin ab; wir ziehen dann hinüber zum traditionellen Empfang von C.H. Beck. Danach Party der sog. Independents, der kleinen unabhängigen Verlage also, in der Diamentenbörse. Ich habe eine starke Tendenz, das zu schwänzen und statt dessen mit der Löwin essen zu gehen. Morgen abend ist eh wieder Party. Hm. Gut, ich lade mal Fotos hoch –

à propos: So raucht man, wenn man sich ans Rauchverbot hält, jedenfalls in der 4.1:

Messe-FFM-22-Rauchen-1Messe-FFM-23-Rauchen-2

Aber meine alte Freundin A. hab ich wiedergetroffen. Wir sprachen fast zwei Stunden, dann flanierten wir Hand in Arm durch den Gang. Und bei Marebuch trank ich Wein. Sowie Alissa Walser war da, glücklich, wie Sie sehen:Messe-FFM-24-AlissaIch muß los. Mehr, wenn Sie mögen, lesen Sie später. In Der Dschungel. Wo denn sonst?

*******
SA 9. 10. Mit Amartya Sen, nämlich anfangs vom Vortag

5.40 Uhr:
[Hotel Nizza.]Messe-FFM-25-WieserWas denn war gestern noch? Der Reihenfolge nach? Tatsächlich mit dem Fest bei S. Fischer beginnen? Oder, >>>> worum Teresa bittet, erst einmal von den Argentiniern erzählen? Die gar nicht recht auffallen auf dieser Messe, welche doch sie zum Thema hat? In der „Edel”- und also Sonderhalle bin ich bislang so wenig gewesen wie bei den Kunstbuchverlagen. Sie dürfen nicht vergessen, daß eine Buchmesse für mich kein Sightseeing ist, sondern es dient, wovon ich hier mehr oder minder launig (nicht zu verwechseln mit „launisch”) erzähle, einem zielgerichteten Vorankommen durchaus; sprich: es ist eine Serie von Berufsveranstaltungen, zu denen das allerdings an allen Ufern oft zum kommunikativen Delta ausgespülte Gerede als, sagen wir, Stapelfahrt eines Bootes sehr wohl gehört, dessen Hornblower recht wohl das Meer, auf das es zugehen soll, in Blick und Kurs behält. Behalten m u ß, eben, s o muß das heißen. Dazu gehörte denn auch, nicht das Segel ins Korn zu werfen, weil es die eigene Müdigkeit für eine Flinte hält, und eben d o c h, n a c h dem Messetag, zu dem Empfang bei C.H.Beck zu gehen. Wollte ich sowieso. Aber die Löwin rief an, daß sie keine Lust darauf habe; sie wolle endlich, endlich malen, stehe sowieso mit beiden Füßen bis zu den Waden in der Farbe. Sie merke überhaupt jetzt erst, wie dieses Wien – ja, sie betonte den Städtenamen kursiv – sie von ihrer wirklichen Arbeit abgehalten habe usw. Ich solle mich aber nicht beeinflussen lassen, sondern meiner Wege weitergehen und mich danach, auch wenn’s dann bereits Nacht sei, von einem Taxi zu ihr fahren lassen. Frankfurt, Leser, ist zwar >>>> ein Her Turtur, aber das Atelier der Löwin befindet sich in Offenbach, was dann d o c h ein Stück Weges ist, den man nachts nicht gern zu Fuß geht, zumal ganz sicher: angetrunken. Und mir ein Fahrrad zu besorgen, hab ich nicht mehr geschafft. So weit, so blöd, es hat keinen Sinn, einen Künstler umstimmen zu wollen, den es gepackt hat, und Künstlerinnen schon gar nicht. Ich knirschte also ins Ifönchen, aber charmant (Sie müßten mich mal knirschen hören)… – charknirschte also von Verständnis manches und einiges von Achwieschade!, dann suchte ich nach abendgemäßem Ersatz… worin mich Delf Schmidt abhielt, der eng mit Isolde Ohlbaum beim Verlag saß, und auch sie hielt mich ab. War aber nicht der Ersatz den ich brauchte. Schon weil es Ersatz für die Löwin nicht gibt. Aber auch >>>> Phyllis Kiehl saß dort, ich kenne meinen Delf. Mit dabei, beim Berlin Verlag, saß ein neuer Lektor, von dem ich allen Eindruck gewann, daß Schmidt ihn als seinen Dauphin sieht. Das Wort paßt in wenigstens zweifacher, nicht nur jener Hinsicht, daß wir nach 1349 leben. Sagen wir’s mal so: der Rebell Schmidt dauphinierte den jungen Mann gestern abend. Ob dem das selber klarwar, weiß ich nicht. Aber wir hatten viel zu lachen. Jedenfalls fragte ich, während Schmidt von mir auf eine Weise sprach – von meiner Arbeit, will das sagen -, die nicht nur ehrenhaft, sondern auch –rührig war… fragte ich Kiehl, ob sie mich nicht zu Beck begleiten möge. Sie trug ein Kleid, das fand ich passend. Ich wolle sie Martin Hielscher vorstellen, der ganz gewiß dort sein werde; wichtiger Mann für neue, n i c h t gelöfflerte Literaturen: von ihrem, Kiehls, Weblog her weiß ich, daß sie ja nicht nur zeichnet, sondern etwa auch >>>> L.’s hochliterarische Briefe verfaßt, das könnte für Hielscher was sein. Und wie’s nun die Gelegenheit wollte… kurz: sie kam mit.
Weniger kurz, daß ich bei Schmidt & Ohlbaum erst einmal noch hängenblieb. „Ich fahr doch morgen wieder.” Da hatte er schon die Flasche Sekt entploppt. Alles das in Feindesland, also für mich, seit ich mit Conradi, dem Verlagsleiter ehmals, in Streit und Trennung geraten. Ich hatte ihn einen Verlagsspekulanten genannt. Das war, als er noch Naumanns Nachfolger als Minister für Kultur werden wollte; unter Schröder, erinnern Sie sich Schröders noch? Jaja, ich meine den Putin-Kumpan. Schon d i e s e Verbindung war mir nur schwer erträglich gewesen. Daß er, nicht Schröder, sondern Conradi, aber jener sicher auch, meinen Arbeiten Margret Atwoods vorzog, hingegen, hatte ich noch verzeihlich gefunden. Knapp nacherzählt: das ging nicht mit uns (doch mit Atwood wäre es gegangen). So kam ich zu tisch7, den es nun auch schon nicht mehr gibt. Messe-FFM-26Man kann sagen, daß das Buch, dessen der Makulierung entzogene Exemplare nunmehr in Iris Radischs Garage gehen, eine Publikation des Berlin Verlages ist, die sogar schon gut bevorschußt war. Aber da war halt Gerhard Schröder. Man sage nicht, ich sei kein politischer Mann!
Darauf tranken wir fünf, nicht nur einen: Schmidt, Ohlbaum, Kiehl, der Dauphin und ich; hätten wir wir nur einen darauf getrunken, hätt das zu sehr nach einem Joint ausgesehen, den man herumreicht. Hab ich erzählt, daß ich nachmittags noch mit Ricarda Junge unterwegs war? Wir sprachen über Männer. Sehn Sie, auch dazu bin ich in der Lage. Seit ihrer Trennung will sie dauernd wer verkuppeln. Das nehme schon bizarre Formen an, sei unterm Strich aber lustig. Sie verbrenne, Messe-FFM-27-Junge-bei-Fischersagte sie, Männer, also d i e verbrennten; sie selber halte sich zurück. Sowieso. Der Tag kommt, in ihm die Stunde… eine Straßenecke, ein Zugabteil, vielleicht auch ein kleiner Autounfall, nein, nix Bedeutsames, aber doch so, daß der Fahrer des schuldhaft verunfallten Wagens aussteigen müsse, um sich bei der noch ganz schockierten Lenkerin des gegnerischen Fahrzeugs wenigstens zu entschuldigen. Er hat schon seinen Ausweis in der Hand, lächelt sehr, weil’s ihm so leidtut. Es regnet furchtbar, eigentlich kann man erst gar nichts sehen, das Wasser trieft ihm nur so aus dem Haar. Das Töchterchen auf der Rückbank, das auch schon immer frage, Mama, gefällt dir nicht der oder der oder der? Das sind dann Sparkassenangestellte oder auch schon mal ein Briefträger, was nicht so wirklich, sagt Junge, in ihre Präferenzen fällt, allein, sagt sie, genetisch gesehen: das Töchterchen möcht doch so gern ein Geschwister. Ich habe bei sowas sofort Geschichten im Kopf. Jedenfalls lächelt der die Angelächelte vergeunfallte Mann so…ja, wie soll ich sagen? so… Man kann da als Frau aus dem Blick nicht mehr raus, und wir haben, müssen Sie bedenken, keine Zeiten mehr, in denen die Frau ihn dann senkt. Wir achten auch nicht mehr auf Stand und Benehmen, man hält auch nicht eigentlich mehr um die Hand an, bevor es geschieht. Wir haben ja alles verloren, was eine Frau sonst geschützt hat vor sich, dem Begehren und ergo ihm –
Unterdessen hatten wir schon zehne drauf getrunken. Es war wirklich Zeit für den Abschied und für den Hessischen Hof.Hessischer-HofDas ist ein mythischer Ort, und zwar, weil man ihm das von außen nicht ansieht. Man sieht ihm von außen den Nachkrieg an, und zwar den von der nüchternsten Funktional-Hotellerie. Aber dann! Man tritt ein, muß seine Einladung zeigen, dann in den Keller. Es glänzt der marmorne gelbliche Stein, in dem man sich auch spiegeln könnte, gäb es nicht dafür Toilettenräume. Läufer sind ausgelegt. Links geht’s in die berühmte Jimmie’s Bar, dahinter >>>> Friedas Laise Laube, über die ich einmal schrieb. Auch die eben genannten Toiletten sind da. Daran vorbei. Noch tiefer. Dann ein horizontaler Gang. Dann wieder aufwärts… eine Flügeltür… ein w e i t e r Gang dahinter, doch vorne schon steht der alte vornehme Herr Beck und begrüßt jeden Gast mit Handschlag… es kommen Hunderte Gäste… gut, nicht alle bekommen seine Hand, schon deshalb, sehr einfach, weil er gar nicht weiß, wen alles seine Adjutantur eingeladen hat, kann er nicht wissen; und vollzöge sich die Begrüßung auf sagen wir höfische Weise, sie dauerte Stunden. Doch Iring Fetscher, unterdessen sehr alt geworden und Messe-FFM-28-Beck-1vorgebeugt, ich hab noch bei ihm in den Seminaren gesessen, selbstverständlich mein unterdessen ebenfalls alter Lektor Hansjörg Graf, der ein Nestor ist der deutschen Literaturgeschichte – wir treffen uns auf jeder Messe, und diesmal duzte er mich, lächelte dann, sagte: „Dabei bleiben wir jetzt” – da war ich stolz, ganz, glauben Sie mir, uneitel stolz -, wiederum Klaus Reichert selbstverständlich – also diese alle b e k a m e n die Hand. Überhaupt war, was sich gestern abend im Hessischen Hof versammelte, wie noch-einmal-die-Woge einer untergehenden großen Kultur, einer humanistischen im tiefsten Sinn; da ist noch nicht die glatte betriebsschicke Replikanz, sondern wer hier denkt, der dachte auch. Ich sah die Wiggershausens, ich sah mancherlei mehr der entschwundenen Frankfurter Schule.
Grund der Versammlung war >>>> Amartya Sen. Messe-FFM-29-Beck-2Und, liebe Leser, da mag ich nicht mehr scherzen. Da möchte ich, daß aus dem Boulevard doch wenigstens ein Feuilleton werde, eines im alten Stil, geschliffen essayistisch.Das paßt hier aber nicht hin. Weshalb ich beide Bücher Sens, die bei C.H.Beck erschienen, in einem getrennten Beitrag besprechen werde. Es sind politische Bücher, es sind humanistische Bücher, es sind die Bücher eines Wirtschaftsphilosophen. Das Gespräch mit Sen führte >>>> Christoph Möllers vielleicht um eine Spur zu lässig-eloquent, vielleicht um eine Spur zu kühl in seiner geschliffenen Freundlichkeit. Da war die Begrüßungsrede des alte Verlegers, eines Herren, von andrem Kaliber: „I beg yor pardon for my English, but it’s qiete another thing to understand a langage than to speak it.” Das hatte nun Grandezza. Man muß nicht vorführen, daß man im Ausland studiert hat, King’s College & Co, und seine Muttersprache formflexibel verleugnen. „Und selbstverständlich”, sagte Beck, „liegt es mir am Herzen, die deutsche Übersetzung Ihnen vorzustellen, von der wir meinen, sie sei sehr gelungen. Ich danke Christa Krüger dafür.” Ich habe ein Gefühl für Autoritäten, die das auch sind. Da werde ich still und höre zu, weil sich so merken läßt, welch ein Unterschied es ist, ob einer Autorität hat oder bloß Macht. Nur selten kommt beides zueinander.

Sen-1***Sen-2

Nach Rede und Gespräch wurde zum Empfang gebeten. Vor den Gobelins an den Wänden. Vor Fresken, die islamische Kämpfer zeigen. Auf Teppichen. Die Kellnerinnen und Kellner, ganz jung noch, ausgesucht, formvollendet. „Das ist wohl die härtest Schule, durch die man gehen kann in der Gastronomie”, sagte >>>> Frau Döring, mit der ich zusammenstand, nachdem ich
1) Frau Kiehl mit Martin Hielscher in Kontakt gebracht und
2) Monika Eden entdeckt hatte, die Leiterin des Oldenburger Literaturbüros, welche wiederum mit jener beisammenstand, und wir uns, also diese und ich,
3) umarmt hatten.
Darf man das in diesem Rahmen sagen: es habe „die Chemie gestimmt”? Auf jeden Fall mochten wir uns, Frau Döring und ich, sofort. Rede zur Bildung, was Bildung s e i. Da ist etwas angenehm Konservatives – im gemeinten Sinn des Wortes: etwas, das bewahren und nicht gleich anheimgeben will, weil was die glatten Durchläufe stört, nämlich die Bilanzen. Keine Merkelismus, der die Tradition der deutschen Universitäten an – englisch auszusprechen: – international standards hinwegegalisieren will; „international” selbstverständlich US-amerikanisch und nicht etwa französisch gemeint, imgrunde auch nicht englisch. Egal. Wir wußten schon, wovon wir sprachen.
Frau Kiehl kam herüber, verabschiedete sich; Hielscher werde sie nachhause fahren, sagte sie. Ich grinste ihn an. Schwerenöter. Aber so ist Hielscher nicht. Hielscher ist, so jung er ist, alte Schule, er kann das und paßt deshalb besser zu Beck als seinerzeit zu KiWi. Ich blieb bei der Professorin stehen und Monika Eden; jene kennt Kühlmann gut, aus seinen Publikationen. Sie hatte denn doch lächeln müssen, als ich gefragt hatte: Philologin oder Germanistin? Kiehl und Hielscher gingen: hübsch, diese beide „ie”s in den Namen. Das wird was, ich bin mir völlig sicher. Auch wenn die >>>> Kulturmaschinen das betrübt. Ich mag das, wenn ich Leute, die ich schätze, an Häuser vermitteln kann, die ihnen etwas geben können, das mir selber versagt bleibt. Es kommt auch nicht drauf an. „Vielleicht”, hatte nachmittags Klaus Siblewski gesagt, mit dem ich auf den Luchterhandkissen bei Random House saß, „ist das sogar sehr gut mit den kleinen Verlage für dich. Denn was du alles machst, das können große Häuser, deren Organisation gleichermaßen straff wie unflexibel sind und das auch sein müssen, nicht leisten: du würdest alles stören, jeden Ablauf, jede Planung, jede Präsentation. Kleine Verlage leisten das aber, die sind allein terminlich nicht im Korsett.” Daß ich alles stören würde, hatte mir meine Anne schon gesagt, die unterdessen im ältesten Verlagshaus Europas arbeitet; so viel ich weiß, ist Schwabe sogar… ja, >>>> es stimmt: der älteste Verlag der Welt. „Du erwartest Sonderbehandlung, überall. Du hältst dich an nichts. Du entscheidest Sartyrspontan allein nach deinem eigenen Kopf. Das ist der reine Horror für Verlage, die geregelte Abläufe brauchen. Stell dir doch bitte vor, was passiert, wenn das alle Autoren verlangen oder doch einige. Und das ist so. Man kann dich auch nicht bändigen, nicht mal zivilisieren. Da wird man als normaler Mitarbeiter verrückt, wenn nicht genervt. Und will einfach nicht mehr.” „Außerdem”, sagte Siblewski, „was du da allein an Masse ausstößt, das läßt sich von einem großen Verlag gar nicht bewältigen. Von mehreren kleinen Verlagen aber sehr wohl. Das ist die Chance der kleinen Verlage, und sie nutzen sie. Deshalb erscheint in ihnen so viele wirklich gute Literatur.” „Aber”, wandte ich ein, „weißt du… das Geld.” „Ja”, sagte er, „ich weiß. Aber so ist die Konsequenz.”

***

Wir sprachen auch über Verachtung, Anne und ich. „Du bist letztlich nicht menschlich”, sagte sie. „Du mißt die Menschen an dir. Und berücksichtigst ihre Ängste nicht.” „Angst ist dazu da, daß man sie überwindet”, sagte ich. Und sie: „Eben, Alban, eben. Schon wieder. Merkst du da denn gar nicht?” Da lag, zusammengetreten und blutend, verkrümmt, ein Adolf Hitlerchen in der Ecke des Standes des ältesten Verlages der Welt. „Wie, Alban, hältst du es mit dem Mitleid?” Und sie fügte hinzu, als ich mir eine Zigarette drehte: „Bitte nicht hier. Niemand würde etwas sagen, keiner sich trauen, dich zurechtzuweisen. Aber nachher, wenn du wegbist, bekommen wir das ab.” Dabei legte sie ihre linke Hand auf meine rechte.

***

Die Löwin, übrigens, hält mir nicht vor, nein, falsche Formulierung… aber sanft, zumal für eine solche Raubkatze, gibt sie mir immer wieder ganz Ähnliches zu bedenken. Wobei auch dieses Wort unrichtig ist. „Du solltest lernen, es zu fühlen.”
Bei allem Spott: Man kann auch auf Buchmessen sich herzenszubilden lernen. Sogar, ja, hier.

***

7.27 Uhr:
Also meine Termine heute. Vor allem um 10 das Gespräch mit >>>> Stefanie Klein bei Langen Müller. Mein Aufnahmegerät ist geschärft. Danach Fototermin. Wiederum danach, mittags, Treffen bei >>>> Elfenbein, zusammen mit Barbara Stang. Ich möchte auch gern die Kulturmaschinen mit Elfenbein zusammenbringen. Da wird es dann, skizziert, um ARGO gehen. Zwischendurch Treffen mit >>>> Guido Rohm. Und abends dann meine erste Lesung aus AZREDS BUCH:

Alban Nikolai Herbst

liest

Azreds Buch.

Buchhandlung Camp
Bücher & Espresso
Eckenheimer Landstraße 352
Frankfurt am Main

um 19 Uhr, davor:
>>>> Markus Michalek
____________

Messe-FFM-30-ANHWir laden Sie ein. Kostet auch nichts. Danach dann, wir alle zusammen, >>>> ins Literaturhaus.

***

<>9.55 Uhr:
[Halle 3.1 D, LangenMüller.]Messe-FFM-31-ZweigBin bereits etwas früher hier; gleich geht es los. Auch Stefanie Zweig ist schon da, aber ich halte mich noch im Hintergrund, bis Barbara Stang hiersein wird.

Anders als an den Tagen zuvor, während der ich den Eindruck hatte, die Messe sei doch erstaunlich wenig besucht, knüllte es sich schon vorm Haupteingang, und eine Lautsprecherstimme machte bekannt, es werde hie und da Personenkontrollen geben. Nun hatte ich keine sonderlich Lust darauf, meinen Arbeitsrucksack zu entleeren, wiewohl die entsprechenden Maßnahmen einsichtig sind; jedenfalls nahm ich einen der Nebeneingänge, durch die nur Aussteller, Presseleute und dergleichen kommen. Aber auch da: Kontrollen. Irrerweise winkte man mich durch und schnappte sich den Menschen, der gleich nach mir kam. Jetzt weiß ich nicht, ob ich beleidigt oder froh sein soll: Seh ich derartig harmlos aus seit neustem? Denn sonst, an jeder Grenze, bin immer ich es, der sich ausziehen muß. Hm. Seltsame Ambivalenz. Aber nun gut. So war ich sehr schnell hier.

Wo bleibt Stang?

15.18 Uhr:
Dann kam sie, zwei Minuten und acht Sekunden zu spät; ich bin halt, was Termine angeht, Zwängler. Vorstellung mit Frau Zweig, zwischendurch erscheint ein Fotograf der dpa, um Fotos von mir zu machen, also noch mal unterbrechen, aber wir hatten eh noch Zeit bis halb elf. Ich nutze die Fotopause, um zu rauchen, dann wieder hinein, das Aufnahmegerät scharfgemacht ( n i c h t: „scharf gemacht“!!!) und das Gespräch geführt, im Kabinchen. Schönes, freundliches Plaudern, Erzählen aus der Werkstatt, Hintergründe, das tatsächliche Leben 1947. Hiernach zu Elfenbein hoch, wo Ulrich Holbein im Gespräch mit dem Verleger stand; wir beide ein wenig kabbelnd, schließlich checkt er über meinen Laptop seine Post. Jörg Sundermeier vom >>>> Verbrecher Verlag erscheint, sieht uns, ruft: „Zwei Götter an einem Stand: Welch ein Faustschlag in das Gesicht von Rowohlt.“ Daraufhin wird er, selbstverständlich, von uns beiden nicht nur freundlichst begrüßt, nein hofiert. Wir sind so, so daß Holbein ohne aufzusehen seine Mails weitercheckt und ich in meinem Erzählband lese. Bis mich Holbein darin stört und eröffnet, Dr. Goldmann werde der ETA-Hoffmann-Preis erhalten. „Ja-wofür-das-denn?“ „Dafür, daß er die Villa Concordia geleitet hat und dafür auch ein Gehalt erhielt.“ „Stimmt, das ist ein Grund.“ „Aber keiner, der dich berechtigt, Döblin zu plagiieren.“ „Ähm?“ „Ich hab nur bis S. 20 gelesen, daher weiß ich das. Ich hab das auch damals geschrieben in der ZEIT.“ „So’chen, so’chen.“ „Du solltest meine Hörspiele hören. Ich weiß, du kannst davon lernen.“ Usw. Das ist so, wenn zwei im selben Verlag verlegen. Zumal ich die ersten elf Fehler in Azreds Buch gefunden habe…“

—- Moment, es kommt gerade Besuch. Von der Argentinien-Halle erzähle ich gleich.

>>>>> Fortsetzung dieser Buchmessen-Erzählung d o r t..

Kurztitel & Kontexte bis 2010-04-04

#lbn (07/09)

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Deutscher Journalisten-Verband ( #DJV ) nun auch gegen Google : Hl. Regierung , hilf ! ( PA ) | http://bit.ly/VLY0j

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#Hötrspiel | 1961 | Extopie : W. Hildesheimer – Unter der Erde – R: H .v. Cramer – SR 2, 20:04 #radiokunst | http://bit.ly/frXBJ (PDF )
Marcel #Proust twittert: – aus Rechtsgründen in englischer Sprache ( via O. Gassner ) #pipeline | http://bit.ly/euQj7

#Burdas FAZ- Wort v. d. #Enteignung durch #Google : Es gäbe viel zu tun , meint Knüwer , packt’s an ! #urheberrecht http://bit.ly/aB6lH
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Wie wär’s mal mit Twitter für gemeinnützige Zwecke ? ( #tweetraising @ TechCrunch ) #pipeline | http://bit.ly/siNK

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#Blog braucht Charakter > ergo NO GO ZONE für windelweiche Journalisten | http://bit.ly/101bke

#Verlag asphalt & anders : Neue Asphaltliteratur ? | http://bit.ly/AMXWI

#Hörspiel | Satire – Ingomar von Kieseritzky – Seelenleben höherer Tiere | Der Grimmroll – DLR, 21:33 #radiokunst | http://bit.ly/MxssP

#HörspielpreiaKriegsblinde09 | Gruppendynamik – Paul Plamper – RUHE 1 – HR 2, 21:30 #radiokunst | http://bit.ly/g6h3X

#Hörspiel | Bahnhof | Usendung : Timo Koch – hall des pas perdus – DRS 2, 20 H #radiokunst | http://bit.ly/rzkAx

By @inadaequat Sie #-Fragen – vark.com #antwortet per twitter #FAQ | http://bit.ly/449ABO

S. #Lewitscharoff als „eigentliches Epizentrum“ beim #Literaturfestival Leukerbad , Lob für Aleš #Šteger #nzz | http://bit.ly/146eg5

Sie #fragen – vark.com #antwortet per twitter #FAQ | http://bit.ly/449ABO

The Institute for Applied Autonomy … http://www.appliedautonomy.com/

#radiokunst | audio art | 5.1 – P. Cusack & M.Vojtechovsky – Your Favourite Sounds of Prague – SWR 2, 23:03 | http://bit.ly/5DoNB

#Hörspielpreis der Kriegsblinden 09 | Gruppendynamil – Paul Plamper – RUHE 1 – WDR Eins Live, 23 H #radiokunst | http://bit.ly/bwloR

#Hörspiel | Outlaws | Hörsp. d.Monats 01/09 – O. Presnjakow – Tötet den Schiedsrichter – WDR 5, 20:05 #radiokunst | http://bit.ly/85W5c

#Hörspiel | Ursendung – Andreas Otteneder – High Potentials, Low Performer & the Bailout- SWR2, 19:20 #radiokunst | http://bit.ly/sjD8O

#urhebrrecht #verlag #google : taz http://bit.ly/TtQx4 und Thierry Chevel – #kulturflatrate das geringste übel http://bit.ly/1aCH5z

Neue Musik | Werkportrait | Georg Friedrich Haas – Unheimat – Ö1, 23:03 #radiokunst | http://bit.ly/118RLG

#Hörspiel | Clash der Subjektive – Ralf Rothmann – Stolz des Ostens – MDR Figaro, 22 H #radiokunst | http://bit.ly/fWeAZ

#Hörspiel | Utopie | Eigenheim – Thomas Raab – Minimalutopien – BR 2, 20:30 #radiokunst | http://bit.ly/983c6

#Neuromancer turns 25: What it got right, what it got wrong ( Macworld ) | http://bit.ly/g1P7I

Berufsfeld Musikkritik – Analogien und Differenzen zur #Literaturkritik erwünscht #Differentialdiagnose http://bit.ly/fByze

@etkbooks #schonwieder : offenbar tiefsitzender zug unserer MEDIEN- & MEDIAL vermittelten kultur , die schuld auf andere zu schieben

@inadaequat also immer noch nur auf phänomenebene herumdoktoren. fürs eigene nest gilt das natürlich nicht http://faz-community.faz.net

FAZ- Herausgeber Werner D’Inka mosert über Blogger als „Leichtlohntruppen“ von geringer Kompetenz #schonwieder | http://bit.ly/RTW0K

RT @dieneedie: tel. 0431/901-1156 klavki † http://jdq90.tk

das ist beruhigend. es überlebt: das gelöschte wort. http://bit.ly/wRnpD

Gustav Mahler bloggt ( via Alex Ross ) #marketing | http://bit.ly/5YRUT

#wörter : Agnotologie – die Wissenschaft von der Produktion von Ignoranz @ hal fabers wort zum sonntag | http://bit.ly/2kaGTV

#radiokunst | audio art | „Klanglandschaft“ | Ursendung : Miki Yui – Memoa 08 – WDR 3, 23:05 | http://bit.ly/z4m3X http://bit.ly/z4m3X

#Hörspiel | Hörspielpreis d. Kriegsblinden 2009 : Paul Plamper – RUHE 1 – BR 2, 20:30 #radiokunst | http://bit.ly/gcGPN

Litblogs.net: Begriffe, Autorschaft, Privatheit http://bit.ly/o0WL2

#ebokks : World eBook Fair: 2,5 Millionen eBooks umsonst – WOLLEN wir das WIRKLICH ? | http://bit.ly/bsv7q

Empfehlung : Lili – Heft 154 – Thema : Veränderungen des Literaturbetriebs | http://bit.ly/Dq7TG

Ausschreibung Walter Serner-Preis 2009 : Stories zum Thema „Leben in den grossen Städten“ – Deadline 15. 9. #preis http://bit.ly/TU5S2

klingt interessant! Via @litblogs_net Lili – Heft 154. Veränderungen des Literaturbetriebs. http://bit.ly/Z4HRS #pipeline

Lili – Heft 154. Veränderungen des Literaturbetriebs. http://bit.ly/Z4HRS

#textetrouvé | Das Geld gibt dem Menschen Mass. Es ist geordnete Ichsucht. | http://bit.ly/fT2Rb

litblogs.net – Prozesse » (06/09) http://tinyurl.com/npgl6j

#Hörspiel – Tagungsband als BoD: vielleicht hinsichtlich (publikations)form und inhalt von interesse ? #radiokunst http://bit.ly/143siM

#Hörspiel | female subversion – Sabine Bernardi – RIOT GIRLS – WDR Eins Live, 23 H #radiokunst | http://bit.ly/3bS9c3

#Hörspiel | Portrait Klaus Gmeiner ( Schnitzler „Weg ins Freie“ Sommer09 ) – Ö1, 21 H #radiokunst | http://bit.ly/3UzHtB

#Hörspiel | Lebensspuren AB | Ursendung – Helmut Mittermaier – :am dienstag um neun …- SWR 2, 19:20 #radiokunst | http://bit.ly/RU6ct

http://www.rottenkinckschow.de/ visp: cotten-rinck-scho.

Brightkite app now available in #Android market http://bit.ly/wFZV9 #mobile

RT @fabeblau: michael jackson ist gestorben.

“Vor allem muß man den Spieß kaputt machen.” .. foucault-texte online
http://bit.ly/WIcRf

#Bachmannpreis 2009 : Alle Gewinner im Update – ganz ohne Spassfraktion diesjahr – #preis# http://bit.ly/1a3Ah4

#Bachmannpreis 2009 – Publikums- und Online- Preis an Karsten Krampitz‘ „Heimgehen. Eine Novelle“ (genial vorgetragen) #preis

#Bachmannpreis 2009 – Ernst Willner- Preis an Katharina Born , Andreas Schäfer im 3. Wahlgang leider abgeschlagen #preis

#Bachmannpreis 2009 : 3- Sat- Preis an Gregor Sander „Winterfisch“ – feine Entscheidung ! #preis

Es sind die Bücher, die zählen

Jonathan Beck, Detlef Felken, Robert Weil, Michael Krüger, ... (v.l.n.r)
, , , Michael Krüger, … *(v.l.n.r)

••• Der Tag fing übel an und endete grandios; und morgens wie abends waren es die Büchermacher, die fürs Wetter sorgten. Was die Enttäuschungen des Morgens angeht, will ich mich kurz fassen: Der eine Verleger verharrt in der passiven Verweigerung, die Scheidung amtlich zu machen und mich nach Jahren der faktischen Trennung mit meinen Rechten ziehen zu lassen. Und jenes Haus, das ich am ehesten als neue Wunschheimat im Visier hatte, mag die Liebe nicht erwidern. Unerwiderte Liebe ist nichts Ungewöhnliches. Die Enttäuschung besteht in der Art des Korbes, den mir meine Agentin heute früh pflichtschuldig weiterleitete: Tolles Buch, darf man paraphrasieren, aber ein zu gewagtes Thema. Feigheit?, springt es mich an. Jetzt werde ich nie sagen können, wohin ich mit der »Leinwand« wollte. Ich nehme eine solche Nachricht – wohlgemerkt – nicht persönlich. Aber Feigheit vor einem Thema? Himmel! Ein Verleger darf allerhand sein, aber nicht feige.

Zu der Veranstaltung in der LMU zum Thema »Amerikanische Buchkultur und German Publishing«, die ich vor zwei Wochen hier angekündigt habe, wollte ich nicht mehr gehen. Geschäftemacher, Feiglinge, Blahfasel … Mit den Verlegern geht es zu Ende, mit der Literatur ohnehin… Das war die Stimmungslage. Glücklicherweise war ich nur kurz kindisch und habe in letzter Minute noch ein Taxi geschnappt, die Odyssee der Raumsuche im Hauptgebäude der LMU erfolgreich überstanden und saß pünktlich zum Beginn im voll besetzten Fakultätssaal, in den die Sektion »Buchwissenschaft« der LMU geladen hatte.

Seit Jahren, erfuhr ich aus der Begrüßungsansprache von (Cheflektor C. H. Beck), unterstützt C. H. Beck die Buchwissenschaftler der LMU mit Lehrveranstaltungen und tatkräftiger Mitarbeit im Beratungsausschuss. Dass es zu dem hochkarätigen heutigen Abend kam, ist sicher auch – wenn nicht vor allem – ein Verdienst des Verlagsjuniors , der als Assistent beim Vortragenden (Executive Editor und Vice President der W. W. Norton & Company) einige Zeit in New York verbracht hat, um sein verlegerischen Wissen zu mehren und Kontakte zu knüpfen.

ist ein Editor-Haudegen mit deutschen Wurzeln und inzwischen über 30 Jahren Erfahrung im Buchgeschäft. Er begann seinen Vortrag auf Deutsch und schickte eine Botschaft gleich vorweg: Der deutsche und der amerikanische Buchmarkt hätten mehr gemeinsam, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Ein Grund zur Sorge? Nicht unbedingt.

Weiter ging es auf Englisch – sympathisch, packend, in Sätzen wie aus einer geschliffenen Erzählung. Und wie es sich für gute Literatur gehört, setzte Weil einen langen Hebel an, um die Perspektiven zurechtzurücken. Er begann bei seinen Eltern, denn es seien die Eltern, die einen Verleger zu dem machen, was er ist. Weils Eltern – beide Deutsche mit jüdischen Wurzeln – trafen sich im schwedischen Exil. Während der Vater über die zwölf Jahre Naziherrschaft nicht reden mochte, hielt es die Mutter umso mehr mit den historischen Fakten und schwieg nicht. Weils Verhältnis zu Deutschland war so immer ein einerseits liebevolles, andererseits aber nicht über-idealisiertes, wie es häufig bei Emigranten-Nachkommen der Fall sei.

Neu war mir, wie sehr das angelsächsische Verlagswesen – zunächst in Großbritannien und schließlich auch in den USA – seit den 1940er Jahren von Deutschen meist jüdischer Herkunft geprägt worden ist. Neu war mir auch, dass von da ab noch Jahrzehnte lang das US-Verlagswesen eine Branche verschlossener Türen war: Man blieb konfessionell unter sich. Farbige arbeiteten womöglich am Empfangstresen. Als »Lady Editor« residierte frau am Ende des Flurs, und allgemein herrschte die Vorstellung, Schwarze kauften keine Bücher, weshalb es auch keine für sie geben müsse. Das alles ist heute freilich Geschichte. Man ist p. c. und hat den Großteil der alten Vorurteile abgelegt. Dafür leidet man unter anderen Geißeln – der Bestsellerliste etwa, in die es fast nur noch »Celeberities« schaffen. Oder nur zwei marktbeherrschenden Buchhandelsketten plus einem allseits bekannten Online-Versender (anstelle der früher auch individuell entscheidenden Einzelbuchhändler). Überhaupt sei es schwierig geworden, ein Buch noch »sichtbar« zu machen. Die »book reviews« sterben, weil die großen Zeitungen sterben. Und man sei noch dabei, die neuen und anderen Möglichkeiten des Internets zu erkunden.

Was den US-Buchmarkt so bedeutsam macht, ist der Umstand, dass Englisch die heutige lingua franca ist. Die englischsprachige Publikation ist das Eintrittsbillett zum internationalen Markt, denn die arabischen, spanischen etc. etc. Verleger lesen nicht die deutschen Originale. Sie lesen die englischen Übersetzungen. So sei man gut beraten, sich einen der guten US-Übersetzer zu angeln. Die gute Übersetzung ins Englische öffne erst die Tür zum US-Verlag und die US-Publikation schließlich die Tür zur Welt.

Was nun allerdings die Geschäftskultur betrifft, könne man sie kaum als »ur-amerikanisch« bezeichnen, da – beginnend mit 1978 – deutsche Konzerne Verlag um Verlag in den USA aufkaufen und inzwischen über 50% des US-Verlagsgeschäfts besitzen.

W. W. Norton & Company ist in dieser Verlagslandschaft ein Exot, denn es handelt sich um einen unabhängigen Verlag, der den Mitarbeitern gehört. Nach einer gewissen Zugehörigkeitszeit erwirbt man das Recht, Anteile zu kaufen, und man muss diese Anteile abgeben, wenn man den Verlag verlässt. Ein solches Modell hilft dem Idealismus, am Leben zu bleiben, ohne dass der Geschäftsaspekt zu sehr ins Hintertreffen gerät. Dass jemand wie Weil sich seit vielen Jahren in einer solchen Umgebung heimisch fühlt, ist kein Wunder.

Bestsellerlisten, Renditeerwartungen, Mergers & Acquisitions… Whatever! It’s the books that matter! Es sind die Bücher, die zählen, schloss Weil und schlug damit den Bogen zurück zu Felkens Einleitungsworten: Wir alle wollen gute Bücher machen, gute und erfolgreiche Bücher, und wir wollen sie – wenn es sich denn einrichten lässt – mit netten Leuten machen.

Der Applaus für Weil war mindestens so herzlich wie sein Vortrag. Durch die anschließende Podiumsdiskussion mit und dem Überraschungsgast des Abends Michael Krüger (Hanser) führte . Die noch spürbare leichte Unsicherheit vor dem Publikum machte er spielend wett mit gewinnend sympathischer »attitude« (um in der Sprache des Abends zu bleiben). Wie viele Verleger, Lektoren und Übersetzer zugegen waren, wurde spätestens jetzt deutlich. Ich habe mich gefreut, Michael Krüger, über dessen »akzente« hier ja schon so häufig berichtet wurde, einmal persönlich zu erleben.

Nach der elektronischen Zukunft beispielsweise wurde gefragt. Weil antwortete, dass sie unweigerlich kommen wird, und zwar weltweit. Die Lehrbuchsparte von W. W. Norton & Company habe den Umsatz signifikant steigern können, seit diese Titel zum halben Preis (!) in elektronischer Form angeboten würden. Wie nah diese Zukunft sei, lasse sich auch daran ablesen, dass die Agentur von Gabriel Garcia Márquez die elektronischen Verwertungsrechte seines neuen Buches separat von den Printrechten anbiete. Das gedruckte Buch, so Weil, würde schon bald nur noch einen Teil des Gesamtgeschäfts ausmachen – aber einen stetigen.

Nach zwei Stunden schloss die Veranstaltung und bedankte sich für die Geduld des Publikums. Als hätte es Geduld gebraucht! Nein, wir alle sind heute Abend auf die eine oder andere Weise beschenkt worden. Mein Geschenk fiel besonders groß aus: Vortrag und Podiumsgespräch haben mich versöhnlich und optimistisch stimmen können. Es gibt noch Verleger, die Bücher machen, weil für sie noch immer die Bücher zählen. Ihr Enthusiasmus muss echt sein: Sie sind von ihrer Sache so begeistert, dass der Funke überspringt aufs Publikum. Ich habe daran nicht mehr geglaubt, aber doch immer und weiter daran glauben wollen. Nach Hause lief ich durchs mild-winterliche München mit dem Gefühl, dass also doch noch nicht alles verloren ist. Bestens. Das hat mir – nach dem üblen Morgen – den Tag gerettet. Dafür danke ich als Autor den Organisatoren des Abends, wenn dieser Effekt auch nicht auf ihrer Agenda gestanden haben mag.

*Nach Ende der Veranstaltung habe ich mich mit meinem iPhone bewaffnet und mich persönlich bei und bedankt. Ich konnte die Herren zu einem Gruppenfoto versammeln. Wie schlecht diese iPhone-Fotos sind, wusste ich nicht. Pardon dafür. Ich bin auch sicher, dass ich einen unverzeihlichen Faux Pas lande, indem ich den Herren rechts im Bild nicht namentlich nenne, weil ich im Eifer des Gefechts versäumt habe, mich nach seinem Namen zu erkundigen. Ich trage ihn nach, sobald ich ihn in Erfahrung bringe. Das ist immerhin ein Vorteil des elektronischen gegenüber dem gedruckten Medium.